Ökumenischer Gottesdienst: 20 Jahre deutsch-polnische Kirchenpartnerschaft
02. November 2019
Stettin/Szczecin. Mit einem Ökumenischen Gottesdienst haben heute (2. November) die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und die Diözesen Pomorsko-Wielkopolska und Wrocławska der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen in der St.-Trinitatis-Kirche in Stettin/Szczecin den 20. Jahrestag ihres Partnerschaftsvertrages gewürdigt.
Am 14. November 1999 wurde dieser hier von den polnischen Diözesen und der damaligen Pommerschen Evangelischen Kirche geschlossen. Die 2012 aus der Nordelbischen Kirche sowie den Landeskirchen Mecklenburgs und Pommerns gegründete Nordkirche führt die Partnerschaft weiter.
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Die Geschichte dieser Partnerschaft sei geprägt von Schuld, die benannt und bekannt wurde, so Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: „Es ist die Geschichte von Polinnen und Polen, die den Weg aus Lähmung und Erstarrung neu geöffnet haben. Sie sind einen Weg auf Menschen in Deutschland zu gegangen. Einen Weg, der Raum eröffnet hat für das Aussprechen von unermesslich großer, von deutscher Schuld, die ihren Ausgang nahm, als vor 80 Jahren das nationalsozialistische Deutschland Polen überfiel.“
Dieser Weg habe zur Bitte um Versöhnung geführt, so die Landesbischöfin: „Dafür bin ich Ihnen und allen, die diesen Weg miteinander gegangen sind und weiterhin miteinander gehen, von ganzem Herzen dankbar. Ich danke Gott dafür – und allen Menschen, die sich von Gott diesen Weg haben zeigen lassen und ihn beschritten haben. Ich bin dankbar, dass wir mitten in Europa so miteinander unterwegs sind!“
Die Landesbischöfin weiter: „Es ist uns in dieser Partnerschaft wichtig, dass wir uns begegnen, uns austauschen, einander wahrnehmen. Das ist viel. Gerade angesichts der furchtbaren von uns Deutschen heraufgeführten Vergangenheit zwischen unseren Ländern. Und auch angesichts der gegenwärtigen Zerrissenheit in Europa. Wenn wir gemeinsam Abgrenzung und Egoismus eine Absage erteilen, dann wird Europa auch weiterhin ein Friedensprojekt bleiben.“ Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: „Wo wir als Christen das Evangelium des Friedens und der Versöhnung bezeugen, entstehen Räume, in denen sich Gottes Kraft und Gottes Liebe entfalten können.“
Heute seien die Grenzen zwischen Deutschland und Polen offen, erinnerte Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: „Im 30. Jahr der Friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR und im 29. Jahr der Deutschen Einheit denken wir dankbar daran, dass vor allem und in besonderer Weise hier in Polen Menschen mutig und beherzt für Reformen, für Veränderungen, für das Ende von Diktatur und Unfreiheit aufgestanden sind. Mit ihrem frühen und eindrücklichem Engagement haben sie andere ermutigt und gestärkt, es ihnen gleich zu tun!“
Bischof Waldemar Pytel, Diözese Wroclawska (Breslau) der Evangelisch-Augsburgischen Kirche, sagte in seiner Predigt: „Früher trennten unsere Völker und unsere Kirchen der Widerwillen und das Unrecht wie eine unüberwindbare Mauer aus zerbröselnden Ziegeln. Daraus haben wir gemeinsam einen Tempel errichtet, der aus gegenseitiger Herzlichkeit, Zusammenarbeit und Achtung entstanden ist. Wir haben aus den Steinen, die uns trennten, in den vergangenen 20 Jahren unserer Partnerbeziehungen einen Weg gebaut, der den Frieden fördert und Grenzen überschreitet. Dieser Weg lässt uns immer wieder aufs Neue unsere Freundschaft festigen.“
Am Sonnabendmittag hatten die Nordkirche und die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen an der deutsch-polnischen Grenze einen „Peace Pole“ (Friedenspfahl) aufgestellt. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern) errichteten gemeinsam mit Bischof Prof. Dr. Marcin Hintz und Bischof Waldemar Pytel für die Diözesen Pomorsko-Wielkopolska und Wrocławska bei Neu-Rosow (Pfarramt Gartz/Oder, Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis) das Friedenszeichen.
Zuvor hatten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Nordkirche, der polnischen Diözesen sowie zahlreiche ökumenische Gäste der Partnerkirchen der Nordkirche am Vormittag in der Gedächtniskirche Rosow zur Veranstaltung „Deutsch-polnische Erinnerungen“ getroffen. Ryszard Bogusz, Bischof i.R. aus Breslau/Wrocław, und die Greifswalderin Elke König, Vizepräses der Landessynode der Nordkirche und Präses der pommerschen Kirchenkreissynode, gehörten 1999 zu den Unterzeichnern des Partnerschaftsvertrages und berichteten in einer Rückschau davon.
Hintergrund:
Die beiden Diözesen Wrocławska (Breslau) und Pomorsko-Wielkopolska (Pommern-Großpolen) haben jeweils etwa 3.000 Gemeindeglieder. Insgesamt gehören der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen etwa 70.000 Mitglieder in sechs Diözesen und 130 Gemeinden an.