Ärztekanzel dreht sich um psychosoziale Folgen von Gewalt
10. Oktober 2023
„Traumatisierungen brennen sich in die Seele ein – psychosoziale Folgen von Gewalt, Krieg und Flucht“ heißt das Motto der diesjährigen Ärztekanzel. Die Veranstaltungsreihe hat in Hamburg Tradition: Bei ihr bringen Mediziner:innen ihre Positionen zu gesellschaftlichen Brennpunkt-Themen ein.
Vom 1. bis zum 19. November läuft die Veranstaltungsreihe Ärztekanzel in der evangelischen Hamburger Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern. An drei Themenabenden und einem abschließenden Gottesdienst betrachtet sie belastende Ereignisse, die die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten überfordern. Ebenso werden Möglichkeiten der Therapie aufgezeigt, heißt es in der Ankündigung.
Expertinnen aus Medizin und Kirche
Der erste Abend am 1. November (20 Uhr) befasst sich mit dem Thema „Posttraumatische Belastungsstörungen nach Krieg und Flucht.“ Referent ist Dr. med. Ingo Schäfer, Professor und Leiter des Centra Hamburg, UKE Hamburg.
Am 8. November werden Axel Schneider (Oberst) und Jürgen Stahlhut (Militärpfarrer) unter dem Motto „Im Krieg gibt die Psyche nach“ über ihre Erfahrungen mit traumatisierten Soldatinnen und Soldaten berichten.
Fokus auf Leid der Kinder
Der dritte Themenabend (15. November, 20 Uhr) steht unter dem Titel: „Unaussprechliches verarbeiten – Kinder nach Krieg und Vertreibung stark machen“. Sprechen wird dazu Stephanie Hermes mit ihrem Team von "Children of tomorrow" des UKE Hamburg.
In dem Vortrag gehe es vor allem darum, zutiefst erschütterte Menschen aus ihrer Sprachlosigkeit zu befreien. Nicht selten basiert diese auf Gefühlen wie Trauer, Schmerz, Angst, Scham und Schuld.
Wertschätzung hilft bei Verarbeitung
„Diese Problematik zu erkennen und zu durchbrechen, ist oft nicht einfach und meist nur mit professioneller medizinischer und psychotherapeutischer Hilfe zu lösen. Es braucht zusätzlich eine hohe Kooperationsbereitschaft von Familie, Freunden, Schulen und Arbeitgebern“, sagt die Hamburger Ärztin Dr. Christiane Görlitz-Burmeister.
Wertschätzung, Ermutigung, Sichtbarkeit seien daher die wichtigen Eckpunkte, um wieder zu einem positiven Blick auf sich selbst und die Zukunft zu gelangen, so die Medizinerin.
Abschlussgottesdienst zum Mut machen
Die Reihe mündet in einem Abschlussgottesdienst am 19. November um 10 Uhr zum Thema: „Wer hört mein Weinen?“ und sucht nach „Worten für Sprachlose, Licht für Geängstete und Liedern für Mutlose“.