Abschluss der Landessynode in Rostock-Warnemünde
02. März 2019
Die Landessynode in Rostock-Warnemünde ist zu Ende gegangen. Die scheidenden evangelischen Bischöfe in Mecklenburg-Vorpommern, Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), haben zum Abschluss in ihren Berichten noch einmal zu christlichem Engagement im Gemeinwesen ermuntert.
Beide Bischöfe scheiden in diesem Jahr aus dem Amt. Zu ihrem Nachfolger war am Freitag Tilman Jeremias (Rostock) gewählt worden. Dass es künftig nur noch einen Bischof in Mecklenburg und Pommern geben wird mit Sitz in Greifswald, war bereits bei Gründung der Nordkirche 2012 festgelegt worden. Tilman Jeremias wird am 31. Oktober eingeführt.
Kirchengemeinden stehen aufgeschlossen dem Gemeinwesen gegenüber
Die Bischöfe Abromeit und von Maltzahn haben während ihrer Amtszeit in der Nordkirche den Sprengel Mecklenburg und Pommern gemeinsam geleitet. Maltzahn wird ab Mai Studienleiter im Predigerseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Abromeits Bischofszeit endet im September 2019.
Die Kirchengemeinden würden zunehmend aufgeschlossener gegenüber dem Gemeinwesen, sagte Abromeit. An vielen kommunalen Veranstaltungen wie Dorffesten, Jubiläen oder Feuerwehrfesten beteilige sich die Kirche. Kirche sei nach wie vor eine große Organisation, die gerade auf dem ansonsten strukturschwachen Land wahrgenommen werde und die trotz DDR-Geschichte häufig einen erstaunlich großen Vertrauensvorschuss genieße.
Ihm sei es in seiner Amtszeit besonders wichtig gewesen, die kleine und finanzschwache pommersche Kirche in gutes Fahrwasser zu geleiten. „Die Struktur der Kirche Pommerns ist so aufgestellt, dass unsere Kirche aus diesem Gesichtspunkt ruhig in die Zukunft blicken kann“, so Abromeit.
Bischof Abromeit: "Relevanz hängt nicht von der Zahl ab"
Zugleich bezeichnete er die sinkenden Kirchenmitgliederzahlen in Pommern als schmerzlich und dramatisch. Die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder in Pommern sank zwischen 2001 und 2017 um etwa ein Drittel von fast 110.500 auf rund 79.600. Die Herausforderung für Christinnen und Christen sei es jetzt, gleichzeitig die Statistiken ernst zu nehmen, aber den Mut dennoch nicht zu verlieren. „Ich habe gelernt, dass Relevanz nicht von der Zahl abhängt“, so der Bischof.
Bischof von Maltzahn plädiert für einen Umbau kirchlicher Strukturen
Auch Bischof Andreas von Maltzahn ging auf die Veränderungen der Kirche in Zukunft ein. Ihm sei es wichtig, dass gesellschaftliche Veränderungen in peripheren ländlichen Räumen nicht einfach mit einem weiteren Rückbau beantwortet werden würden. Angesichts der Veränderungen plädierte Bischof von Maltzahn für einen Umbau kirchlicher Strukturen. Es sei nötig, neue Arbeitsweisen zu entwickeln und die bisherigen Gemeindeformen zu flexibilisieren. Konkret schlug er ,Erprobungsregionen‘ vor, die es besser ermöglichen, „die vorhandenen Ressourcen so einzusetzen, dass Kirche nah bei den Menschen bleibt, ohne dass Mitarbeitende ausbrennen“.
Neue Formen der Kommunikation für den Glauben
Kirche müsse nach neuen Formen der Kommunikation ihres Glaubens suchen, sagte Maltzahn. Um gegenseitige Vorbehalte zwischen Konfessionslosen und Christen zu verringern, sei ein "forciertes Miteinander" für gemeinsame Interessen am ehesten geeignet, wie es beispielsweise in Initiativen gegen Rechtsextremismus, in der Tafel- oder Flüchtlingsarbeit an vielen Orten längst Praxis sei.
Kasualien überall auf Anfrage hin anbieten
Die Kirche wolle auch angesichts des demografischen Wandels in der Fläche präsent sein, sagte der Schweriner Bischof. Dazu gehöre, überall auf Anfrage hin Seelsorge und Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen anzubieten. Denkbar sei hingegen, Gottesdienste nur dort zu feiern, wo die jeweiligen Gemeindeglieder oder Bewohner diese wirklich wünschen und dafür Verantwortung übernehmen.
Bericht der Beauftragten für den Kirchlichen Entwicklungsdienst
Darüber hinaus erstattete die Beauftragten für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED), Mirjam Freytag, auf der Landessynode Bericht. Im Haushalt 2018 standen rund 15 Millionen Euro, das bedeutet drei Prozent des Kirchensteuernettoaufkommens, für die entwicklungspolitische und ökumenische Arbeit der Nordkirche zur Verfügung. Rund 60 Prozent der Mittel fließen in Projekte im Ausland - etwa für Brot für die Welt. Schwerpunkte der inhaltlichen Arbeit des Kirchlichen Entwicklungsdienstes sind ländliche Entwicklung, nachhaltiges Wirtschaften, Nahrungsmittelsicherheit, Klimaschutz, Gesundheitsvorsorge, Bildungsarbeit sowie Menschenrechts- und Friedensarbeit.
Wahl der Ausschüsse für Teilhabe und Digitalisierung
Auch mit der Wahl von Ausschüssen setzte die Landessynode thematische Schwerpunkte für die kommenden Jahre: Erstmals wurde ein Teilhabeausschuss und ein Digitalisierungsausschuss gewählt. Letzterer soll die „ethisch-theologische Auseinandersetzung über gesellschaftliche Gestaltungsfragen und Entwicklungen mit und durch Digitalisierung fördern“. Auch die Kommunikation des Evangeliums in der vernetzten Welt ist eines der Kernthemen.
Auch junge Menschen geraten in den Blick
Der Teilnahmeausschuss hat das Ziel, Menschen mit Unterstützungsbedarf in den Beratungen und Beschlüssen der Landessynode stärker in den Blick zu nehmen. Eine entsprechende Leitlinie soll der Ausschuss in der bevorstehenden sechsjährigen Amtszeit der II. Landessynode erarbeiten. Zudem beschlossen die Synodalen, den Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ einzurichten. Er soll dafür sorgen, junge Menschen bei Kirchengesetzen, Verordnungen und anderen Entscheidungen, die sie betreffen, stärker als bisher einzubeziehen.
Resümee der Synoden-Präses
Die Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann, resümierte zum Ende der Synode: „Diese Tagung war von Abschied und Neubeginn geprägt: Mit Tilman Jeremias wählten die Synodalen einen Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern mit theologischer und seelsorgerlicher Kompetenz und einer großen Fähigkeit zum Dialog."
Zugleich weise die Wahl auf die bevorstehenden Abschiede von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit und Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn aus ihren Ämtern voraus. "Beide haben sich viele Jahre lang stark engagiert für die Menschen in dem von unterschiedlichen Traditionen und Gegebenheiten geprägten Sprengel", so Hillmann. "Dafür gilt ihnen unser großer Dank!"
Erklärung des Arbeitskreises „Junge Synode”
Noch im Nachgang der Tagung der Landessynode entschied sich der Arbeitskreis "Junge Synode" zu den aktuellen Protesten der Bewegung „Fridays for Future Deutschland” Stellung zu nehmen.
Damit will der Arbeitskreis die Themenfelder Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch in Hinblick auf die diesjährige Jugendklimakonferenz der Nordkirche vom 2. bis zum 6. Oktober in Kiel in den Fokus rücken. Hier die Erklärung zu Fridays for Future im Wortlaut.