Kinder und Jugendliche

Aktionsbündnis Kindeswohl in Schleswig-Holstein gegründet

Das Bündnis fordert eine Verbesserung der Kinder- und Jugendbetreuung im Norden. Hierzu seien mehr Vollzeitstellen und eine bessere Vergütung nötig. Anderenfalls drohe die stationäre Kinder- und Jugendhilfe zu verschwinden.
Das Bündnis fordert eine Verbesserung der Kinder- und Jugendbetreuung im Norden. Hierzu seien mehr Vollzeitstellen und eine bessere Vergütung nötig. Anderenfalls drohe die stationäre Kinder- und Jugendhilfe zu verschwinden.© PeopleImages, iStock

15. November 2023

Soziale Betreuungseinrichtungen im Norden haben das „Aktionsbündnis Kindeswohl in Schleswig-Holstein“ gegründet. Die strukturelle Lage in der stationären Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein sei prekär, die Perspektive so schlecht wie noch nie, prangerte das Bündnis am Montag in Kiel an.

Es kündigte umfassende Maßnahmen an, um für eine Verbesserung der Kinder- und Jugendbetreuung zu werben. Positive Signale erhielt es vom Landesjugendhilfeausschuss.

Hilfe in schwierigen Zeiten

Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe bietet in schwierigen Zeiten und Notsituationen Wohn- und Betreuungsangebote und vor allem Schutz für Kinder und Jugendliche, die nicht zuhause leben können. Rund 6.300 Kinder und Jugendliche seien in Schleswig-Holstein betroffen

Das Bündnis fordert bessere Arbeitsbedingungen und zusätzliche Fachkräfte, um Kinder und Jugendliche angemessen betreuen zu können. „Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe verschwindet, wenn der Rahmen sich nicht ändert. Seit Jahren weisen wir auf den Notstand hin“, sagte Lutz Regenberg, Sprecher des Aktionsbündnisses von der Diakonie Nord Nord Ost.

Die Standards der Versorgung seien 40 Jahre alt, die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen habe sich über die Jahrzehnte allerdings dramatisch verändert. Die Belastung der Betreuerinnen und Betreuer sei heutzutage zu hoch, so sei eine Fachkraft zeitgleich für zehn Minderjährige zuständig.

Bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte

Es brauche bessere Arbeitsbedingungen, um vorhandene Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen.

Laut Hasko Facklam vom Kinder- und Jugendhilfe-Verbund will das Bündnis dies durch vier Punkte erzielen:

  • Es müsse Doppeldienste geben, pro Wohngruppe seien in Kernarbeitszeiten zwei Mitarbeitende erforderlich.
  • Jede Einrichtung müsse über mindestens sieben Fach- und Betreuungskräfte in Vollzeit verfügen.
  • Die Vergütung für Fach- und Betreuungskräfte müsse um zehn Prozent angehoben werden.
  • Um Betriebsrisiken zu minimieren, sei zudem eine verbindliche Festlegung der Auslastungsquote bei 90 Prozent erforderlich.

Ebenfalls am Montag stellte das Aktionsbündnis dem Landesjugendhilfeausschuss in seiner Sitzung in Kiel sein Anliegen vor. Der Ausschuss habe daraufhin beschlossen, einen landesweiten Fachtag in der Sache durchzuführen und bei der Umsetzung zu unterstützen, hieß es.

Die Anfänge, die zur Entstehung des Aktionsbündnisses geführt haben, liegen laut Regenberg sechs Jahre zurück. Damals hätten soziale Träger in Lübeck ein Positionspapier mit Forderungen vorgelegt. Später sei erkannt worden, „dass wir einen landesweiten Fokus benötigen“.

Bis Frühjahr 2024 will das Aktionsbündnis seine Vorschläge in allen relevanten kommunalen und landespolitischen Entscheidungsgremien darstellen. Es ist offen für weitere Unterstützende.

Die Bündnispartner:

Dem Bündnis gehören die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein, die Caritas im Norden, die Diakonie Nord Nord Ost, das Diakonische Werk Husum, das Diakonische Werk Schleswig-Holstein, das Elisabethheim Havetoft, der Internationale Bund, die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein und der Verbund für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen an.

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