Bischof Magaard über Klimaschutz, kirchliches Leben auf dem Land und die Zukunft der Kirche
02. November 2020
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kirche sieht der Schleswiger Bischof Gothart Magaard das Heizen der Kirchen als große Herausforderung. "Die Gebäude verursachen die größten CO2-Emissionen", sagte Magaard in einem Gespräch mit Nadine Heggen und Thomas Morell anlässlich seines 65. Geburtstags.
Es gebe neue Modelle für Kirchen, etwa die Sitze elektrisch zu wärmen, statt den ganzen Kirchenraum zu beheizen. "Uns beschäftigt dazu die Frage, wie viele Gebäude wir in Zukunft nutzen und noch viel mehr, wie wir Gebäude energetisch verbessern können." Die evangelische Nordkirche gilt mit ihrem Klimaschutzgesetz bundesweit als Vorreiterin und will bis 2050 klimaneutral werden.
Eine große Herausforderung sieht der Schleswiger Bischof auch in einer klimagerechten Gestaltung der weltweiten Partnerschaften der Nordkirche. Während der Corona-Pandemie sei auch die digitale Kommunikation verstärkt genutzt worden. "Gegenseitige Besuche sind trotzdem unverzichtbar." Es gebe Fonds, mit denen man Flugreisen ausgleichen könne. "Aber da müssen wir noch erfinderischer werden."

Gute Chancen für den ländlichen Raum
Magaards Bischofsbezirk (Sprengel) umfasst Schleswig-Holstein ohne Lübeck und das Hamburger Umland. Er ist stark ländlich geprägt. Viele Dörfer leiden darunter, dass junge Menschen wegziehen. Doch der Bischof sieht auch für die Zukunft gute Chancen für den ländlichen Raum. "Die Gemeinden suchen nach guten Lösungen vor Ort für Mobilität, die Versorgung und Orte der Begegnung." Da spiele auch die Digitalisierung eine Rolle. Er habe mittlerweile zahlreiche innovative Betriebe kennengelernt.
Der Konflikt zwischen Ökologie und Landwirtschaft ist nach seinen Worten in den Dörfern aktuell ein Spannungsfeld, das sich nicht leicht auflösen lasse. "Die Debatten werden zuweilen sehr zugespitzt geführt." Da würden Landwirte schnell angefeindet, und selbst deren Kinder müssten das erleben. Hier seien die Kirchengemeinden als Vermittler aktiv. "Wichtig ist, Begegnung zu fördern und miteinander im Gespräch zu sein."
Kinder- und Jugendarbeit unterstützen
Trotz einbrechender Kirchensteuern durch die Corona-Krise sollte die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit auch künftig eine wichtige Rolle spielen, betonte Magaard. Kinder und Jugendliche müssten hier gute Erfahrungen machen, damit sie auch als Erwachsene der Kirche verbunden bleiben. "Da spielen die Kitas, die Konfirmanden- oder die Jugendarbeit eine große Rolle." Die Gottesdienste seien heute vielgestaltiger und die Musik vielfältiger. "Entscheidend ist, dass wichtige Themen für das eigene Leben vorkommen."