Wir sind gerufen Eine ausgeschlagene Einladung und die Folgen

Predigt im Gottesdienst in der Aumühler Kirche (21.6.2009) „in memoriam Albrecht Peters“ (1924 bis1987) von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald

21. Juni 2009 von Hans-Jürgen Abromeit

Predigttext: Lukas 14, 15 - 24 Das große Abendmahl 15 Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot ißt im Reich Gottes! 16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. 21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, daß mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch, daß keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmekken wird.

Liebe Gemeinde,

Gott möchte den Himmel voll haben! In seiner unendlichen Liebe macht Gott immer neue Anläufe, seine Menschen einzuladen. Aber es geschieht das Unglaubliche. Die von ihm Eingeladenen, wir, seine Menschen, folgen seiner Einladung in das Gottesreich nicht. Da sucht sich Gott eine andere Bevölkerung für seinen Himmel. Die Einladung wendet sich an die religiös Deklassierten, an die außerhalb der Gemeinde Stehenden. Am Ende bleiben die ursprünglich Eingeladenen außen vor. Das Evangelium für den 2. Sonntag nach Trinitatis ist eine Geschichte einer außerordentlichen Zuwendung Gottes zu den von ihm geschaffenen Menschen. Es zeigt uns aber auch, dass eine ausgeschlagene Einladung Gottesnicht ohne Folgen bleibt.

Ein Jahr nach dem heißen Herbst 1977, im Herbst 1978, überlegte ein studentisches Ehepaar in Heidelberg, ob ihre mittlerweile ein Jahr alte Tochter nicht doch getauft werden sollte. Wir beide, meine Frau Christiane und ich, hatten früh geheiratet. Ganz bewusst hatten wir uns dann als Studienort Heidelberg ausgesucht. Es hieß, man könnte dort gut Altes Testament, Systematische und Praktische Theologie studieren. Wir fühlten uns zur Universitätsgemeinde an der Peterskirche zugehörig. Aber wir hatten uns eine ganze Weile herum geschlagen mit der Frage, ob unsere schon ein Jahr alte Tochter als Kind getauft werden sollte oder ob wir nicht ihr die Entscheidung überlassen sollten. Karl Barths Einspruch gegen die Kindertaufe lag in der Luft. Ich hatte vorher in Wuppertal studiert und hatte dort manche Anregungen in dieser Hinsicht gehört. Das antwortende Bekenntnis des Glaubenden war uns sehr wichtig geworden.
War das bewusst ausgesprochene Bekenntnis nicht die Voraussetzung für eine Taufe? Mit dieser Frage saß ich in der systematisch-theologischen Vorlesung von Professor Albrecht Peters. Hier verstand ich, dass die Taufe zuerst ein Handeln Gottes an seinen Menschen ist, ein Hineinversetzen in ein neues Sein aus Gott. Leben die Eltern als Christen in der christlichen Gemeinde, dann ist das Kind sowieso mit hinein genommen in den Machtbereich des Herrn der Welt. Sein Leben wird geprägt sein vom Leben in der Nachfolge Jesu Christi. Warum dem Kind dann die Zugehörigkeit zur Gemeinde, die volle Teilhabe am Leib Christi vorenthalten? Bei Albrecht Peters lernte ich den Ernst der Taufe zu verstehen."Die Kindertaufe drängt über sich hinaus auf die Unterweisung und das freie Bekenntnis des Getauften."1 Albrecht Peters legte stärker, als ich es bei anderen Theologen gehört hatte, den Akzent auf die Aneignung des Glaubens. Entscheidend bleibt aber das neue Sein, das nicht erst durch das persönliche Bekenntnis entsteht, sondern durch Gottes Handeln vorgegeben ist. Trotzdem ist unsere Antwort auf den Ruf Gottes nicht unwichtig. Das neue Sein in Gott ist ein Geschenk. Das kann ich nicht machen, ich kann es aber ausschlagen.

Der heutige Predigttext zeigt uns dabei, worauf es ankommt: Wir sind gerufen, aber es gibt leider auch eine Kirche und es gibt Menschen, die die Antwort schuldig bleiben. Am Ende bleibt eine letzte Verantwortung vor Gott.

1. Wir sind gerufen!
Jesus ist zum Mal im Haus eines bedeutenden Mitglieds der pharisäischen Gemeinschaft zu Gast. Hier ist man fromm und redet auch so. Einer der Tischnachbarn Jesu nimmt die Mahlgemeinschaft als Gleichnis und preist alle glücklich, die am Ende in Gottes Himmel dabei sein werden: "Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!" Heute würde kaum ein Gesprächspartner bei einer Einladung zum Abendessen solche Aussagen machen. Wenn er ein Intellektueller ist, philosophisch gebildet und theologisch interessiert, dann würde er die Situation des Menschen in der Gegenwart vielleicht - mit den Worten Albrecht Peters ausgedrückt - bezeichnen als: "Geschickhaft - geworfen; gesetzhaft - gerufen und gnadenhaft- gehalten"2 Der Mensch ist sich selbst eine Frage. Aber er findet sich in dieser Welt vor, sieht sich in Frage gestellt und zur Verantwortung gerufen und bei all dem doch auch irgendwie getragen und gehalten. Jesu Gleichnis redet nicht so dialektisch.

Da wird erzählt von einem Menschen, der zu einem großen Festmahl einlädt. Nach der alten Sitte des palästinensischen Judentums hat er diese Einladung nicht nur lange vorher ausgesprochen, sondern schickt kurz vor Beginn des Festes seinen Knecht noch einmal, um die Geladenen nun auch zum Fest zu geleiten: "Kommt, denn es ist alles bereit!"

Und nun geschieht das Unglaubliche, dass sich einer nach dem anderen entschuldigt und gute Gründe nennt, warum er nicht an dem Fest teilnehmen kann. Einer hat einen neuen Acker gekauft, den muss er nun begutachten. Ein anderer zweimal fünf Ochsen, um die er sich nun kümmern muss. Ein dritter hat geheiratet. Dies macht sein Kommen unmöglich. Das Brüskierende liegt darin, dass dies geplante oder voraussehbare Ereignisse gewesen sind, die durchaus vorher bekannt waren und eine zeitige Entschuldigung möglich gemacht hätten. Es sind Probleme von reichen Menschen, von der führenden Schicht in der damaligen Gesellschaft, die sich durch die Angelegenheit des täglichen Lebens beherrschen lässt und der so die Zeit fehlt, dem Ruf des großen Gastgebers zu folgen. Diese zuerst Eingeladenen sind die religiös und gesellschaftlich führenden Kreise des damaligen Judentums. Jesus redet die an, die gerade in der Tafelrunde mit ihm zusammensitzen. Dieso Angesprochenen müssen sich schon mächtig düpiert gefühlt haben, als Jesus ihnen ins Gesicht dieses Gleichnis erzählt. "Gott hat euch eingeladen, aber ihr seid ja nicht gekommen, weil euch die Alltagsdinge, der Broterwerb und die Ehefrau wichtiger waren!"

Es kommt aber noch schlimmer. Jesus lässt nun den Gastgeber zornig die Einladung an die religiös Deklassierten der damaligen Gesellschaft weitergeben. Von den Straßen und Gassen der Stadt sollen die "Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen" hereingeführt werden. Der große Gastgeber wendet sich nun an die gesellschaftlich Unbedeutenden und Lästigen. Solche Menschen findet man bis heute in jeder christlichen Gemeinde. Ich denke an den alten Herrn, der geschlagen vom Leben jeden, den er trifft, in ein zwanzigminütiges Gespräch zu ziehen versucht, bei dem er zuerst noch einmal seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Jede Gemeinde hat die Mühseligen und Beladenen, die zu kurz Gekommenen und der Zuwendung Bedürftigen, um die sich sonst keiner kümmert. Wir sollten uns um die Begegnung mit solchen Menschen nicht drücken. Gott, denn niemand anders ist der große Gastgeber in diesem Gleichnis, hat sie ausdrücklich in sein Reich eingeladen.

Aber es ist noch Platz da und nun geschieht das Ungeheuerliche und der Gastgeber weitet nun den Kreis der Eingeladenen über die Bewohner der Stadt weit hinaus auf die Landstraße, an die Zäune und Hecken dieser Welt und öffnet so die Einladung zu Gottes Reich für Menschen aus allen Völkern. Aber die Stimmung bleibt nicht nur generös und locker, sondern am Ende stellt der Gastgeber eine traurige Tatsache fest: "Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken."

Gott lädt uns ein zu seinem Fest. Wir alle sind gerufen, wir alle sind eingeladen. Aber wo ist nun unser konkreter Ort am Anfang des 21. Jahrhunderts, im wiedervereinigten Deutschland mit einer relativ schwachen Kirche, der nicht die politische und gesellschaftliche Reputation fehlt, der aber die Glaubenskraft und die Menschen abhanden zu kommen drohen.

Liebe Gemeinde, ich komme aus einer Kirche, die sich in den letzten 50 Jahren auf ein Siebentel ihrer Mitgliederzahl reduziert hat. Nach 40 Jahren der systematischen Marginalisierung der Kirche und der Christen, nach Jahren der Diskriminierung des Glaubens, nach einer Zeit, in der - mit einem Wort Wolf Krötkes gesagt -: "die Menschen die Kirche in Massen verlassen haben" - ist es uns auch nicht gelungen, sie nun in den letzten zwanzig Jahren "einzeln wieder zurück zu gewinnen." Doch der Wind bläst der Kirche nicht nur im Osten Deutschlands ins Gesicht. Auch die Nordelbische Kirche, auf deren Boden wir uns hier befinden und mit der sich die beiden östlichen Nachbarlandeskirchen von Mecklenburg und Pommern in den nächsten Jahren vereinigen wollen, hat in den 30 Jahren seit ihrer Gründung im Jahre 1977 ein Drittel ihrer Kirchenmitglieder verloren. Ist unsere Kirche eine Kirche, die damit leben muss, dass die Menschen keine Antwort mehr geben auf den Ruf Gottes?

2. Eine Kirche ohne Antwort
Ist es nicht so, dass unsere Kirche weithin eine Kirche ohne Antwort auf den Ruf Gottes, auf die Ansprache durch das Evangelium geworden ist? Es merkt doch heute in unserer anonymisierten Welt niemand, ob wir auf den Ruf Gottes reagieren oder nicht. Selbst in unseren, zumindest im Westen Deutschlands, unüberschaubaren Gemeinden, in denen in den letzten Jahren der Pfarrstellenschlüssel, die Zahl der Gemeindeglieder pro Pfarrstelle immer größer geworden ist, weiß kaum jemand, ob es Reaktionen, Taten des Gehorsams als Antwort auf den Ruf des Evangeliums gibt.

Albrecht Peters hat uns in der Zeit unseres Studiums in seiner unnachahmlichen Art immer wieder darauf hingewiesen, dass das Neue Testament von einer anderen Art der Gemeinschaft ausgeht, als der, die wir heute in unserer Zeit kennen. Wenn man kaum Gemeinschaft praktiziert und das Miteinander nicht so dicht ist, passen viele Aufforderungen und Anregungen der Paulinischen Briefe und des Evangeliums für uns heute nicht. Gemeindezucht - ich weiß gar nicht, wie mein Banknachbar in der Kirche mit Gottes Wegweisung umgeht! Beichte und seelsorgliche Weisung unter der Verheißung des Lösens oder Bindens im Namen Jesu - wo sind denn die geistlichen Autoritäten und die vertrauensvollen seelsorglichen Beziehungen, die solch eine befreiende Offenheit im Umgang miteinander möglich machen. Gemeindeaufbau in Verbindlichkeit und Stetigkeit - wie ist das möglich in einer Welt des stetigen Wechsels und des Wandelns persönlicher Verhältnisse? Gemeinde kann nicht gelebt werden, hat uns Albrecht Peters in Heidelberg gesagt, wenn wir nicht ein Minimum an gegenseitiger Fürsorge und Aufeinanderachtgeben praktizieren. Wenn wir es als Kirche nicht wagen, aus der Anonymität herauszutreten und ganz konkret füreinander da zu sein, werden wir eine Kirche ohne Antwort bleiben. Es kommt darauf an, das Gemeinschaftsleben wieder für die Gemeinde zurück zu gewinnen. Damit meine ich gerade nicht eine Verkürzung christlicher Gemeinschaft auf das vereinskirchliche Modell. Aber ohne dass wir uns kennen und auch füreinander sorgen, kann ich die Gliedschaft am Leibe Christi nicht wahrnehmen. Die Gemeinde Jesu Christi wird nie eine Gemeinschaft der Fitten und der Führungskräfte sein, sondern wird die Nervenden, die Mühseligen und Beladenen, die Ausgegrenzten und Entrechteten immer mit in ihrer Mitte haben.

Das neue Sein ist durch Gottes Ruf und die Praxis der Kirche gesetzt. Aber nur, wenn wir auch die Erziehung in den Familien fördern, das christliche Profil in den Kindertagesstätten pflegen, ein christliches Gemeindeleben auch für Kinder und Jugendliche anbieten, wird  sich die in der Kindertaufe zugesprochene Gnade im Leben auch bewähren. Wo aber gibtes heute noch Kirchengemeinden, in denen ein regelmäßiger Kindergottesdienst angeboten wird? Hier sind die eigentlichen Einbrüche zu verzeichnen und hier ist die Herausforderung, neue Wege zu suchen. Die Zeit der Volkskirche ist zumindest bei uns im Osten Deutschlands vorbei. Es sind Minderheiten, die sich in der Kirche sammeln. Aber das Evangelium ist zu verkündigen an "alles Volk". Wenn wir dem Ruf und dem Auftrag Jesu Christi folgen wollen, müssen wir als Kirche die vereinskirchlichen Grenzen durchstoßenund ein Wort für das Ganze der Gesellschaft haben. Die spannende Herausforderung liegt in der Notwendigkeit, die geistliche Gemeinschaft vor Ort zu pflegen und gleichzeitig das Ganze der Polis, der Stadt und des Gemeinwesens, im Blick zu haben.

3. Eine letzte Verantwortung vor Gott
Der Schlusssatz des biblischen Gleichnisses, der so konkret und klar die Folgen der ausgeschlagenen Einladung beschreibt, weist uns hin auf einen letzten umfassenden Horizont, den heute kaum einer noch wahrnimmt. Nach Jesu Gleichnis gibt es ein Zuspät. Es gibt ein letztes Ausschlagen der Einladung, die ein ewiges Verfehlen des Lebens zur Folge hat. "Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird."

Von einem ewigen Verlorensein wagt kaum ein Theologe heute noch zu reden. "Dabei steht auf jeder Seite des Neuen Testaments etwas vom Verlorengehen oder Gerettet werden",pflegte der verehrte Lehrer zu sagen. Der Artikel, mit dem die Kirche steht und fällt, (der Artikel stantis et cadentis ecclesiae), die Lehre von der Rechtfertigung vor Gott, hängt aber ohne diesen umfassenden Horizont in der Luft. Biblisch gesehen ist die Rechtfertigung durch Gott wegen des Werkes Jesu Christi immer die Rechtfertigung im Gericht, der Freispruch angesichts der berechtigen Klage, die Gott über unser treuloses Leben führt. Jahrhunderte-, ja Jahrtausendelang bildete die Rede vom Gericht die Folie, auf deren Hintergrund die erlösende Liebe Gottes zum Zuge kommt. Die Rechenschaftslegung für das, was wir aus unserm Leben gemacht haben, ist die Rückseite des Schöpfungsglaubens. Wenn Gott mich geschaffen und mir meine Gaben und Fähigkeiten, meine Möglichkeiten und mein ganzes Leben geschenkt hat, dann hat er auch das Recht, am Ende zu fragen, was ich daraus gemacht habe. Albrecht Peters hat uns immer wieder gesagt: "Wir kommen aus Gottes Hand und kehren eines Tages wieder in Gottes Hand zurück." Zum Glauben an Gott, den Schöpfer gehört auch die Bereitschaft zu einer letzten Verantwortung vor Gott.

In dieser Woche ist in Greifswald die Bachwoche zu Ende gegangen. Wer sich nur einmal die Inhalte der klassischen kirchenmusikalischen Werke anschaut, der weiß, wie die Alten den Tag der Rechenschaftslegung gefürchtet haben. Nicht umsonst wird er bei Verdi und sonst als "dies irae, dies illa" bezeichnet, als "Tag des Zornes", als "Tag des Gerichts". Die Alten fühlten sich von Gott getragen, aber gerade deswegen auch bei ihm in der Pflicht. Dieser Horizont ist uns verloren gegangen. "Als wir uns nicht mehr glaubend und vertrauend geborgen wussten in der Hand des Allmächtigen und Barmherzigen, als wir uns nicht mehr mit dem rechtfertigenden Ja Gottes im Rücken frei und unbeschwert der Welt zuwenden konnten, da mussten wir uns selbst rechtfertigen vor der unheimlichen Tiefe des eigenen Gewissens, da mussten wir die Gewissheit selber erstellen durch unsere Werke."3 Aus der Rechtfertigung wegen Christus im Gericht, aus der heißen Annahme durch Gott, weil Jesus Christus seine Schuld im Prozess, den Gott gegen mich führt, auf sich nimmt, wird ein allgemein menschliches, aber blutleeres Existential.4

Das deutsche Wort Verantwortung kommt ja genau aus diesem letzten, eschatologischen Zusammenhang. Gott wird uns fragen, was wir aus unserm Leben gemacht haben. Gewiss dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott uns in dieser letzten Rechenschaftslegung nicht allein lässt. Christus tritt für uns ein. Weil er für uns gestorben und von Gott auferweckt worden ist, dürfen wir die Gewissheit des ewigen Lebens haben. In der Taufe wird uns diese Gnade Gottes, die uns durch unser ganzes Leben trägt, zugesprochen. Ohne die beantwortende Bewegung auf Gott hin, bleibt Gottes Liebeswerben ohne Resonanz. Die Taufe verpflichtet uns, nach Gott zu fragen. Die Bezogenheit auf Gott lässt die in der Taufe zugesprochene Gnade nicht billig werden. Deswegen haben wir damals unserer Tochter als Taufspruch ein Wort aus dem Prophetenbuch des Amos mitgegeben: "Suchet Gott, so werdet ihr leben!" (Amos 5, 4). Wer in seinem Leben die Unruhe der Gottessuche verspürt, dem wird Gott am Ende das Leben schenken. Amen.

 

 

1 Albrecht Peters, Karl Barths Lehre von der Taufe; in: Luther 40 (1969-86, 81).
2 So häufig bei Peters zum Beispiel ders., Das Ringen um die Rechtfertigungsbotschaft in der gegenwärtigenlutherischen Theologie; in: Theologische Strömungen der Gegenwart. Beiträge von E. Hübner, A. Peters, W.Lohff und H. Braun, Göttingen, 2. Auflage 1967, 24 bis 44, 37.
3 A. Peters, Das Ringen um die Rechtfertigungsbotschaft in der gegenwärtigen lutherischen Theologie, a. a.O. 25-
4 Selbst gut lutherische Theologen blenden jeden eschatologischen Horizont aus: "Wer entscheidet eigentlichletztgültig darüber", fragt Wilfried Härle in einer der letzten Veröffentlichungen der VELDK zum Thema"Rechtfertigung heute", "ob ich annehmbar, akzeptabel bin - meine Mitmenschen, ich selbst? Oder gibt eseine Instanz, von deren Annahme oder Ablehnung letztlich abhängt, was für einen Wert ich habe, ob ichakzeptabel bin und mich darum auch selbst annehmen kann?" So wird aus der Rechfertigung die Anerkennung,aus dem Freispruch im Gericht eine psychologische Bestätigung. Wilfried Härle, Rechtfertigung heute;in: Friedrich Hausschild/ Udo Hahn (hg.), Rechtfertigung heute, warum die zentrale Einsicht Martin Lutherszeitlos aktuell ist, Hannover 2008, 65-86, 72.

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