Eltern kämpfen für Erhalt der Frühchen-Station
02. Dezember 2022
Die Früchten-Station des Diakonie-Klinikums Dietrich Bonhoeffer in Neubrandenburg steht möglicherweise vor dem Aus. Für Eltern von zu früh geborenen Kindern ist das ein schwerer Schlag. Zusammen mit den Mitarbeitenden des Klinikums protestieren sie gegen die Umsetzung einer gesetzlichen Vorgabe.
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Hintergrund ist, dass es neue gesetzliche Mindestmengen für die Versorgung von Frühgeborenen mit einem Aufnahmegewicht von weniger als 1250 Gramm gibt: Erfüllt ein Klinikum die jährliche Quote an Frühgeborenen nicht, kann es den Status des Level 1 Perinatalzentrums verlieren. Betroffene Eltern müssen folglich weitere Wege in Kauf nehmen, um ihr Kind an einem anderen Klinikum versorgen zu lassen.
Lange Wege für Kinder nicht förderlich
So müssen nun mindestens 25 dieser sehr früh geborenen Kinder pro Jahr in einer Klinik aufgenommen werden, damit das entsprechende Krankenhaus sich weiter für die Behandlung dieser extrem frühen Geburten qualifiziert. In Neubrandenburg liegt die Quote aktuell deutlich darunter.
Betroffene Eltern kritisieren jedoch, dass die vorgegebene Fallzahl im ländlichen Raum zu einer Zentrierung der medizinischen Angebots fernab des Wohnorts führe. Sehr lange Fahrtwege zwischen Wohnort, Arbeitsstelle und Klinikum werden also unvermeidbar. Gerade im Falle von Frühgeborenen sei es jedoch wichtig, dass Eltern und Kind so viel Kontakt wie möglich haben. Dies erhöht nachweislich die Überlebens- und Entwicklungschancen des Kindes.
Eltern sammeln Unterschriften
Die Diakonie-Klinik sieht in der Quote kein geeignetes Instrument zur Qualitätssicherung in der Medizin. "Eine Zahl allein ist kein Qualitätskriterium. Es müssen stattdessen angemessene Maßnahmen zur Qualitätssicherung festgelegt werden. Und auch wenn der Gesetzgeber das anders sieht: Für uns ist neben der Qualität die Erreichbarkeit ein ganz wichtiges Kriterium – gerade bei extremen Frühgeborenen, die oft lange Zeit im Krankenhaus bleiben müssen", sagt die Klinik-Geschäftsführerin Gudrun Kappich.
Aktuell läuft deshalb eine Petition für den Erhalt der Frühchen-Station und Streichung der gesetzlichen Quote. Unterstützt wird sie unter anderem von Eltern, die ihre Kinder dort zur Welt gebracht haben.
"Wir sind dankbar dafür, dass wir diese intensive Lebenszeit zusammen mit den Kindern verbringen durften. Wir können uns nicht ausmalen, wie es gewesen wäre, täglich zu überlegen, ob ein Besuch überhaupt möglich ist", sagt Axel Bloth, Vater von Zwillingen, die dort versorgt wurden.