Präses Ulrike Hillmann: „Das Wichtigste, was der Zukunftsprozess braucht, sind Motivation und Vertrauen“
17. September 2022
Lübeck-Travemünde. Mit einem Beschluss zum Zukunftsprozess “horizonte hoch 5” und dem Bericht der Flüchtlingsbeauftragten der Nordkirche hat heute (17. September 2022) die 14. Tagung der II. Landessynode geendet.
Am Vormittag hatten die Landessynodalen in Travemünde einstimmig mit einer Enthaltung für die Priorisierung von 6 Themenfeldern in den kommenden Jahren gestimmt. So soll von der Kirchenleitung der Nordkirche ein evangelisches Profil erarbeitet und gefördert werden. Ein weiteres Ziel ist es, die Präsenz und Relevanz im Sozialraum zu verbessern und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln. Weiter sollen sich Gremien und Entscheidungsstrukturen für Kirchenmitglieder öffnen. Nichtmitglieder einzubinden bei der Beteiligung ist ebenfalls erklärtes Ziel der kommenden Jahre.
Schlanker und flexibler - das sind die Stichworte beim Thema Aufbauorganisation der Leitungsebene. Dazu zählt, Verwaltung zu vereinfachen und stärker zu deregulieren. Darüber hinaus wird die multiprofessionelle Zusammenarbeit (die Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen und das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt) gestärkt. Um die Kirchensteuer zukünftig zu ergänzen, braucht es neue Finanzierungsmöglichkeiten, besagt Punkt 5 der Prioritätenliste. Und auch die Digitalisierung der Nordkirche voranzutreiben gehört zu den vorrangigen Themen der kommenden Jahre. Dazu werden ein Digitalisierungskonzept in der Kirche und ein Umsetzungskonzept für die digitale Community entwickelt.
Ulrike Hillmann, Präses der Landessynode, zieht ein positives Resümee der Tagung: „Das Wichtigste, was der Zukunftsprozess braucht, sind Motivation und Vertrauen. Vertrauen in den Prozess, in die Leitungsebene und in diejenigen, die die Ergebnisse umsetzen. Dieses Vertrauen hat die Synode. Sie hat den von ihr initiierten und ihr nun vorgeschlagenen Zukunftsprozess gestärkt, geschärft und Priorisierungen angestoßen. Die Synodalen haben sich intensiv mit der Vorlage beschäftigt und beschlossen, nun auf dieser Basis weiterzuarbeiten.
Wir, die Synode, sind davon überzeugt, dass die Resultate der Diskussion dieser Tagung in der weiteren Arbeit aufgenommen werden. Der nun folgende Austausch mit anderen Akteuren unserer Kirche, Kirchenkreisen und Hauptbereichen, wird dies sehr voranbringen.“
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Beratungen ist die Hilfe von rund 5 Millionen Euro, mit denen die Nordkirche in den nächsten zwei Jahren diakonische Projekte in den drei Sprengeln unterstützen wird. Mit diesen prognostizierten Mehreinnahmen aus der Kirchensteuer, die sich aus der Energiepreispauschale des Gesetzgebers ergeben, soll schnell und unbürokratisch Menschen geholfen werden, die besonders von der Energiekrise betroffen sind.
Dazu kooperiert die Nordkirche eng mit den drei Diakonischen Werken Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Deren Beratungsstellen prüfen die individuelle Situation von Alleinerziehenden, geringverdienenden Eltern und Empfänger:innen von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, BAföG, Wohngeld etc., Senior:innen und Student:innen. Diese erhalten dann zum Beispiel Prepaidkarten, die in bestimmten Geschäften einlösbar sind oder Gutscheine. Auch die Begleichung von offenen Strom- oder Gasrechnungen sowie Mietschulden direkt an die Versorger ist vorgesehen. Ein weiterer Schwerpunkt sind spendenfinanzierte Hilfsprojekte, die Familien und deren Kinder entlasten, wie zum Beispiel Sozialkaufhäuser, Jugend-, Familien- und Senior*innentreffs, Tafeln.
Weitere Projektanträge können bei den Diakonischen Werken eingereicht werden, und zwar von den Diakonischen Einrichtungen und den knapp 1.000 Kirchengemeinden zwischen Flensburg und Greifswald. Unterstützt werden sollen neue sowie bereits laufende Projekte. Voraussetzung ist, dass sie durch Spenden finanziert sind, Hilfe in der Not oder Hilfe zur Selbsthilfe bieten.
Von Hilfe in der Not und Hilfe zur Selbsthilfe handelte auch der heutige Bericht der Flüchtlingsbeauftragten der Nordkirche Dietlind Jochims. Von 2023 bis 2027 wird die Nordkirche die Arbeit für Geflüchtete mit mehr als 4,3 Millionen Euro fördern. Mit dem größten Teil dieser Summe werden die Flüchtlingsbeauftragten in den 13 Kirchenkreisen finanziert. Dass die Kirche Geflüchtete und ihre Unterstützenden beim Ankommen und Fuß fassen in Norddeutschland berät, öffentlich für die Belange und die Durchsetzung der Menschenrechte von Geflüchteten einsteht, und Gemeinden in besonderen Härtefällen auch Kirchenasyl gewähren, ist für Jochims im Evangelium begründet. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit solcher Solidarität und Nächstenliebe eine bessere Kirche, eine bessere Gesellschaft werden können.“