Aufgabe und Berufung – Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche und Bischof im Sprengel
14. September 2019
Grußwort zur Verabschiedung von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Sehr geehrter, lieber Bruder Abromeit, liebe Familie Abromeit!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder!
Mit Ihnen, lieber Bruder Dr. Abromeit, verabschieden wir heute nicht nur einen Bischof im Sprengel, sondern auch den langjährigen Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche. Im September 2001 wurden Sie zum Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche gewählt, und ab 2012 versahen Sie Ihren Dienst dann als Bischof im Sprengel. Während der ersten Periode sind Sie ein wesentlicher Impulsgeber zur Gründung der Nordkirche geworden; und in der zweiten, mit Beginn der Nordkirche, haben Sie den Wechsel zum Amt eines „Bischofs im Sprengel“ bewusst mitvollzogen und auch dieses Amt deutlich geprägt. Freilich gab es auch zu Nordkirchenzeiten noch Post für den „Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche“….
Der Idee einer geistlichen Leitung unserer Nordkirche durch ein gemeinsam ausgeübtes Bischofsamt mit jeweils unterschiedlichen Aufgabenbereichen konnten Sie viel abgewinnen. Denn in einem Team kann jeder und jede mit seinem/ihrem Profil wirken und sich – gerade weil es die anderen auch gibt – dabei umso deutlicher profilieren. Dass darüber hinaus Positionen gemeinsam entwickelt und vertreten werden, ist eine weitere wichtige und kontinuierliche Aufgabe. Eine Aufgabe, die, wenn sie in allen Fragen von Anfang an gemeinsam angegangen wird, viel dazu beiträgt, dass unterschiedliche theologische Positionen, wie es sie in einer so großen Kirche wie der unseren selbstverständlich gibt, miteinander ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Wichtig ist dabei für jede und jeden Einzelnen eine dialogische Grundhaltung. Beschrieben ist sie bereits in den Schmalkaldischen Artikeln: „per mutuum colloqium et consolatio fratrorum“ – und heute natürlich „et sororum“ – als gegenseitiges Beraten und Trösten der Brüder und Schwestern.
In diesem gemeinsamen bischöflichen Dienst haben sich alle Mitglieder im Bischofsrat begleitet und geistlich gestärkt. Ich sehe es als Zeichen von Vertrauen und gegenseitigem Respekt an, dass wir dabei auch durchaus verschiedene Meinungen vertreten und ausgetauscht haben. Und es ist wohl so: Nur wer einander wirklich und tief vertraut, wagt es, auch öffentlich klar Position zu beziehen – und wagt es, dadurch andere herauszufordern, ebenso klar öffentlich Position zu beziehen. Gut, dass in allen Unterschieden eines immer klar und unhinterfragt war: Die gemeinsame Orientierung von dem her und auf den hin, von dem es im heutigen Lehrtext heißt: „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“
Nun, nach insgesamt 18 Jahren im Bischofsamt, endet diese Zeit. Für jemanden wie Sie, lieber Bruder Dr. Abromeit, der immer mit Freude, großer Ausdauer und – ich denke, ich darf das sagen: leidenschaftlich – seinen Dienst getan hat, ist das ein gewichtiger Einschnitt. Und es ist ein Einschnitt für die, mit denen Sie gemeinsam unterwegs waren: 18 Jahre Bischof in Pommern, 18 Jahre gemeinsames Leben mit Ihrer Familie in Greifswald. Mit Ihnen, liebe Frau Abromeit, und zeitweise auch mit den Kindern, mit denen Sie 2001 hierher gezogen sind. Für alles, was Sie in diesen Jahren an der Seite Ihres Mannes und Vaters mitgetragen, mitdurchlebt, mitgestaltet haben, sei Ihnen heute von ganzem Herzen gedankt! Vieles davon wird vor den Augen anderer verborgen sein, aber Sie wissen und wir ahnen, wie viel und wie intensiv das gewesen sein mag.
„Pommern“, das war Ihnen, lieber Bruder Abromeit, zugleich Aufgabe und Berufung. Es bedeutet für Sie Verbundenheit mit denen, die aus dem ehemaligen Hinterpommern stammen und heute hier leben und ebenso zu den Menschen, die im heutigen Polen leben. Beispielhaft dafür nenne ich Ihre Mitarbeit in der ökumenischen Konsultation der leitenden Bischöfe an Oder und Neiße, Ihre Reisen und Kontakte nach Stettin und Finkenwalde oder Ihren Besuch beim polnischen Reformationsfest 2017 in Warschau, mit dem Sie Ihre Verbundenheit zur Partnerkirche der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zeigten. Pommern, das war für Sie auch immer der Wirkungskreis Dietrich Bonhoeffers, dessen theologische Spuren Sie immer wieder gesucht haben. Und nicht zuletzt waren Ihnen die Gemeinden wichtig, die zum Bundesland Brandenburg gehören und Teil unserer Nordkirche sind.
Um für die damalige Pommersche Evangelische Kirche eine Zukunft denken und finden zu können, sind Sie Impulsgeber für die Verhandlungen zur Nordkirche gewesen. Mit großem Engagement und klarem Blick auch für Gesetzestexte und Verordnungen haben Sie diese Verhandlungen wesentlich mit gestaltet. Außerdem haben Sie zahlreiche Ämter in Ihrer Bischofszeit mit großem Engagement bekleidet. Ich nenne beispielhaft Ihre Vorsitze in der Deutschen Bibelgesellschaft, im Jerusalemsverein, der Bugenhagenstiftung und des Vereins zur Förderung der Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Die Gründung des gleichnamigen Institutes an der Universität Greifswald haben Sie mit initiiert und begleitet. Und nicht zuletzt nenne ich Ihre Verantwortung für den Bereich Aus- und Fortbildung in unserer Nordkirche.
Lieber Bruder Abromeit, dieser Abschied ist noch kein Abschluss. Sie werden Greifswald erhalten bleiben, und damit auch uns – Ihrer, unserer Nordkirche. Mit einem Lehr- und Forschungsauftrag am Greifswalder Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung werden Sie manchen Gedankengang, der in den letzten Jahren nur angerissen werden konnte, nun zu Ende zu denken und manche liegen gebliebenen gedanklichen Fäden aufgreifen und bündeln können – dafür wünsche ich Ihnen das Glück, das sich nur im Rückblick und mit Abstand einzustellen vermag. Das alles wird Ihren Weg in den Ruhestand auf ganz eigene Weise ebnen und gestalten. Für alles, was Sie im Dienst eines Bischofs der Pommerschen Evangelischen Kirche und der Nordkirche getan haben, für alles, was Sie getragen, gefördert, angestoßen, vollendet haben, für alle sichtbare und unsichtbare Begleitung, für gemeinsames Lachen und gedankliches Ringen, kurz: für alle Brüderlichkeit sei Ihnen heute im Namen unserer ganzen Kirche von Herzen gedankt!
Am Ende Ihres Bischofsdienstes aber, der ja auch einen Hirtendienst beinhaltete, sollen die Worte des Hirten stehen, der uns alle leitet – Christus. „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ Dass er es ist, der um uns weiß und uns kennt, wie niemand uns zu kennen vermag, dass er uns zurechtbringt und liebt, weil er um uns weiß, wie niemand um uns zu wissen vermag, dass er deshalb Versöhnung schenkt und wiederum uns das Amt schenkt, das die Versöhnung predigt – das haben Sie selbst in Ihrem Dienst verkündigt und werden es weiter tun. Es möge auch Sie selbst stärken und begleiten auf Ihrem weiteren Weg durch das Leben, das Gott uns schenkt und unter seinen Schutz und Schirm stellt.
„Christus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich von Herzen Gottes Segen!