Gesundheits-Studie über Kinder hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter
08. August 2016
Gesundheit und Lebensweg von Kindern von hauptamtlichen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) will die Universität Greifswald in ihrem Forschungsprojekt beleuchten. Denn auch ein Vierteljahrhundert nach Ende der DDR ist dieses Kapitel bislang kaum erforscht. Im Jahr 1989 arbeiteten etwa 90.000 Hauptamtliche für Erich Mielkes Staatssicherheitsdienst.
Von der Stasi-Tätigkeit ihrer Eltern erfuhren manche Kinder erst nach dem Ende der DDR, andere wussten schon vorher davon oder verpflichteten sich selbst zur Stasi-Tätigkeit. Andere gingen mehr oder weniger offen in den Widerstand gegen den Staat und die Position der Eltern. Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des MfS wurde auch im Privaten geheimdienstliche Kontrolle und Beeinflussung erwartet, die in unterschiedlicher Form und Ausmaß stattfand. Wie genau sich das auf die Kinder ausgewirkt hat, dazu will das Forschungsprojekt Antworten finden.
Vergangenheit als Teil einer Stasi-Familie wird als Tabu erlebt
In jüngerer Zeit würden sich zunehmend Kinder von Stasi-Hauptamtlichen in Gruppen zusammenfinden, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, teilte die Professur für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald mit. Teilweise würden diese Kinder mit ihren Geschichten auch an die Öffentlichkeit gehen, "auch wenn oder gerade weil sie diese als ein gesellschaftliches Tabu erleben". Das Vorhaben ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitätsmedizin Greifswald, des Helios Hanseklinikums Stralsund und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher.
Die Probanden sollen Fragebögen ausfüllen und zu einem ein- bis zweistündigen Interview bereit sein, das auch zu Hause stattfinden kann. Die Erhebungen unterliegen der Schweigepflicht.
Info
Näheres zum Forschungsprojekt unter Tel. 03831/452100 oder bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger unter E-Mail: freyberg@uni-greifswald.de