Bericht des Landesbischofs vor der Landessynode der Nordkirche

Botschaft der Reformation erreichte Menschen über Kirchengrenzen hinaus

Das Reformationsjubiläumsjahr mit seinen vielfältigen ökumenischen Begegnungen in der Nordkirche und weltweit wählte Landesbischof Gerhard Ulrich als Schwerpunkt in seinem Bericht
Das Reformationsjubiläumsjahr mit seinen vielfältigen ökumenischen Begegnungen in der Nordkirche und weltweit wählte Landesbischof Gerhard Ulrich als Schwerpunkt in seinem Bericht

16. November 2017 von Stefan Döbler

Lübeck-Travemünde. „Kirche hat nur Zukunft, wenn sie ökumenisch ist“, sagte Landesbischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Ersten Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (16. November) in seinem Bericht vor den 156 Mitgliedern der Landessynode: „Kirche Jesu Christi ist immer Kirche am Ort und zugleich Teil der einen großen, globalen Gemeinschaft von Christen.“

Auch die Reformation sei in den 500 Jahren seit ihrem Beginn zu einer „Weltbürgerin“ geworden, die „auf ihrer internationalen Reise wieder zu uns zurückkehrt, unsere theologischen und kirchlichen Diskurse bereichert und verändert durch das, was Christinnen und Christen in Afrika, Asien und anderswo, inspiriert vom Wort Gottes, entdeckt und gelernt haben“, so Ulrich. Er erinnerte an die 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Mai in Windhoek, die 145 lutherische Kirchen mit 74 Millionen Mitgliedern aus 98 Ländern repräsentierte. Im Reformationsjahr widmete sie sich unter dem Motto „Befreit durch Gottes Gnade“ den Schwerpunkten „Erlösung, Menschen, Schöpfung – für Geld nicht zu haben“.

Erlösung verstünden beispielsweise die Kirchen im globalen Süden ganzheitlich, so Landesbischof Ulrich: „Die damit verbundenen christlichen Grundbegriffe Freiheit und Versöhnung haben eine grundsätzliche Veränderung im Blick, die Einzelne, aber auch eine ganze Gesellschaft in einen Prozess der Erneuerung führt.“ Der lutherische Freiheitsbegriff sei in der Bindung an Gott begründet. „Er setzt sich ab von einem egoistischen – ich möchte sagen verkommenen – Begriff der Freiheit, den wir heute so oft wahrnehmen: ‚Ich bin so frei und kümmere mich um nichts als meine Interessen; ich sage oder schreie, poste oder twittere, was ich will und was es auch koste von der Würde der anderen; ich muss mich um nichts als meine Interessen kümmern.‘“

Dieses fatale Freiheitsverständnis habe hierzulande und weltweit Populismus, Egoismus und falsch verstandenen Individualismus wachsen lassen. Zudem trage es zu einer ungesteuerten Globalisierung bei, so Ulrich.

Aufruf zu „Sonntag der Gerechtigkeit“ in der Nordkirche

Der Landesbischof rief die rund 1.000 Kirchengemeinden der Nordkirche auf, den Sonntag Judika (18. März) auch 2018 als „Sonntag der Gerechtigkeit“ zu gestalten. Das Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche und der Kirchliche Entwicklungsdienst stellen Begleitmaterial zur Verfügung, um in Gottesdiensten Anliegen globaler Gerechtigkeit und Menschenwürde zu thematisieren.

„Jeder Mensch steht unter dem Schutz Gottes“, hob Ulrich hervor. „Der Mensch darf nicht unter die Räder kommen.“ Er erinnerte an den Völkermord deutscher Kolonialherren in Namibia ebenso wie an Menschenhandel, Sklaverei und Gewalt an Flüchtlingen in der Gegenwart. Angesichts von Diskriminierung, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit betonte Ulrich: „Die Nordkirche muss noch stärker bekennen: Christlicher Glaube schließt jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aus – ganz gleich, ob sie sich auf Menschen anderen Glaubens, anderer kultureller Herkunft, anderer politischer Gesinnung oder anderen Verhaltens bezieht.“

Der Landesbischof kündigte für das kommende Jahr ein Konzept zur interkulturellen Öffnung der Nordkirche an und würdigte zugleich das Engagement von Ehren- und Hauptamtlichen in der Flüchtlingshilfe. Er verteidigte das Kirchenasyl: Es nehme den Rechtsstaat ernst und erinnere ihn an die Achtung der Würde jedes Einzelnen.

In seinem Rückblick auf das Reformationsjubiläum würdigte er neben den zahlreichen Aktivitäten mit Partnern aus vielen gesellschaftlichen Bereichen auch das gemeinsame Reformationsgedenken von Protestanten und Katholiken. „Das ist ein Zeichen der Hoffnung für eine zerstrittene, verängstigte, sich nach Frieden sehnende Welt: dass Versöhnung möglich ist“, betonte Ulrich, der vergangene Woche erneut zum Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gewählt worden ist.

Die Wiederentdeckung des Evangeliums, die Aufdeckung der Erlösungsbedürftigkeit der Welt, die vitale Sprache des Glaubens, auch als Stimme für das Leben und für die Erniedrigten gehören für Ulrich zu den weiterhin wirksamen reformatorischen Impulsen: „Es bleiben auch die Erfahrungen am Reformationstag 2017 selbst: die überfüllten Kirchen, die vielen Menschen, mit denen wir gar nicht zu rechnen gewagt hatten, die aber etwas verstanden hatten von der Botschaft der Reformation – ob sie an eine Konfession gebunden sind oder nicht!“

Der Landesbischof begrüßte die auch in Hamburg und Schleswig-Holstein in Gang gekommene gesellschaftliche Debatte um den Reformationstag als zusätzlichen gesetzlichen Feiertag: „Freiheit und Verantwortung; unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen; Respekt und Toleranz sind nur einige der Anstöße, die ein solcher Gedenktag der Gesellschaft zu bieten hat. Dies könnte vielleicht auch jene mitnehmen, die zwar für einen zusätzlichen Feiertag sind, aber nicht für einen dezidiert kirchlichen.“

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