Bischof Abromeit beim Kongress „Kirche und Tourismus im Norden“
22. März 2017
Wismar. „Die Urlauberseelsorge ist ein wesentlicher Teil unserer Gemeindearbeit und bereichert unsere Kirche sehr.“ Dieses Resümee zog der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Sprengel Mecklenburg und Pommern, in seinem heutigen (22. März) Vortrag auf dem 8. Fachkongress „Kirche und Tourismus im Norden“ im Wismarer Rathaus. Veranstalter sind die Gemeindedienste der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und des Evangelisch Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg. Unter dem Motto “Auf der Suche nach Sinn. Kirche als anderer Raum“ begegnen sich noch bis heute Mittag Vertreter der Touristikbranche und kirchliche Fachleute.
Mecklenburg-Vorpommern ist aktuell das beliebteste Reiseziel in Deutschland. Laut Bischof Abromeit prägt dies den Charakter von Kirchengemeinden besonders in touristischen Hochburgen wie etwa der Insel Hiddensee: „Es sind vor allem Auswärtige, die unter dem Rosenhimmel der Kirche in Kloster getraut, getauft und teilweise auch auf ihrem letzten Weg ausgesegnet werden wollen. In diesen Gemeinden befruchten sich Urlauberseelsorge und Gemeindearbeit so, dass die Grenzen fließend werden. Niemand kann sagen, wo die Gemeindearbeit aufhört und die Urlauberseelsorgearbeit anfängt.“
Offene Türen seien die Voraussetzung für Urlauberseelsorge: „Wir als Kirche heißen die Touristen willkommen und bieten ihnen Raum, um zur Ruhe zu kommen, sich zu besinnen, neue Perspektiven kennenzulernen und einzuüben.“ Dabei spielten kulturelle Angebote eine wichtige Rolle: „Das Konzert schafft willkommene Abwechslung und lässt still werden. Es leitet an zu einer gefüllten Stille, für die sonst keine Zeit bleibt. Die Ausstellung spricht ästhetische Bedürfnisse an, die sonst keinen Raum haben. Auf der Suche nach Sinn werden Urlauber empfänglich für die Symbole und die Botschaften der Bibel, wenn sie ihnen in einer für sie verständlichen Sprache gesagt werden.“ Offene Kirchen gäbe es nicht ohne das Engagement der Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden, betonte der Bischof: „Die große Zahl an einheimischen Gemeindegliedern, die es ermöglichen, dass ihre Kirche geöffnet ist, oder die sich zu Kirchenführern ausbilden lassen, zeigt, dass es ein Interesse an den Menschen gibt, die nach Mecklenburg-Vorpommern reisen und sich die Backsteingotik oder die Dorfkirchen ansehen wollen. Nicht selten sind die Einheimischen richtig stolz auf das, was ihre Kirche und Gemeinde den Besuchern bieten kann.“
Auch Gottesdienste entfalten nach Auffassung des Bischofs im Urlaub einen neuen Reiz: „Urlauber, die zu Hause nur zu Weihnachten in die Kirche gehen, lassen sich im Urlaub an der Ostseeküste gern zum sonntäglichen Gottesdienst einladen. Er hebt den Sonntag aus dem ansonsten ungeordneten Ablauf der Urlaubstage heraus, bringt eine Dimension ins Spiel, die man eigentlich wichtig findet, für die man aber im Alltag meint, weder Kraft noch Zeit zu haben, etwas, was mehr ist als die hektische und ökonomisierte Alltagswelt.“
Auf dem Fachkongress, der heute zu Ende geht, präsentierte die Nordkirche ihre neue Kirchen-App und einen der Strandkörbe, mit denen sie sich bei der „Weltausstellung Reformation“ vom 20. Mai bis 10. September 2017 in Wittenberg vorstellen wird.