Evangelische Kreativwerkstatt: Das AfÖ wird zum 1. Juni aufgelöst
31. Mai 2021
"Sieben Wochen ohne", "Der Andere Advent" oder der "Mönchsweg" - das Hamburger AfÖ war viele Jahre lang die Ideenschmiede der evangelischen Kirche. Doch das ist Geschichte: Zum 1. Juni wird das AfÖ aufgelöst - und geht im neuen Kommunikationswerk der Nordkirche auf.
Nach über 60 Jahren schließt die Ideenschmiede der evangelischen Kirche in Hamburg. Das "Amt für Öffentlichkeitsdienst", wie es etwas spröde heißt, wird zum 1. Juni Teil des Kommunikationswerks der Nordkirche. Hier wurden Aktionen wie "Sieben Wochen ohne", der Kalender "Der Andere Advent" oder die "Perlen des Glaubens" erfunden. Der Radfernweg "Mönchsweg" wurde hier entwickelt und zum Reformationsjubiläum 2017 das "Nordkirchenschiff" in die norddeutschen Häfen geschickt.
Nach einer wechselvollen Geschichte komme jetzt zusammen, was zusammengehört, sagt die stellvertretende AfÖ-Leiterin Anne Christiansen: Medienarbeit, Internet- und Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Medienakademie.
Alles begann auf der Reeperbahn
Die Wurzeln des AfÖ finden sich auf der Reeperbahn: Anfang der 1950er Jahre warben engagierte Christen begleitet von Posaunen und Trompeten hier für die christlich gebotene eheliche Treue. Aus diesen Anfängen der Kirchen-PR heraus wurde am 1. April 1958 das "Amt für Öffentlichkeitsdienst" der damals noch selbstständigen Hamburgischen Landeskirche gegründet. Erworben wurde dafür eine gediegene Villa im feinen Stadtteil Rotherbaum.
Prominente Gäste
Bis zu 450 Veranstaltungen fanden anfangs jährlich im AfÖ statt. Legendär wurden die "Theatergespräche" mit prominenten Gästen wie Hans Albers, Gustav Gründgens und Ida Ehre. Zu "Themen der Zeit" lassen sich Namen wie Konrad Adenauer, Rudolf Augstein, Max Brauer, Henri Nannen und Herbert Wehner in den Chroniken finden. Darüber hinaus informierte ein Fernsprech-Ansagedienst regelmäßig über kirchliche Veranstaltungen, die Medienzentrale stellte Kurz- und Dokumentarfilme zur Verfügung, und der christliche Plakatdienst eroberte die Werbeflächen der Hamburger U-Bahn.
Nach Gründung der Nordelbischen Kirche 1977 wurde die Medien- und PR-Arbeit des AfÖ ausgebaut. 1983 entstand die bundesweit bis heute erfolgreiche Fastenaktion "Sieben Wochen ohne", 1995 folgte "Der Andere Advent", der später von dem Verein "Andere Zeiten" übernommen wurde. Der langjährige AfÖ-Pastor Hinrich Westphal etablierte in der Villa seine "Gemeinde für Journalisten".
Doch die Strahlkraft des AFÖ nahm ab, als die Villa verkauft werden musste. Das AfÖ zog 2005 nach Altona in das Diakonie- und Kirchenzentrum Dorothee-Sölle-Haus. Bis heute konzipiert und begleitet das AfÖ Kampagnen und Projekte der Nordkirche. Damit der Reformationstag im Halloween-Hype nicht untergeht, wurden hier die "Luther-Bonbons" und die "Luther-Kekse" erfunden.
Bedeutung des Internets wurde früh erkannt
Im AfÖ wurde bislang auch der digitale Medienauftritt der Nordkirche gestaltet. Früher als andere Landeskirchen begriff die AfÖ-Crew die Bedeutung des Internets und sicherte sich die Internetadresse www.kirche.de: Bis heute wird man von hier auf den Online-Auftritt der Nordkirche geleitet.
Seit 2018 findet jährlich das #Hansebarcamp in Hamburg statt, organisiert vom AfÖ. Interessierte der "Digitalen Kirche" aus dem Norden und darüber hinaus kommen zusammen, um sich auszutauschen.
An die Gründung des AfÖ auf der Reeperbahn erinnert ein großes Ölgemälde, das auch viele Jahre im Dorothee-Sölle-Haus hing. Jetzt wurde es weitergegeben an das Altonaer Museum, das es als Teil der Hamburgischen Stadtgeschichte bewahren wird.