Bischöfe feierten Ökumenischen Gottesdienst im Andenken an die Corona-Pandemie
19. Januar 2024
Die Nordkirche und das Erzbistum Hamburg hatten zu einem öffentlichen Gottesdienst im Andenken an die Leidtragenden der Corona-Pandemie in die Kieler Pauluskirche eingeladen. Dieser Einladung waren viele Menschen aus Politik und Gesellschaft gefolgt.
Schleswig/Hamburg/Kiel. Den Auftakt eines Corona-Symposiums, das der Schleswig-Holsteinischen Landtag und die Landesregierung veranstalteten, bildete am Freitag (19.1.2024) ein Ökumenischer Gottesdienst in der Kieler Pauluskirche. Erzbischof Dr. Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) und Bischöfin Nora Steen (Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland) gestalteten den Gottesdienst gemeinsam mit anderen Mitwirkenden.
Die beiden Geistlichen umrahmten ihre Worte im Gedenken an die Corona-Leidtragenden mit dem Entzünden von Kerzen und erinnerten in ihren Predigten daran, welche Lehren aus dieser Zeit gezogen werden könnten.
„Eben dachte man noch, man habe alles im Griff, könne planen und dann kommt der Kontrollverlust. Plötzlich gibt es detaillierte Regeln darüber, wo man im Bus zu stehen hat, wohin man reisen darf, und wie viele Kontakte erlaubt sind. Jetzt geht es darum, die Leidtragenden der Pandemie nicht zu vergessen und in Gesellschaft, Politik, Kultur und Kirche das Gute, das entstanden ist, weiterzuentwickeln.“
„Sich nicht einigeln, sondern aufeinander schauen. Niemanden zurücklassen. Auch in dieser politisch so aufgewühlten Zeit gilt es, daran festzuhalten: Niemand ist dazu geboren, um allein zu sein, sich vergessen zu fühlen. Niemand ist dazu bestimmt, durchs Raster der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu fallen. Jede und jeder hat einen Wert. Unverbrüchlich.“
Persönliche Erinnerungen
In ihren sehr persönlichen Erinnerungen und Fürbitten gingen die Mitwirkenden aus Kirche und Gesellschaft auf die Sorgen, Belastungen und Hoffnungen der betroffenen Personen während der Corona-Pandemie ein. So wurde noch einmal anschaulich vor Augen geführt, was diese Zeit der Einschränkungen für einzelne gesellschaftliche Gruppen oder Berufszweige bedeutete und welche auch positiven Erfahrungen gemacht wurden.
Autatmen und Hoffnung
Einengungen mussten beispielsweise Jugendliche wie die Schülerin Amrei Härtel erleben.
„Highlights waren die Momente, in denen wir uns mit Gleichaltrigen über unsere Sorgen und Ängste austauschen konnten und die wirklich auch wussten, wovon man gerade spricht: die Einsamkeit, die Depression und den Blick an die Decke über dem Schreibtisch.“
Hoffnung schöpfte sie in einer Seelsorge-Ausbildung, die sie ins Gespräch mit anderen jungen Menschen brachte.
Dankbarkeit für Engagement
Menschen in der Krankenhausseelsorge des UKSH wie Pfarrer Gereon Lemke oder Pastorin Heidi Kell waren oftmals Vermittelnde zwischen Patientinnen und Patienten und Angehörigen.
„Wenn ich sterbende Menschen begleitet habe, wurde mir erlaubt, wenigstens einen nahen Menschen ans Bett zu bringen. Das war mit einem enormen Aufwand verbunden. Jeder von uns hat gespürt, wie wichtig dieser Abschied für die Menschen war.
Auch die Perspektive einer Kommune wurde dargestellt durch den Beitrag von Bürgermeisterin Bettina Schäfer aus Scharbeutz. Sie sagte mit dem Blick auf die damalige Zeit:
„Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Gemeinde. Alle haben sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützt. Der Zusammenhalt in unserer Gemeinde war und ist einzigartig. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und auch mit Hoffnung und einem positiven Blick nach vorn in dieser unbeständigen Zeit.“
So brachte der Gottesdienst neben der Trauer, dem Gedenken und der Unsicherheit auch das Aufatmen und die Hoffnung zur Sprache.
Pastor Martin Haasler von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Schleswig-Holstein (ACK-SH), Rabbiner Isak Aasvestad (Landesrabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein) und Pastor Tim Schedel beteiligten sich mit Lesungen am Gottesdienst. Fatih Mutlu (Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig-Holstein e.V. SCHURA) schloss sich mit einem interreligiösen Friedensgebet dem Gedenken und den geäußerten Hoffnungen an.
Saxophon- und Orgelstücke, gespielt von Philipp Broda und Andreas Koller, bildeten den stimmungsvollen Rahmen des Ablaufes.