Bad Bramstedt hat künftig keinen Propst mehr
30. März 2021
Vom 1. Juni an wird es in Bad Bramstedt keinen Propst des Kirchenkreises Altholstein mehr geben. Die Stelle wird nicht neu besetzt. Der Entscheidung zugrunde liegen schwindende Kirchenmitgliederzahlen, aber auch weniger Nachwuchs-Pastoren und -Pastorinnen.
Der amtierende Propst Kurt Riecke wird somit der letzte Propst des Kirchenkreises Altholstein sein. Die stellvertretende Vorsitzende des Altholsteiner Kirchenkreisrates Susanne Wölfel bezeichnete diese Entscheidung als "notwendig". Sie sei zuvor sorgfältig durch einen Arbeitskreis abgewogen und dann von der Synode beschlossen worden.
Weniger junge Pastoren, weniger Kirchenmitglieder
"Wir können in den kommenden Jahren nicht mehr alle Pfarrstellen in den Kirchengemeinden besetzen", erläutert die Ehrenamtliche. Das liege daran, dass mehr Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand gingen, als junge Leute Theologie studierten. "Mit der Streichung der dritten pröpstlichen Pfarrstelle senden wir ein deutliches Signal, dass wir dem auch auf der Ebene des Kirchenkreises Rechnung tragen."
Die Nordkirche öffnet Pfarramt für Quereinsteiger: Interview mit Studienleiter Tobias Sarx
Ab Mitte des Jahres teilen sich nun die Kieler Pröpstin Almut Witt und ihr Amtskollege Stefan Block in Neumünster die geistliche Leitung des Kirchenkreises Altholstein. "Letztlich ist es weniger eine Frage, ob man die Stelle streicht als viel mehr eine Frage des Zeitpunktes", ergänzt Propst Kurt Riecke. Er geht am 31. Mai mit 65 Jahren in den Ruhestand.
Bei seinem Amtsantritt im Jahr 2009 habe es gute Gründe geben, in Bad Bramstedt einen Propst neu zu installieren. "Zu der Zeit gehörten mehr als 230.000 Menschen unserer Kirche in Altholstein an, heute sind es mit 195.000 deutlich weniger", erklärt der Theologe.
Noch zwei Pröpste im Kirchenkreis
In den zurückliegenden Jahren hat sich Riecke schwerpunktmäßig um die Kirchengemeinden im Süden des Kreises Segeberg gekümmert, von Henstedt-Ulzburg über Kaltenkirchen bis nach Boostedt. Er begleitete zusätzlich die übergemeindlichen Pastorinnen und Pastoren etwa an Schulen oder in Krankenhäusern. Genauso war er als Seelsorger für die Mitarbeitenden der Diakonie Altholstein und des Zentrums kirchlicher Dienste da.
"Es gibt eine Rechtsverordnung der Nordkirche, wie viele pröpstliche Personen man in einem Kirchenkreis braucht. Da geht es unter anderem um die Zahl der Gemeinden und der Kirchenmitglieder", erläutert Riecke. Bei seinem Dienstbeginn ging man demzufolge von drei Pröpsten aus. "Im Jahr 2030 kommen wir voraussichtlich mit nur noch zwei pröpstlichen Pfarrstellen aus."
Querstieg ins Pfarramt: Vom Militär zur Kirche
"Wir haben natürlich auch geprüft, die Stelle einer Pröpstin oder eines Propsten in Bad Bramstedt neu auszuschreiben", betont Susanne Wölffel. "Das birgt aber die Gefahr, dass wir ab 2024 auf die pröpstliche Pfarrstelle in Neumünster verzichten müssten." Dann nämlich geht der dortige Amtsinhaber Stefan Block zum 31. Oktober in den Ruhestand.
So fiel die Entscheidung schließlich auch zu Gunsten von Neumünster aus. "In Bad Bramstedt ist die eine Kirchengemeinde schon immer der Partner der Kommune, der Vereine und gesellschaftlichen Gruppen. Und das funktioniert wirklich gut. In Neumünster repräsentiert der Propst elf Kirchengemeinden und ist seit vielen Jahrzehnten eine feste Institutio"“, schildert Riecke die Situation.
Dank an Kurt Riecke
So ist er der erste und gleichzeitig letzte Propst in Bad Bramstedt. In den Worten von Susanne Wölffel schwingt bereits leise der Abschied mit: "Im Kirchenkreis Altholstein gibt es niemanden, den Kurt Riecke nicht durch seine großartige Arbeit begeistert hat. Dafür möchte ich, möchten wir ihm sehr herzlich Danke sagen.“ Der Theologe selbst sieht seinem Ruhestand eher gelassen entgegen und zeigt sich überzeugt: "Unsere Kirchengemeinden sind auch ohne mich richtig stark hier im Süden!"