Sani Ibrahim Azar neuer Bischof in Jerusalem
09. Januar 2018
Hamburg. Zur Einführung des neuen Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL), Pastor Sani Ibrahim Azar, ist eine Delegation der der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) heute (9. Januar) nach Jerusalem gereist. Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, wird in dem feierlichen Einführungsgottesdienst am 12. Januar in der Erlöserkirche in Jerusalem mit mehreren hundert internationalen Gästen einen Segen sprechen.
Magaard leitet die Delegation, in der neben Dr. Klaus Schäfer, dem Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene in der Nordkirche (ZMÖ), und Nahostreferentin Hanna Lehming auch Margrit Semmler, Mitglied der Ersten Kirchenleitung, reisen wird. Pröpstin Johanna Lenz-Aude aus dem Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, der intensive Kontakte zur Partnerkirche pflegt, wird ebenso am Gottesdienst teilnehmen wie Pastor Jakob Henschen aus der Kirchengemeinde Mustin, Mitglied im Nahostausschuss des Zentrums für Mission und Ökumene und ehemaliger Stipendiat und Vikar des künftigen Bischofs Azar in Jerusalem. Mit der Delegation reist auch der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, der zugleich Vorsitzender des Jerusalemsvereins mit Sitz in Berlin ist und im Rahmen der Verabschiedung von Bischof Younan ein Grußwort halten wird.
Ibrahim Azar ist Nachfolger von Mounib Younan, der nach zwanzig Jahren im Bischofsamt in den Ruhestand geht. Azar besuchte die lutherische Schule in Bethlehem, studierte Evangelische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und wurde 1988 ordiniert. Er ist Vater von drei Töchtern. Bischof Gothart Magaard hebt anlässlich der bevorstehenden Einführung hervor: „Mit Ibrahim Azar ist ein hervorragender Theologe und Seelsorger zum Bischof gewählt worden. Seine Gabe, auf Menschen zuzugehen, ihnen genau zuzuhören und genau hinzusehen, wird ihm helfen, sein Amt dafür zu nutzen, die Einheit der evangelisch-lutherischen Kirche in der Region zu fördern und den Dialog zwischen den Menschen unterschiedlicher Konfession und Religion auch weltweit zu fördern. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Bischof Azar und wünsche ihm für seinen Dienst Gottes Segen.“
Vom Nahostkonflikt täglich betroffen
Zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) gehören sechs palästinensische Gemeinden in Jerusalem, in der Westbank und in Jordanien mit insgesamt etwa 1.500 Mitgliedern. "Vor Bischof Azar liegen große Herausforderungen. Die Mitglieder seiner Kirche sind vom festgefahrenen Nahostkonflikt tagtäglich betroffen. Der Bischof soll den Menschen Vertrauen und Hoffnung geben, die Gemeinden untereinander einen und seine Kirche in die Zukunft führen", so Nahostreferentin Hanna Lehming, die die Partnerbeziehungen der Nordkirche zu der Kirche koordiniert und pflegt.
Die lutherische Kirche im Nahen Osten ist erwachsen aus der Missionsarbeit deutscher evangelischer Christen im Heiligen Land, die im 19. Jahrhundert begann. Der schwäbische Pietist Theodor Schneller errichtete 1860 in Jerusalem das Syrische Waisenhaus als ein Jungeninternat für christliche Kinder aus dem Libanon, die nach einem blutigen Massaker an Christen zu Waisen geworden waren. Fast gleichzeitig gründeten Theodor Fliedner und zunächst zwei Diakonissen aus Kaiserswerth im Jahre 1851 das Mädcheninternat Talitha Kumi in Jerusalem. Zwei weitere Kaiserswerther Diakonissen kümmerten sich um die Versorgung kranker Menschen und errichteten eine Krankenstation in Jerusalem. Bischof Samuel Gobat gründete zahlreiche Schulen. Seit 1852 ist der Jerusalemsverein durch die Gründung von Gemeinden und Schulen für die arabische Bevölkerung und zur „Unterstützung deutscher evangelischer Einrichtungen in Palästina“ tätig. Etliche Jungen und Mädchen aus diesen Einrichtungen konvertierten damals im Konfirmandenalter oder als Erwachsene zur lutherischen Konfession und gründeten später evangelische Familien.
Unabhängige Kirche seit 1979
Die auf diese Weise evangelisch gewordenen arabischen Christen waren bis 1959 Mitglieder der deutschsprachigen evangelischen Kirche. Der Namenszusatz der Kirche „in Jordanien“ stammt aus dem Gründungsjahr der Kirche 1959, als die Westbank und Ost-Jerusalem unter jordanischer Herrschaft standen. Seit 1979 ist die ELCJ unabhängig und wird von einem arabisch-palästinensischen Bischof geleitet. Im Jahre 2005 hat die Kirche ihren Namen um den Zusatz „und im Heiligen Land“ erweitert.
Bischof Dr. Abromeit erklärt zum Wechsel im Bischofsamt: „Bischof Younan hat seiner Kirche einen großen Dienst erwiesen, indem er sie als wichtigen Teil der lutherischen Weltgemeinschaft in der Ökumene verankert hat. Als Präsident des Lutherischen Weltbundes hat er im Festjahr zum Reformationsjubiläum in Lund einen Gottesdienst gemeinsam mit Papst Franziskus gefeiert und damit Kirchengeschichte geschrieben. Bischof Azar hat dagegen seine Gaben in der Seelsorge und in der pastoralen Arbeit der Gemeinden vor Ort. Es wird die Kirche stärken, wenn sie jetzt einen geistlichen Leiter bekommt, der in einer politisch und religiös sehr schwierigen Lage den Gemeinden hilft, ein Zeugnis des Evangeliums zu sein.“