Greifswalderin Elke König erhält die Bugenhagenmedaille:

„Unerschrockene Botschafterin des Glaubens“

Die Greifswalderin Elke König erhält für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement die Bugenhagenmedaille der Nordkirche
Die Greifswalderin Elke König erhält für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement die Bugenhagenmedaille der Nordkirche© Susanne Hübner

25. Oktober 2022 von Annette Klinkhardt

Greifswald/Züssow. Als „zugewandte, aber zugleich unerschrockene Botschafterin des evangelischen Glaubens“ erhält die Greifswalderin Elke König am Reformationstag (31. Oktober) die höchste Auszeichnung der Nordkirche: Für ihr über drei Jahrzehnte währendes ehrenamtliches Engagement überreicht ihr Bischof Tilman Jeremias in der Zwölf-Apostel-Kirche in Züssow südöstlich von Greifswald beim Reformationsempfang der Nordkirche die Bugenhagenmedaille.

Die Evangelische Kirche in Norddeutschland begründet die Entscheidung für die 66-Jährige so: „Durch ihr Engagement stärkt sie das Ehrenamt, aber auch die Stimme der Frauen. Ob in Synoden, in Gremien, in Begegnungen oder bei der Mitgestaltung von Gottesdiensten lebt sie christlichen Glauben und kirchliche Verbundenheit selbstverständlich in einer größtenteils säkularen Umwelt und ist dabei zum Vorteil der Kirche und deren Zukunft eine Fragende geblieben“.

Junge Gemeinde wird Heimat zu DDR-Zeiten

Elke König wuchs in Krien bei Anklam auf. Ihre Familie war durch die besondere Frömmigkeit Hinterpommerns, aber auch durch die schmerzhafte Vertreibung 1945 geprägt. Taufe und Konfirmation waren trotz sozialistischen Staates selbstverständlich: „Mein Vater betrieb eine Gaststätte direkt neben dem Pfarrhaus, zu der eine kleine Landwirtschaft gehörte“, erzählt sie. Als ihr Vater starb, war Elke gerade einmal 14 Jahre alt. Trost und Halt fand sie im Pfarrhaus: Das Pastorenehepaar Manfred und Inge Goeritz brachten ihr die Weltliteratur nahe und sprachen mit ihr über philosophische Fragen. In der Jugendarbeit der Kirche fand sie eine Art Heimat: „Die Junge Gemeinde war so anders als alles, was wir jungen Leuten sonst in der DDR erfuhren. Da wurden Dinge thematisiert, die sonst nirgends auf der Tagesordnung standen.“

Geprägt hat sie auch ihre Liebe zur Mathematik. Sie studierte Mathematik und Physik und wurde Lehrerin. Bereits zu DDR-Zeiten gehörte sie zu einem Kreis christlicher Lehrerinnen und Lehrer, die sich einmal im Jahr mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Westen zu Bibelgesprächen trafen und sich über Pädagogik in Ost und West austauschten. Als Elke König 1987 Wehrkunde unterrichten sollte, wechselte sie zunächst an die Universität. Ab 1991 unterrichtete sie Referendarinnen und Referendare als Leiterin des Studienseminars Greifswald.

Seit 1991 im Präsidium der EKD-Synode

Zu ihrem Engagement in der Synode, einer Art Parlament der Kirche, kam sie über Dietrich Affeld, den langjährigen Präses (Vorsitzender und Sitzungsleitender) der Pommerschen Landessynode und Vizepräses des länderüberspannenden Kirchenbundes EKU (heute UEK). „Als 1991 für die EKD aus Pommern ein Synodaler gesucht wurde, brachte er mich ins Spiel und ich wurde in Hannover auch sofort ins Präsidium gewählt“, erinnert sich Elke König. Seitdem gehört sie dem Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland an, seit 2015 als deren Vizepräses.

Mit einer kurzen Unterbrechung ist sie seit 1998 die Präses der pommerschen Synode: bis 2012 Landessynode der Pommerschen Evangelischen Landeskirche, heute Kirchenkreissynode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises. Seit Gründung der Nordkirche 2012 ist sie Vizepräses dieser Landessynode, in der sich rund 160 Frauen und Männer engagieren. Vorbereitung und Moderation von drei mehrtägigen Synodensitzungen in Greifswald, Travemünde und Hannover. Etliche Stunden im Monat allein an Fahrzeiten. Alles ehrenamtlich.

Mit menschlichen Mitteln Kirche gut bauen

Elke König erklärt, warum: „Die Synode ist für mich eine Gemeinschaft von Engagierten, die mit irdischen Mitteln versuchen, die Kirche so gut zu bauen, dass sie gemäß des Evangeliums agieren kann. Wir machen uns Gedanken darum, dass wir als Kirche unseren Grund nicht verlieren und gleichzeitig immer in die Welt hinausgucken. Das ist gerade heute wichtig - die Leute suchen doch, und wir haben ein wunderbares Angebot, bei dem es sich lohnt, mitzugestalten.“

Eine Synode funktioniere wie ein Orchester, erläutert sie. Auch wenn das Wort Präses übersetzt so etwas wie „Vorsitzender“ bedeute, verstehe sie sich nicht als Dirigentin am Pult: „Ich sitze bei den ersten Geigen und bin angewiesen auf die Partitur, auf die Pauke und die feine Flöte, auf die lauten und die leisen Töne. Wenn wir nicht im Einklang sind, stimmt es nicht.“

Humor hilft

Humor helfe, beim stundenlangen Ringen um einen Paragraphen oder einen Tagesordnungspunkt immer wieder die Situation zu entspannen, sagt Elke König, deren Lippen auch in angespannten Sitzungen immer ein leises Lächeln umspielt. Wichtig sei für sie eine gute Struktur, so Elke König: „Die Geschäftsordnung ist nicht um ihrer selbst willen gemacht, sondern um Gespräche zu kultivieren. Struktur ist ein Hilfsmittel und kein Dogmatismus, sie hilft dabei, Fragen zu ermöglichen.“

Ihr jahrzehntelanges Engagement habe ihr Leben ungemein bereichert: „Man hat auf jeden Fall mehr davon, als man hineingibt. Ich erlebe so viel gute Gemeinschaft, und es macht einfach auch Spaß. Ich empfinde es auch als Privileg, mich auf diese Weise für meinen Landstrich und dessen Leute und Gemeinden einsetzen zu können. Am meisten schätze ich die inhaltliche Arbeit, wenn wir gemeinsam um Positionen ringen und schließlich gute Kompromisse finden.“

Nordkirche ehrt damit Engagement von Synodalen

Besonders beglückend sei für sie deshalb die Tagung der Landessynode der Nordkirche zum Thema Frieden in diesem Frühjahr gewesen. „Wir haben ein Papier verabschiedet, in dem sich alle wiederfinden konnten. Es war klar, dass wir verschiedene Ansichten haben dürfen, aber bleiben beieinander bleiben.“ In der Urkunde, die Elke König zusammen mit der Medaille erhält, heißt es dazu: „Elke König ehren – das heißt auch unsere Synodalen ehren. Sie setzen ihre Zeit und ihre Kompetenzen ein, um den Weg unserer Kirche durch Entscheidungen zu prägen. Die Synode ist unser Souverän und unsere parlamentarische Entscheidungsträgerin; sie sorgt für breite Kompetenzen, offene Aussprachen, klare Entscheidungsgrundlagen und wirkt Leitungsvorstellungen einer „Top-Down-Kirche“ entgegen.“

Elke König ist verheiratet mit dem ehemaligen Greifswalder Oberbürgermeister und hat zwei erwachsene Kinder und eine Enkelin.

 

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