24. Dezember 2023 | ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Kirche am Markt, Hamburg-Niendorf

Fernsehgottesdienst zur Christnacht

25. Dezember 2023 von Kirsten Fehrs

Predigt von Bischöfin Kirsten Fehrs zu Lukas 2

Gute Güte, wie müssen sich die Hirten erschrocken haben. In der Kälte, nur gewärmt von den Schafen rechts und links. Ist ja kein leichtes Leben als Hirte. So ungesehen. Unbehaust. Unerhört. Ohne Obdach, immer am Rand der Gesellschaft. Und dann auf einmal dieses helle Licht, vom Himmel hoch, dass sie sich die Hände vor die Augen halten müssen. Zum Glück singen die Engel ganz schnell ihr „Fürchtet euch nicht!“ Es ist sowieso immer und immer das erste Wort dieser Gottesboten. Das können die aus dem ff.

Schreck lass nach. Und die Hirten fangen wirklich an zu staunen. Denn sie haben ja gar nicht gewusst, dass Engel tatsächlich auf die Erde kommen – mit Harfe, Flöte und allem Drum und Dran. Und dass die nicht nur singen „Ehre sei Gott in der Höhe“. Sondern auch: „Ehre sei Gott in der Tiefe“. Klar, und jetzt sehen die Hirten es auch. Dieses unglaubliche Licht! Es ist, als strahle es nur ihretwegen. Von diesem Moment an sind sie nicht mehr am Rand und draußen, nein: mittenmang, wie wir Hamburger so sagen, mittenmang im Licht der Engel. „Und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie“ – klar, das ist es.

Heute scheint ein anderes Licht auf diese Welt. Eines, das der Not nicht ausweicht und den Trost der Welt zu den Traurigen bringt. Damit alle es singen und sagen, nicht nur die Engel: Uns ist ein Heiland geboren. Es ist etwas Neues und Heilsames in der Welt, das mich hoffen lässt. Verrückt. Und es macht Mut! Dieser kleine Heiland nämlich trägt die Kraft der Versöhnung in sich. Das Licht der Herzlichkeit. Und die Hoffnung bekommt Beine, tatsächlich, Mensch! Das müssen die Hirten sehen – und raunen einander zu: Lasset uns nun gehen nach Bethlehem, in die kleine Stadt!

Bethlehem, die kleine Stadt. Heute mitten in den besetzen Gebieten. Wo die Furcht und die Not seit dem 7. Oktober mehr denn je unter die Haut kriechen. Wie mag es den Kindern dort gehen? Was wird mit ihnen, die gerade jetzt in Bethlehem geboren werden? Wie furchtbar muss es sein, für die israelischen Kinder, die in Kellern und Tunneln von Hamas-Terroristen gefangen gehalten werden? Und wer versorgt die Kleinen im Gazastreifen mit sauberem Wasser, Brot und Medizin? Ehrlich: Dieser ganze Krieg ist doch eine einzige humanitäre Katastrophe.

Wie wichtig deshalb, dass wir für all die Leidenden jetzt beten und handeln – und nicht nachlassen darin! Mit Brot für die Welt, aber auch mit unserem klaren Bekenntnis, das gehört dazu: Nie wieder Antisemitismus. Leute, nie wieder ist jetzt!

Nie dürfen wir vergessen, dass dieses lichte Krippenkind in Bethlehem ein jüdisches ist. Aus ihm heraus ist das Christentum erwachsen. Und mit ihm der klare Auftrag Jesu, die Würde der Kleinen zu achten. Und den Kriegsherren dieser Welt mit aller Macht die Tür zu weisen. Genau deshalb singen die Engel immer und unbeirrt ihr „Fürchtet euch nicht!“

Harfenmusik

Vor einer Woche haben Tausende Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Wien das Friedenslicht aus Bethlehem, der kleinen Stadt, in Empfang genommen. Jedes Jahr wird es in der Geburtsgrotte entzündet, um es in alle Welt zu verteilen. Besonders berührend fand ich, dass es dieses Jahr eine 12-jährige palästinensische Christin gewesen ist, die das Licht auf den Weg geschickt hat. Was für ein Zeichen der Versöhnung in diesen Tagen! Und als die Pfadis am 3. Advent in Hamburg eintrafen, mit diesem Licht, das sie sorgsam mit ihren Händen vor dem Sturm schützten, sangen sie – ganz mit unserem Hamburger Ehrenbürger Udo Lindenberg – „Komm wir zieh‘n in den Frieden! Wir sind mehr als du glaubst. Wir sind schlafende Riesen, aber jetzt stehen wir auf!“

Tausende Friedensengel, die aufstehen mit ihren hellen Liedern – wir brauchen sie so dringend jetzt mit ihrem Weihnachtsmut, den sie uns zusingen, mit ihrem Hoffnungstrotz auch, der der Ohnmacht die Macht nimmt. Ja, aufstehen und singen soll die ganze Engelschar. Von allem anderen in der Weihnachtsgeschichte haben wir derzeit wahrlich mehr als genug. Wir haben unsichere Zeiten und unzählige Menschen auf der Suche nach Raum und Herberge. Wir haben Krieg und Krisen, Despoten und Idioten. – Und Angst haben wir auch.

Genau deshalb singen die Engel. Um dich aufzurichten. Um ein neues Licht auf das zu werfen, was dir Sorgen macht. Ich habe mich viel mit Engeln in der Bibel beschäftigt – und klar: Sie können Gefahren und Nöte nicht wegzaubern. Aber sie helfen dir, mit klugem Wort und klarer Sicht manch Angst zu überstehen. Krisen anzugehen. Ja, über Brücken zu gehen, die dich an ein anderes Ufer führen, von dem aus du vielleicht noch einmal neu aufbrechen oder eine längst fällige Entscheidung treffen kannst.

Engel lassen dich wieder neu auf dein Herz hören. Damit dir klar werden kann, dass Gott noch so viel Gutes für dein Leben bereithält, ja, dass du selbst ein Geschenk für andere bist. Weil du Mut schenken kannst und Kraft und Liebe – und Marzipankartoffeln auch.

Deshalb – bitte so viele Engel wie nur geht. Mit und ohne Flügel. Wunderbar, wie viele es davon gibt in unserem Land. Schutzengel eben! Zehntausende von ihnen sitzen da gerade vor ihren Bildschirmen. Sie, die sich für andere mit Herz einsetzen. Sie, die draußen auf den Feldern die Hoffnung hüten, trotz der Dunkelheit. So viele sind‘s auch, die jetzt nicht gemeinsam mit uns feiern, sondern in den Krankenhäusern und Flüchtlingsunterkünften, in den Pflegeheimen, Kinderkliniken und bei den Menschen ohne Obdach Ängste mit aushalten und Trost spenden. All die Engel auch, die bei den Tafeln Brot und Wärme verteilen, eine Mahlzeit und ein Lächeln für die leeren Mägen und Herzen. Ich danke Ihnen allen von Herzen dafür!

Und spätestens hier wird doch klar, dass das mit den Engeln kein Gesäusel ist und Geplauder. Sicher, es gibt auch die Sorte pausbäckig und süß und kess und klein. Aber die meisten sind schon ziemlich bodenständige, hartnäckige Botschafter und Botschafterinnen der Hoffnung. Mit einer Menge Lebensgewicht – und Lebendgewicht.

Solche eben, die es schaffen, dass gestandene Männer wie die Hirten sich nachts auf den Weg machen. Solche, die es faustdick hinter den Ohren haben, wenn es gilt, Leben zu retten. Sie können auch machtvoll, die Engel, wenn sie wollen. Von guten Mächten eben sind wir umgeben, nicht von kraftlosen Worten.

Harfenmusik

Und genau das ist die erlösende Melodie in dieser unerlösten Welt: Gott setzt der Angst die Menschlichkeit entgegen, indem er selbst Mensch wird. Ein kleines, lichtes Kind. Ein Gott, der bedürftig wird, wie wir, der das Glück der Freundschaft und der Liebe kennt, wie wir, der früh auf der Flucht ist wie so viele auf dieser Erde, und den das Leben aufs Kreuz legt wie andere auch. Und nein – pure Machtlust, Stärke und das laute Wort haben noch niemanden gerettet.

Jedoch – die Zärtlichkeit. Der genaue Blick. Das tröstende Wort. Die Musik. Das besondere Licht! Möge dieses Geheimnis der Heiligen Nacht in uns die Sehnsucht wachhalten, nicht nur das Mögliche, sondern auch das Unmögliche zu denken – und zu tun! Dass wir unsere Stimmen erheben gegen Hass und Angst. Dass wir uns auch in Zukunft stark machen für den Schutz der Kinder.

Wissend: Wir sind nicht allein! Denn alle Engel des Himmels haben sich doch schon längst ihre Wanderschuhe angezogen, um mit dir zu gehen. Auf der Straße deines Lebens. Wohl behütet, wie damals Maria und Josef und klar, die Hirten, in „Bethlehem, du kleine Stadt“. Übrigens ein Weihnachtslied, das ich sehr liebe. Wunderschön zu singen, wie uns ein ewger Friede sei beschert, den Menschen nah und fern. Die Weihnachtsengel singen die frohe Botschaft hell: Komm auch zu uns und bleib bei uns, O Herr Immanuel. Amen.

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