Wie geht Inklusion im Kindergarten?
16. November 2017
Mehr als 100 Mitarbeiterinnen aus Kindertagesstätten in ganz Schleswig-Holstein haben sich in Rendsburg getroffen. "Wir müssen Inklusion in den Kitas umsetzen, aber keiner weiß genau wie", findet Sven Kütemann. Deshalb hat der Referent für Inklusion des Kirchenkreises Altholstein pädagogische Fachkräfte und Leitungen nach Rendsburg eingeladen. Einen Tag lang tauschen sie ihre Erfahrungen miteinander aus.
Neben Vorträgen gibt es in den Räumen des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen vor allem Beispiele aus der Praxis. Aus der evangelischen Kita im Neumünsteraner Stadtteil Gadeland hat Elisabeth Kalläne das Projekt "Brauchen Mädchen rosa" mitgebracht. Dabei fordert sie ihre Kolleginnen auf, gängige Klischees zu überdenken, etwas dass Mädchen sich für Puppen, Pferde und Ballett interessierten, Jungs dagegen automatisch eine Schwäche für Fußball, Kämpfen und Computer hätten. "Inklusion heißt eben auch, dass wir die Individualität jedes Kindes im Auge behalten und es dabei stärken, seine eigene Identität zu entwickeln", erklärt Kütemann.
Inklusion gelingt in motiviertem Team
Alle neun Praxisbeispiele, die an diesem Fachtag vorgestellt werden, sind aus einer Fortbildung vor eineinhalb Jahre hervorgegangen, die der Altholsteiner Referent für Inklusion geleitet hat. Daran teilgenommen haben auch Kristin Stahmer und Janine Krügeraus der Kindertagesstätte der Kieler Michaeliskirchengemeinde (Hassee). Sie haben festgestellt, wenn Inklusion gelingen soll, dann muss ein motiviertes Team dahinter stehen. Um das anschaulich zu machen, laden die Mitarbeiterinnen beim Fachtag ihre Kolleginnen zu einer "Bergwanderung" ein. Auf dem Fußboden haben sie Wackersteine verteilt, die sich einem in den Weg stellen, wenn man als Kita den "Inklusionsberg" erklimmen möchte, den die beiden kurzerhand nachgebaut haben.
Wieder ein anderes Beispiel befasst sich mit Kinderbüchern. "Wenn in der Geschichte ein kleines schwarzes Mädchen mit Knochen im Haar zum Wasserholen geht, dann kann sich das in den Köpfen der Kinder als Vorurteil festsetzen", erläutert Inklusionsexperte Kütemann.
"Es ist normal, anders zu sein"
Der Fachtag kommt bei den mehr als 100 Teilnehmerinnen an. Interessiert verfolgen sie die Projekte, fragen nach, bringen eigene Ideen ein, die Atmosphäre ist entspannt. Organisator Kütemann: "Ich bin sehr zufrieden."
Inklusion in Kindertagesstätten möchte Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit wahrnehmen und gezielt fördern. Vereinfacht zusammengefasst steckt dahinter die Idee: Es ist normal, anders zu sein.