"Getragen wagen": Kletterparcours in Büdelsdorfer Kirche
12. März 2025
Ein Kletterparcours in der Kirche? Diese ungewöhnliche Idee wird in der Büdelsdorfer Auferstehungskirche in die Tat umgesetzt: Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren können sich ab dem 16. März dort in luftige Höhen schwingen und an verschiedenen Stationen des mobilen Hochseilgartens mehr über den christlichen Glauben und ihre eigene Beziehung zur christlichen Kirche lernen.
Wenn sich die Kirchentüren am kommenden Sonntag um 10 Uhr öffnen, erwartet die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes ein gänzlich ungewöhnliches Bild. Mitten im Raum steht beinah deckenhoch ein Kletterparcours. Die Kirchengemeinde hat ihn bei der anhaltinischen Landeskirche ausgeliehen und bietet bis 23. März die Möglichkeit, den Kirchraum und Glaubensthemen aus neuen Perspektiven zu sehen und zu erleben.
Das Konzept ist erprobt, der Einsatzort neu
Etwa ein halbes Jahr ist es her, dass Pastorin Christiane Zimmermann-Stock auf Instagram bei einer Studienfreundin den Kletterparcours entdeckte. „Die Idee fand ich richtig gut und dann stellte ich fest: Der Parcours kann ausgeliehen werden!“ Der mobile Hochseilgarten ist ein Projekt der Anhaltinischen Landeskirche und dort seit elf Jahren in unterschiedlichen Kirchen im Einsatz, kann aber bundesweit ausgeliehen werden. Büdelsdorf ist derzeit der nördlichste Einsatzort für dieses kletter- und kirchenpädagogische Projekt.
Im Dezember startete die konkrete Planung, die Mitglieder im Kirchengemeinderat waren schnell überzeugt von dem Projekt. Herausfordernd ist die Tatsache, dass die Büdelsdorfer Auferstehungskirche auch Ort für Abschiede ist. In der Regel werden hier die Trauergottesdienste abgehalten, wenn ein Mensch verstorben ist. Diese weichen nun für eine begrenzte Zeit in den Gemeinderaum aus.
Teamer begleiten das Projekt
Zwei Tage lang haben der Köthener Pfarrer Martin Olejnicki und Jugendreferent Uwe Kretschmann den mobilen Hochseilgarten aufgebaut. Die Höhe musste angepasst werden, die Kirche ist „nur“ 6 Meter hoch, die eigentliche Höhe des Parcours beträgt aber 8 Meter. Nun ist die Laufhöhe bei ungefähr dreieinhalb Metern. Darauf folgte die zertifizierte Ausbildung der 17 Teamerinnen und Teamer, die das Projekt begleiten. Denn ohne Basiswissen über alles rund ums Klettern geht hier niemand in die luftige Höhe.
Das Angebot richtet sich an Menschen zwischen 10 und 99 Jahren, die Tragfähigkeit endet bei einem Maximalgewicht von 120 Kilogramm. Es gibt Termine für Gruppen von 10 bis 25 Menschen, aber auch die Möglichkeit, als Einzelperson durch den Parcours zu klettern – letzteres vor allem nach dem Gottesdienst am 16. März sowie am 22. März. Nähere Infos dazu unter www.kibur.de.
Sinnfrage: Was trägt mich?
Über den Stationen, die nicht alle in luftiger Höhe zu finden sind, steht das Motto „Getragen wagen!“. Zimmermann-Stock erläutert: „Für uns Menschen ist es wichtig, dass wir uns getragen fühlen, aber es stellt sich doch die Frage: Was trägt mich? Die Antworten können sehr unterschiedlich ausfallen, Familie kann tragen, der Glaube kann uns tragen, aber auch Institutionen. Christinnen und Christen wissen, dass Gott sie trägt. Aber: Wie merke ich das eigentlich? Woran mache ich das fest? An den einzelnen Stationen können wir spürbar machen, was uns trägt – beispielsweise die Taufe als sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft“.
Neben diesen Fragen erfahren die Menschen aber auch viele andere Dinge: Warum gibt es einen Taufstein? Wofür steht die Taufe? Wofür wird die Kanzel gebraucht, wofür der Altar? „Wir erleben immer wieder, dass Nicht-Christinnen und -Christen durch den mobilen Hochseilgarten erstmals in einen Kirchraum kommen. Da gibt es in der eigenen Lebensgeschichte keine eigene Beziehung zum Thema Glaube und Kirche. Mit diesem Projekt bekommen diese Menschen ein Gefühl für den Raum und die Gegenstände, die darin stehen, im Idealfall verbinden sie hinterher ein positives Gefühl mit etwas, das sie vorher nicht kannten“, berichtet Pfarrer Martin Olejnicki.
Ein Parcours, der neugierig auf Kirche macht
Die einzelnen Übungen haben auf den ersten Blick nichts mit dem Inventar zu tun. So gibt es eine große Jakobsleiter, die Teamarbeit erfordern, weil sie allein nicht bezwungen werden können – die Abstände sind zu groß. Es gibt Stationen, die immer gleich sind, andere werden an das Interieur der jeweiligen Kirche angepasst, so entwickelt sich das Projekt ständig weiter. „Das Projekt soll auf Kirche aufmerksam und neugierig machen“, so Uwe Kretschmann. „Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen Neues kennenlernen, sich ausprobieren und über sich hinauswachsen.“