Wo Kirche ist, ist für Rechtsextremismus und Rassismus kein Platz!
24. Januar 2024
Der Bischofsrat und die Präses der Landessynode der Nordkirche haben sich in einem gemeinsamen Wort klar für Freiheit, Demokratie und Vielfalt positioniert und zur Teilnahme an den bundesweiten Demonstrationen aufgerufen.
Die geistliche und die parlamentarische Leitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischöfin Nora Steen, Bischof Tilman Jeremias sowie die Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann, begrüßen die bundesweiten Kundgebungen für Freiheit, Demokratie und Vielfalt wie u. a. in Hamburg, Rostock und Schwerin. Sie rufen zur Teilnahme auf und beteiligen sich daran.
Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes mit gleicher Würde und gleichen Rechten
In einem gemeinsamen Wort schreiben sie: Wir weisen alle Forderungen nach einer Vertreibung von Mitbürger:innen mit Zuwanderungsgeschichte klar und entschieden zurück. Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes mit gleicher Würde und gleichen Rechten. Dafür stehen wir als Christ:innen ein. Den Versuchen rechtsextremer Parteien, diese Rechte anderen Menschen abzusprechen, treten wir entschieden entgegen. Einander beizustehen in Not und in Vielfalt friedlich zusammenzuleben, ist eine Grunderfahrung des christlichen Glaubens. Wo Kirche ist, ist für Rechtsextremismus und Rassismus kein Platz. Wir wollen eine Kirche sein, die sichere Räume für alle Menschen bereithält. Vielfalt bereichert uns. Darum setzen wir Zeichen für Demokratie, Freiheit und Vielfalt, immer wieder und heute deutlicher denn je.
Kirche setzt Signal gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus
Wohlergehen braucht Vielfalt, so der Bischofsrat und die Präses der Landessynode in ihrem gemeinsamen Statement, und weiter: „Das Wohlergehen aller hängt davon ab, dass wir offen und tolerant gegenüber denen sind, die zu uns kommen und die sich hier zu Hause fühlen“.
Deshalb sei ‚Remigration‘ völlig zu Recht das Unwort des Jahres 2023. „Unworten folgen Untaten. Wir erinnern mahnend an die Wannseekonferenz im Jahre 1942, auf der unter dem Tarnbegriff der ‚Evakuierung‘ die Ermordung von Millionen vor allem jüdischer Menschen in Europa geplant wurde“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Der Bischofsrat und die Präses warnen davor, sich von den Grundsätzen der Demokratie zu verabschieden, wie es 1933 geschehen sei.
„Als Kirche setzen wir daher ein Signal gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus. Dass so viele Menschen in unserem Land, Parteien, Gewerkschaften, Unternehmen, Kulturschaffende und wir als Kirche gemeinsam aufstehen, sei eine großartige Erfahrung und Ermutigung für unsere Demokratie“, so der Bischofsrat und die Präses.
Hintergrund
Bei einem Treffen von Rechtsextremen, einigen AfD-Funktionären und Mitgliedern der CDU bei Potsdam im November 2023 ging es nach Recherchen des Medienhauses „Correctiv“ um den Plan einer sogenannten „Remigration“. Das Treffen fand in der Nähe des Ortes statt, an dem 1942 die Wannseekonferenz die Ermordung von Millionen vor allem jüdischer Menschen geplant hat, ebenso die Wortwahl, die den Massenmord verschleiern sollte. Bereits seit 2016 versuchen rechte Gruppierungen, diesen aus der Migrationsforschung stammenden neutralen Begriff ideologisch umzudeuten, warnt die Jury des „Unworts des Jahres“. Darum hat die Jury das Wort „Remigration“ kürzlich zum „Unwort des Jahres 2023“ gekürt. Es handle sich um einen Euphemismus, also um einen Begriff, der Unschönes zum Schein in freundlich klingenden Worten formuliert, hier: um böswillige Absichten zu verschleiern. Tatsächlich gemeint ist die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte.