Statement der Nordkirche: Klare Haltung gegen jede Form von Antisemitismus
05. August 2019
Schwerin. Die Erste Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) bekräftigt die klare Haltung der Nordkirche gegenüber jeglicher Form von Antisemitismus. Anlass sind aktuelle Medienberichte und öffentliche Diskussionen im Zusammenhang mit einem Vortrag des Greifswalder Bischofs Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Sprengel Mecklenburg und Pommern) am 1. August in Bad Blankenburg im Rahmen der Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz in Deutschland.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt als Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordkirche und Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) als erster stellvertretender Vorsitzender erklären dazu: „Es handelt sich bei dem Vortrag von Bischof Dr. Abromeit um seine persönliche Meinungsäußerung. Der Vortrag stellt keine Stellungnahme oder Positionsbeschreibung der Nordkirche dar.“
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt und Bischof Magaard unterstreichen zudem: „Die Nordkirche widerspricht klar und entschieden jeder Form von Antisemitismus. Sie bejaht und unterstützt uneingeschränkt das Existenzrecht und die Sicherheit Israels. Im jüdisch-christlichen Dialog setzt sie sich aktiv für die Versöhnung zwischen Christen und Juden ein. Sie hofft auf eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt und unterstützt im Rahmen ihrer Möglichkeiten die damit verbundenen Friedensbemühungen. Als Nordkirche unterhalten wir seit langem partnerschaftliche Beziehungen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL). Die Nordkirche unterstützt dabei auch Organisationen und Initiativen, die sich für Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen, wie zum Beispiel die Initiative ‚Parents Circle – Families Forum‘. Diese Positionen teilt auch Bischof Abromeit.“
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt hat in ihrem Urlaub Medienberichte zum Vortrag von Bischof Abromeit zur Kenntnis genommen: „Ich bin bestürzt und bedaure zutiefst, dass Ausführungen von Bischof Abromeit offenbar Anlass für Interpretationen gegeben haben, die die klare Haltung der Nordkirche gegen jede Form von Antisemitismus in Zweifel gezogen haben. Ich halte Begrifflichkeiten wie ‚Überidentifikation mit Israel‘ für völlig unangemessen.“
Ausdrücklich verweist die Landesbischöfin auf die im Jahr 2017 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) veröffentlichte Positionsbestimmung „Antisemitismus. Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen tun können“: „Hinter den darin wiedergegebenen Aussagen steht die Nordkirche ohne jedes Wenn und Aber.“
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt und Bischof Magaard betonen zudem: „Bereits in ihrer Verfassung bezeugt die Nordkirche ‚die bleibende Treue Gottes zu seinem Volk Israel‘ und ihre bleibende Verbundenheit mit ihm ‚im Hören auf Gottes Weisung und in der Hoffnung auf die Vollendung der Gottesherrschaft‘. Die Nordkirche stellt sich der Schuld, die einzelne Christen und die evangelische Kirche als Institution gegenüber Menschen jüdischen Glaubens durch aktive Unterstützung des NS-Regimes oder durch Schweigen auf sich geladen haben, und beteiligt sich aktiv an der Aufarbeitung von Mitverantwortung und Mittäterschaft von Christen an der millionenfachen Ermordung von Menschen jüdischen Glaubens in der Shoah.“