Gottes Wort in Herz und Hand – kraftspendend und lebensnah
22. November 2013
Lübeck-Travemünde. Bischöfin Kirsten Fehrs hat heute (22. November) auf der Landessynode der Nordkirche in Lübeck-Travemünde ihren Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck vorgestellt. Der Sprengel umfasst 229 Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Hamburg-Ost, Hamburg-West/Südholstein sowie dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.
- <link file:2357>Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck (PDF)
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Ein wichtiges Thema sei, so die Bischöfin, die Frage, wie Stadt und Land aufeinander bezogen bleiben könnten und voneinander lernen könnten. „Die Kirche im Dorf steht für Verlässlichkeit, Tradition. Gemeinschaft. Soziale Wärme. Dagegen lebt Kirche in der Stadt den Raum. Und zwar meist den engen Raum. Mit vielen Divergenzen, die man zusammenhalten muss.“ Fehrs betonte, dass die Gemeinden in Hamburg und Lübeck sehr stadtteilnah arbeiten. „Sie sind unterwegs mit Armenküchen, AIDS-Seelsorge, dem afrikanischen Zentrum, Generationenhäusern und vor allem: gelebter Interreligiosität.“ Dieses Thema zeige anschaulich, wie man seinen eigenen Glauben gerade im Dialog und in den Unterschieden zu den anderen Religionen präziser kennen lernen könne. Das Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften sei so gewachsen. Als ein Beispiel benannte sie dabei den Religionsunterricht für alle, der sich in Hamburg schon seit Jahren als besonderes gemeinsames Modell bewähre: „Das dabei Entscheidende ist, dass überhaupt Religionsunterricht erteilt wird. Denn nur mit dem Modell des gemeinsamen Unterrichts können die Klassenverbände bestehen bleiben.“ Fehrs betonte, dass damit Hamburg nach den bisher vorliegenden Zahlen, bundesweit über die niedrigste Abmeldequote vom Religionsunterricht verfüge.
Ein weiteres zentrales Thema sei für sie die Sprachfähigkeit über den eigenen Glauben, auch für den gesamtgesellschaftlichen Dialog, so Fehrs. „Es gibt ein Bedürfnis nach einer Sprache, die die wenigsten noch zur Verfügung haben. Was kann die Kirche an Haltbarem angesichts der Werterosionen geben?“ Dabei könne sie durch die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen sehen: „Kirche ist mehr als ein Gebäude und eine Institution, sie hat einen großen Schatz: Gottes Wort. Kraftspendend und lebensnah. Mit diesem Schatz, in Herz und Hand gelte es die Menschen zu erreichen.“
Schließlich berichtete Bischöfin Fehrs ausführlich über die sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg. Das Wort der Landessynode vom September sei gültig: „Im Blick auf die ‚Lampedusa-Gruppe‘ in Hamburg erwarten wir, dass die politisch Handelnden eine Lösung herbeiführen, die unter Ausnutzung aller rechtlichen Möglichkeiten Lebenschancen für diese Menschen in Deutschland eröffnet.“Die Forderung nach einem humanen Bleiberecht einerseits und die Empfehlung an die Flüchtlinge, sich jetzt bei der Behörde zu melden, stünden auch nicht im Widerspruch zueinander. „Denn die Flüchtlinge haben doch innerhalb ihres Antragsverfahrens weiterhin die Möglichkeit, für ihre bisherigen Forderungen einzutreten.“ Es müsse auf politischer Ebene Änderungen geben. „Hierüber wird nicht allein in Hamburg entschieden. So ist es offenkundig, dass die europäischen Regelungen zur Aufnahme von Flüchtlingen nicht mehr funktionieren“, so die Bischöfin. „Die Staaten am Rande Europas müssen Lasten tragen, die für sie oft zu schwer sind. Auch deshalb werden wir uns als Kirche weiterhin für politische Lösungen des Flüchtlingsproblems und einen effektiven Flüchtlingsschutz einsetzen.“