Abschied aus dem Bischofsamt

Rückblick und Ausblick: Andreas von Maltzahn im Gespräch

Die Nordkirche verabschiedet Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am 11. Mai 2019
Die Nordkirche verabschiedet Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am 11. Mai 2019

11. Mai 2019 von Anne-Dorle Hoffgaard

Mit einem Gottesdienst im Schweriner Dom hat die Nordkirche am Sonnabend (11. Mai) Andreas von Maltzahn (57) aus dem Bischofsamt verabschiedet.

Beim anschließenden Empfang haben unter anderen Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, und der Hamburger katholische Weihbischof Horst Eberlein Grußworte gesprochen.
Der promovierte Theologe Andreas von Maltzahn war seit 2007 im Bischofsamt. Seit Mai 2019 ist er als Studienleiter am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg tätig. Im Gespräch mit Anne-Dorle Hoffgaard vom Evangelischen Pressedienst blickt er zurück und nach vorn:

Wie geht es Ihnen mit dem Ende Ihrer Bischofszeit und dem Neuanfang im Predigerseminar?

Maltzahn: Ich bin im Reinen mit dem, was jetzt kommt. Ein Spannungsbogen geht zu Ende. Ich spüre Erleichterung. Zugleich ist es jetzt eine intensive Zeit, emotional wie auch arbeitsmäßig. Auf die neue Arbeit mit den angehenden Pastorinnen und Pastoren freue ich mich, auch zu einem guten Teil darauf, wieder ein Lernender zu sein.

Wie haben Sie die Zeit in der Nordkirche erlebt, als Sie einer von fünf Bischöfen waren?

Ich habe sehr gern im Bischofsrat gearbeitet, weil es gut tut, geistliche Leitung in Gemeinschaft wahrzunehmen, weil Lasten verteilt werden konnten. Beispielsweise war klar, dass in erster Linie der Landesbischof zu aktuellen politischen Ereignissen spricht.

Angesichts abnehmender Kirchenmitgliederzahlen kommt immer mal wieder die Frage auf, ob Kirchengebäude nicht besser abgegeben, verkauft werden sollten. Wie denken Sie darüber?

Die Kirchen in Mecklenburg stehen meist unter Denkmalschutz. So gut wie niemand interessiert sich dafür, eine Dorfkirche zu kaufen. Gleichzeitig haben wir sehr positive Erfahrungen mit Kirchbaufördervereinen gemacht. Dazu gehört, dass auch Nichtchristen ein Gespür dafür haben, dass die Kirche die innere Mitte des Ortes ist und mit der Kirche etwas Entscheidendes verloren ginge. Dieses Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Allerdings muss bei geringer werdenden Ressourcen darüber nachgedacht werden, wie Entlastungen von Erhaltungsaufgaben bewerkstelligt werden können. Das kann im Einzelfall auch heißen, eine Kirche einer anderen Nutzung zuzuführen.

In Mecklenburg-Vorpommern wird derzeit um eine Reform des Landesbestattungsgesetzes gerungen. Was liegt Ihnen da besonders am Herzen?

Ich bin überzeugt, dass gemeinschaftliche Orte der Trauer benötigt werden. Wir brauchen in unseren Dörfern und Städten Orte, die uns an unsere Sterblichkeit erinnern. Wenn eine Urne im Garten beigesetzt werden darf, was ist dann, wenn der Garten nicht mehr mir gehört? Was ist bei Umzügen?

Sie haben immer wieder betont, dass die Kirche auch die Konfessionslosen im Blick haben muss. Was ist Ihnen da wichtig?

Gute Kontakmöglichkeiten zu schaffen, miteinander zu reden ist wichtig. Doch nicht immer genügt das, um gegenseitige Vorurteile abzubauen. Um sich neu zu entdecken, ist ein forciertes Miteinander auf einem dritten Feld hilfreich, wie beispielsweise bei den Tagen ethischer Orientierung, in Bündnissen für Demokratie und Toleranz oder in der Flüchtlingsarbeit. Dies soll ohne Vereinnahmung oder gar Überwältigung geschehen. In diesem Dialog werden wir zugleich nicht verschweigen, was uns von Gott her Lebensinhalt ist und Kraft gibt. Denn Kirche darf nicht auf eine Wertevermittlungsagentur reduziert werden. Sie hat vielmehr die Aufgabe, die Frage nach Gott wachzuhalten und Menschen bei ihrer Suche nach Sinn und Wahrheit gut zu begleiten.

Sie haben auch darauf hingewiesen, dass die Armen in den Gemeinden sichtbar präsent sein sollen.

In Zeiten verschämter Armut ist das besonders wichtig. Es kann bedeuten, mit ihnen zu leben oder gemeinsam mit ihnen Projekte zu entwickeln, in denen sie ihre Würde neu erfahren. Ein schönes Beispiel dafür ist eine Neubrandenburger Initiative von jungen christlichen Familien, die bewusst in das Plattenbaugebiet Datzeberg zogen, um das Leben mit den Menschen dort zu teilen. Eines ihrer Projekte heißt "schall.platte", der Chor vom Datzeberg. Dieser Chor gibt Menschen buchstäblich ihre Stimme wieder. Menschen, die Tag für Tag auf Ämtern erfahren, dass sie nicht gebraucht werden, erleben Gemeinschaft, geben Konzerte und entwickeln so Zutrauen zu ihren Fähigkeiten.

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1© Ralf Niemzig, Nordkirche

Hintergrund

Im September 2007 war Maltzahn als mecklenburgischer Landesbischof eingeführt worden. Seit der Gründung der Nordkirche zu Pfingsten 2012 leitete er gemeinsam mit Bischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) den Sprengel Mecklenburg und Pommern. Abromeit (64) scheidet im September 2019 aus dem Amt und tritt einige Monate später in den Ruhestand.

Zu ihrem gemeinsamen Nachfolger mit Sitz in Greifswald hat die Landessynode bereits Tilman Jeremias (Rostock) gewählt. Die Reduzierung der Bischofssitze war schon bei Gründung der Nordkirche festgelegt worden. Jeremias wird am 31. Oktober im Greifswalder Dom in sein Amt eingeführt. Zum Sprengel Mecklenburg und Pommern gehören zwei Kirchenkreise mit insgesamt knapp 247.000 Christen.

 

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