Pflege: Das ist eine Kernaufgabe von diakonischen Diensten und Einrichtungen. Menschen, die Hilfe brauchen, werden von Fachpersonal versorgt, begleitet und unterstützt. Es ist wichtig, diese Arbeit als tragende Säule der Gesellschaft wahrzunehmen und wertzuschätzen.
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Krankenhäuser, ambulante Betreuung, Wohngruppen für Menschen mit Behinderung oder Senior:innenwohnanlagen: Die Diakonischen Werke in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bieten ein großes Angebote für alle, die Hilfe suchen. "An erster Stelle steht dabei, die Lebensqualität zu erhalten und zu fördern und zwar so, wie jeder einzelne Mensch es braucht", heißt es zum Beispiel beim Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern.
Doch die Diakonischen Werke sind auch wichtige Arbeitgeber, vor allem auch auf dem Land. Die Kirchengewerkschaft fordert daher anlässlich des "Internationalen Tag der Pflege" am 12. Mai eine angemessene Bezahlung.
Die Pandemie habe noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig Pflegekräfte für die Gesellschaft seien. „Sie sind also mehr als systemrelevant“, so die Kirchengewerkschaft.
Es sei Zeit, „dass nach dem Reden nun ein Handeln“ folge, das die Attraktivität der Berufe steigere. Um Änderungen zu erreichen, sei nach Angaben der Kirchengewerkschaft eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung notwendig. „Wir brauchen ein radikales Umdenken in der Politik.“
Seelsorgerin: Krankenhäuser sind keine Wirtschaftsunternehmen
Dies fordert auch Pastorin Ulrike von Maltzahn-Schwarz, die als Seelsorgerin in Pflegeeinrichtungen in Schwerin arbeitet, gegenüber der Agentur epd. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen dürften nicht als Wirtschaftsunternehmen betrieben werden, sondern sollten „gemeinwohlorientiert“ arbeiten. Es müsse der gesamten Gesellschaft wichtig sein, dass Menschen, die Begleitung und Pflege brauchen, geholfen werde.
Interview mit Pastorin Ulrike von Maltzahn-Schwarz
epd: Die Pflegeeinrichtungen haben harte Coronajahre hinter sich, jetzt noch der Fachkräftemangel. Was heißt das für die Pflegekräfte?
Die Coronajahre waren wirklich eine unglaubliche Herausforderung für alle Bewohnerinnen, Bewohner, die Angehörigen und Pflegekräfte. Bis heute sind viele Mitarbeitende psychisch und physisch erschöpft, es gibt viele Ausfälle und Krankmeldungen. Sie alle arbeiten häufig im Krisenmodus, jetzt auch wegen des Fachkräftemangels, der hinzukommt. Und sie haben natürlich trotzdem das Anliegen, ihre Arbeit gutzumachen!
Wir stehen da als Gesellschaft, als Kirche, vor einer Riesenherausforderung: Wie kann Pflege weiter und besser gelingen? Zumal die Menschen, die in ein Pflegeheim ziehen, inzwischen meist hochbetagt und multimorbid sind. Viele sind bereits von Demenz betroffen, brauchen also besonders viel Zeit, Aufmerksamkeit, Gespür und Kompetenz.
epd: Sie sagen, die Pflegekräfte wollen ihre Arbeit gut machen...
Ja, ich erlebe in den Einrichtungen unglaublich engagierte Mitarbeitende, die mit weitem, großem Herzen dabei sind! Sie haben diesen Beruf gewählt, weil sie die Arbeit mit Menschen mögen. Sie wollen ganzheitliche Pflege leisten, nicht nur auf körperlicher Ebene. Das ist ja das Schöne an dem Beruf: Wenn man den alten Menschen auch in ihren Lebensgeschichten begegnet und Beziehungen entstehen. Und es stärkt, wenn man aus einem freien Tag zurückkommt und begrüßt wird mit „Sie haben mir so gefehlt!“
Viele Mitarbeitende halten an ihrem Beruf fest, weil er Sinn stiftet. Sie erleben, dass sie gebraucht werden, dass ihre Arbeit für Andere wertvoll ist. Das ist etwas ganz Kostbares. Aber sie können nicht immer wieder über ihre Grenzen gehen und auf Regenerationsphasen verzichten. Das macht krank! Da muss sich etwas ändern!
epd: Kommen Pflegende vorwiegend mit dem „Überlastungsthema“ zu Ihnen in die Seelsorge?
Die Überlastung ist ein Thema in unseren Gesprächen. Außerdem der Schmerz, dem eigenen Anspruch von ganzheitlicher Pflege unter diesen Bedingungen nicht mehr gerecht werden zu können. Manche kommen aber auch aufgrund von Konflikten, schweren Erkrankungen oder anderen Lebenskrisen.
Das Entscheidende in der Seelsorge ist, da zu sein, Raum zu geben für das Schweigen und das Reden, für Fragen und das Suchen nach Antworten. Und dies geschieht unter dem Schutzmantel der Verschwiegenheit, die ich als Pastorin und Seelsorgerin biete. Für manche ist dabei ein langes Gemeinsam-Unterwegs-Sein besonders wertvoll. Andere brauchen nur ein Gespräch, um mal mit Abstand und Ruhe auf eine Situation zu schauen.
epd: Was hat sich in den zehn Jahren, seit sie als Seelsorgerin in der Branche arbeiten, für die Pflegekräfte verbessert?
Sie werden besser bezahlt. Aber an der gesellschaftlichen Wertschätzung mangelt es meinem Eindruck nach noch immer. In Pandemiezeiten hat man ihnen applaudiert, da galten sie als „systemrelevant“, das tat gut. Jetzt haben Pflegende den Eindruck, man hätte sie schon wieder vergessen, andere Themen stehen im Vordergrund. Wirkliche Anerkennung und Wertschätzung wären wichtig, im Kleinen und Großen.
epd: Was würden Sie sich von der Politik wünschen: Wie müsste Pflege organisiert sein?
Gemeinwohlorientiert! Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen als Wirtschaftsunternehmen zu betreiben, halte ich für grundverkehrt. Es muss ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, dass wir Sorge tragen für die Menschen, die Begleitung und Pflege brauchen.
Ich würde mir beispielsweise auch deutlich weniger Bürokratie in der Pflege wünschen und mehr Konsequenz bei Einrichtungen, die Mängel aufweisen. Wenn das Gesundheitssystem so gestaltet wird, dass der hohe Anspruch an die Pflege im Alltag erfüllt werden kann, dann kommen auch ausreichend engagierte Menschen in diesen Beruf, bleiben dort und arbeiten mit Freude und Zufriedenheit.
Die Diakonischen Werke sind große Arbeitgeber im sozialen Bereich und suchen dringend Menschen, die in den vielen Einrichtungen arbeiten wollen oder an einer Ausbildung interessiert sind. An Fachschulen sind zahlreiche Aus- und Fortbildungen möglich, zum Beispiel zur Kranken- und Altenpflegehelfer:in oder auch zur Pflegefachkraft und Pflegedienstleitung.
Hintergrund
Der Internationale „Tag der Pflege“ wird jährlich am 12. Mai begangen. Er erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (1820-1910), die als eine der bekanntesten Pionierinnen der modernen Krankenpflege gilt.
Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche. Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de
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