Würdigungen für scheidenden Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
14. September 2019
Greifswald. In einem Gottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai wurde heute (14. September) Dr. Hans-Jürgen Abromeit als Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) entpflichtet. Dabei gab Abromeit sein Amtskreuz zurück.
Beim anschließenden Empfang der Ersten Kirchenleitung sprachen die Justizministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Katy Hoffmeister, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, der Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich, die Vizepräses der Landessynode, Elke König, und der polnische Bischof Waldemar Pytel Grußworte. Musikalisch gestaltet wurde der Empfang mit rund 500 Gästen von der Band Seeside des Pommerschen Diakonievereins und dem Gospelkombinat Nordost.
Justizministerin Katy Hoffmeister überbrachte die Grüße der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Sie würdigte Abromeit mit folgenden Worten: „In seinen 18 Amtsjahren zeichnete er sich durch Weitblick und Entschlusskraft aus. So ist es ihm im Jahr 2004 gelungen, gemeinsam mit der Theologischen Fakultät, das Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung an der Universität Greifswald ins Leben zu rufen. Auch setzte sich Bischof Dr. Abromeit unermüdlich dafür ein, dass die Kirche im Dorf bleibt und sich für alle öffnet.“
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt dankte Bischof Dr. Abromeit im Namen der Nordkirche für seinen vielfältigen und leidenschaftlichen Dienst und erinnerte unter anderem an seinen Impuls für die Verhandlungen zur Gründung der Nordkirche sowie seine Verantwortung für den landeskirchlichen Bereich Aus- und Fortbildung. Die Landesbischöfin betonte zudem, „Pommern“ sei für Bischof Abromeit „zugleich Aufgabe und Berufung“ gewesen: „Es bedeutet für Sie Verbundenheit mit denen, die aus dem ehemaligen Hinterpommern stammen und heute hier leben, und ebenso zu den Menschen, die im heutigen Polen leben.“ Beispielhaft dafür seien seine Mitarbeit in der ökumenischen Konsultation der leitenden Bischöfe an Oder und Neiße, seine Reisen und Kontakte nach Stettin und Finkenwalde und sein Besuch beim polnischen Reformationsfest 2017 in Warschau gewesen, „mit dem Sie Ihre Verbundenheit zur Partnerkirche, der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, zeigten“. Zudem sei Pommern für Abromeit der Wirkungskreis Dietrich Bonhoeffers, dessen theologische Spuren er immer wieder gesucht habe. Mit Blick auf den biblischen Lehrtext des Tages „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich“ erinnerte die Landesbischöfin auch an die gemeinsame Orientierung auf Christus hin, die den Bischof und seine Familie auch künftig begleiten möge.
Elke König, Vizepräses der Landessynode und langjährige Präses der Pommerschen Evangelischen Kirche sowie im Kirchenkreis, stellte in ihrer Ansprache das Zusammenwachsen in der Nordkirche – 30 Jahre nach der friedlichen Revolution – in den Mittelpunkt. Sie würdigte den entscheidenden Part Abromeits an der Entstehung der Nordkirche: „Als Sie 2001 in Pommern anfingen, fanden Sie schon ein loses Gerüst zur Zusammenarbeit der drei Kirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern vor. Viele in Pommern plädierten damals für eine Anbindung an die Kirche von Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, nachdem die Gespräche mit der Kirche von Mecklenburg scheiterten. Sie ergriffen in dieser Situation die Initiative und schrieben einen Brief an die Kirchenleitung der Nordelbischen Kirche. Dieser Brief war mitentscheidend für die Gründung der Nordkirche. Im Rückblick können wir sagen, die Fusion der drei Kirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern zur Nordkirche ist gelungen.“
Der Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich sagte: „Gott, der sich in Christus in diese Welt einmischt, dieser theologische Grundsatz ist auch für Sie richtungsweisend für Ihr Leben und Arbeiten gewesen. Sie haben sich eingemischt und Diskussionen nicht gescheut. Ihre Haltung war und ist stets erkennbar. Als Kuratoriumsmitglied des evangelikalen Vereins ‚Pro Christ‘ haben Sie sich klar positioniert. Sie haben sich nicht gescheut, auch auf dem schmalen Grat zu gehen, von dem man ja leichter herunterfallen kann als von den breiten und ausgetretenen Wegen. Als ich zum Bischof geweiht wurde, hat man mir gesagt: der Bischofsstab ist kein Schlagholz, aber auch kein Spazierstock. Das haben auch Sie wohl erleben müssen. Aber Ihr Gottvertrauen ging dabei nicht verloren.“
Der Bischof der Diözese Breslau, Waldemar Pytel, überbrachte die Grußworte des Leitenden Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, der kurzfristig absagen musste. Darin erzählt Samiec, wie er den scheidenden Bischof bei einer Tagung leitender Geistlicher von Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds kennenlernte: „Bischof Abromeit, mit einem violetten Kollar, kam an den Tagungsort – mit dem Fahrrad.“ Das sei für ihn „ein Kulturschock“ gewesen. Samiec betont in seinem Grußwort, wie wichtig angesichts von „Schmerz, Zerstörung und bleibender Wunden“, die der Zweite Weltkrieg über Polen gebracht hat, kirchliche Bindungen und Freundschaften seien. Er schreibt über Abromeit, der von 2009 bis 2015 Mitglied der gemeinsamen Kommission der EKD und des Polnischen Ökumenischen Rates war: „Sein Verständnis für die Situation der Kirchen des ehemaligen sozialistischen Blocks folgte aus seiner Arbeit an Aussöhnung und Vergebung. Begegnungen und Gespräche bildeten das gegenseitige Verständnis. Ich kann mit aller Überzeugung sagen, dass er die Aufgabe, Freundschaft aufzubauen, perfekt erfüllt hat.“