Zwischen Kühen und Strohballen: Erntedankgottesdienst auf dem Bauernhof
02. Oktober 2020
Ein Erntedankgottesdienst zwischen Kühen, Kälbern und Strohballen, das ist schon etwas ganz Besonderes. Bereits zum vierten Mal ist die Kirchengemeinde aus dem kleinen Ort Osterrönfeld auf dem Hof der Familie Jacobsen nahe Rendsburg zu Gast - diesen Sonntag ist es wieder soweit. Landwirt Christoph Jacobsen ist es wichtig - nicht nur zu Erntedank - zu zeigen, woher unsere Lebensmittel eigentlich kommen.
Auf seinem Bauernhof begrüßt er regelmäßig auch Schulklassen, Kitagruppen oder andere Interessierte. Besonders Kinder sollen lernen, woher ihre Milch kommt - nämlich von Trine, Tolke oder Marie. Rund 150 Kühe werden auf dem Familienbetrieb jeden Tag morgens und abends gemolken und sie alle haben Namen. Dazu kommt Bulle Helmut, zahlreiche Kälber, Katzen, der Hofhund und ein paar Pensionspferde. Rund 300 Tiere leben auf dem landwirtschaftlichen Betrieb.
Taufe im Kuhstall
Das Erntedankfest hier auf dem Hof stattfinden zu lassen, war die Idee von Pastor Michael Friesicke-Öhler aus Osterrönfeld. Er kam auf den Betrieb, als Familie Jacobsen vor einigen Jahren die Taufe ihrer Tochter Frida im Kuhstall feiern wollte. Kurz darauf kam dann auch die Kirchengemeinde zum ersten Erntedankfest in den Pferdestall. „Ich finde so ein Erntedankfest gehört auch auf den Bauernhof und ich freue mich daher riesig, dass der Pastor uns gefragt hat”, so der Vater von zwei Kindern.
Dankbarkeit für Regen und Ernte
Ort und Zeit
Sonntag, 4.Oktober, 10 Uhr Open Air bei Familie Jacobsen (Thiesberg 1, Osterrönfeld), mit Pastor Friesicke-Öhler
Dankbar sein könnten sie, auch trotz all der negativen Nachrichten aus der Landwirtschaft wie beispielsweise das Hofsterben, die niedrigen Milchpreise und die Diskussionen um das Tierwohl. „Gerade in unserer Region gehört schon ein wenig Glück, vielleicht auch der gute Wille des lieben Gottes, dass wir eine erfolgreiche Ernte bekommen. In diesem Jahr können wir in den Böden sehen, dass kein Wasser vorhanden ist”, sagt Bauer Jacobsen. Doch es habe immer noch rechtzeitig ein Schauer gegeben, der zum Wachsen der Pflanzen gereicht habe. „Die Silos sind voll, die Maisbestände stehen super, da können wir dem lieben Gott schon dankbar sein”.
Werner Jacobsen ist der Senior auf dem Hof und arbeitet noch regelmäßig mit. „Wir halten es für äußerst wichtig, dass wir Bauernfamilien uns öffnen, um die Unkenntnisse über die heutige Landwirtschaft zu reduzieren. Wir können einfach nicht erwarten, dass die Menschen von sich aus auf uns zu kommen und sich um unserere Belange kümmern. Wir müssen offen sein - auch für Kritik. Wir müssen uns neuen Verhältnissen und Forderungen - wie beispielsweise für mehr Tierwohl - stellen. Darauf legen wir hier viel Wert”, so Opa Werner, wie der 72-Jährige sich selbst nennt.
Stallbesichtigung nach dem Gottesdienst
Nach dem Gottesdienst am Sonntag können die Gäste auf dem Hof noch einen Rundgang durch die Ställe machen, zusehen wie die Kühe auf die Weide gelassen werden und sich über die Arbeit des landwirtschaftlichen Betriebs informieren. Christoph Jacobsen ist der Kontakt zu den Menschen aus der Region wichtig, auch um zeigen zu können, dass es seinen Tieren gut geht. „Ich behaupte immer, wer hier mit mir durchgeht, der kann erkennen, dass wir nicht morgens aufstehen um die Umwelt zu verpesten, sondern dass hier ganz viel Herzblut mit dranhängt”, so der Landwirt.