Freiluft-Gottesdienst in Lübecks erster Kirche
25. Mai 2018
Ganz schön lange nichts los, dafür am 7. Juni aber richtig: Erstmals nach 880 Jahren findet dann wieder ein Gottesdienst in Lübecks Mutterkirche statt.
Die Überreste der Kirche aus dem 12. Jahrhundert liegen im Zentrum von Alt-Lübeck, der slawischen Vorgängersiedlung der Hansestadt, erklärt Pröpstin Petra Kallies. Der Freiluftgottesdienst ist ein Programmpunkt im Rahmen des 875-jährigen Stadtjubiläums, das in diesem Jahr gefeiert wird.
Der Ort ist ein Naturidyll
"Der Weg zu diesem einmaligen Abendgottesdienst ist etwas mühsam", räumt die Pröpstin ein. Alt-Lübeck liegt auf einer Halbinsel zwischen Trave und Schwartau, sechs Kilometer von der heutigen Altstadtinsel entfernt. Der Ort ist ein Naturidyll, aber ohne infrastrukturelle Anbindung.
Nach der Anreise mit Bus oder Bahn müssen die Besucher die letzten zwei Kilometer zu Fuß zurücklegen. Dann erwarten sie neben einem musikalisch unterlegten Gottesdienst mit der Pröpstin und zwei Lübecker Archäologen viele Informationen zu der Geschichte der ersten Kirche Lübecks.
Geschichte des Christentums in der Region
Alt-Lübeck war im Mittelalter Fürstensitz und Mittelpunkt eines Reiches, das sich von der Kieler Bucht bis zur Oder erstreckte. "An diesem Ort lässt sich die Geschichte des Christentums gut nachvollziehen", erklärt die Archäologin Doris Mührenberg. Die Slawen errichteten dort die Königsresidenz "Liubice". Später bemühte sich der christlich erzogene Fürst Gottschalk um die Missionierung der heidnischen Slawen und förderte in Liubice das Christentum. Im Jahr 1066 wurde Gottschalk bei einem Aufstand des heidnischen Adels ermordet.
Burgwall und Kirchenfundament erinnern nur noch an Alt-Lübeck
Gottschalks Sohn Heinrich machte Liubice im frühen 11. Jahrhundert zu einer Handelsmetropole und errichtete unter anderem Lübecks Mutterkirche. Bereits 1138 wurde Liubice aber vollständig von den Ranen, einem westslawischen Volk, zerstört. 1143 gründete Graf Adolf II. von Holstein das heutige Lübeck. Heute erinnern nur noch der gut erhaltene Burgwall und das Kirchenfundament an Alt-Lübeck.