Gottesdienst mit dem Schützenverein Schützenhof Neuengamme am 3. September 2023
03. September 2023
13. Sonntag nach Trinitatis
Sehr geehrte Majestäten, liebe Hofdamen und Adjudanten,
liebe Schwestern und Brüder –
wie schön, dass ich – wenigstens eine halbe Stunde – bei Ihnen sein und einige Worte an Sie richten darf, bin ich doch heute auf Vier- und Marschlandentour. Danke für Ihre herzliche Einladung zum tatsächlich 431.(!) Schützenfest, das soll Ihnen mal jemand nachmachen.
Und dass es einen Schützengottesdienst immer schon, jetzt aber unter freiem Himmel gibt, kann man doch als wunderbares Zeichen von Gemeinschaft der Dörfer und Kirchen im Pfarrsprengel verstehen. Danke Ihnen allen dafür!
Ich habe grundsätzlich ein sehr positives Verhältnis zur uralten Tradition des Schützenfestes. Das mag auch daran liegen, dass ich als Zehnjährige beim Vogelschießen – völlig ohne mein Zutun – tatsächlich einmal den Vogel abgeschossen habe. Und zwar weil es einen mitfühlenden Helfer gab, der die riesige Armbrust, die gefühlt größer war als ich selbst, nicht nur spannte, sondern mir auch hielt. Zack – genial getroffen. Obwohl ich wirklich nichts anderes getan habe, als intelligent zu gucken und irgendwo draufzudrücken – und schon wirst du Königin. Allerdings folgte der Nachteil buchstäblich auf dem Fuße. Mein etwas schwergewichtiger Königsgemahl gab sich beim Königstanz zwar alle Mühe, latschte mir aber dennoch ständig auf die Zehen. Genial daneben wäre mir da lieber gewesen ...
Was ich aber immer schön fand, war die Gemeinschaft, die sich beim Schützenfest im Dorf zeigte. Und dass es bei diesem Fest für ausnahmslos jeden Menschen die Chance gab, jenseits der öffentlichen Rolle zu einer Majestät aufzusteigen. Und dass man Spaß hatte daran, der Tontaube die Stirn zu bieten und es nicht krumm nahm, wenn man elegant – eben: genial – danebengeschossen hat. Auf Schützenfesten, auch jetzt in der modernen Form, zählt nicht zuvorderst der Einzelne, sondern die Gemeinschaft. Freundschaft, mit der man einander zeigt: Wer miteinander tanzen kann, muss sich nicht streiten. Der verträgt es auch mal, dass dir einer auf den Fuß tritt, ohne gleich auf Drama-Majestät zu machen.
So ja auch hier. Seitdem 2017 der erste Gottesdienst, in Ermangelung einer Kirche, im Garten des Schützenkönigs gefeiert wurde – mit dieser wunderbaren, kleinen Schützenvereinskirche hier hinter mir – seitdem ist so viel gewachsen. Gestalten Sie ja nun gemeinsam den großen Vierländer Erntedankgottesdienst und kümmern sich zusammen um Jung und Alt, die Unterstützung brauchen und Hilfe. So knüpft die heutige Moderne an die Jahrhunderte lange Tradition der Schützenvereine an. Denn die wurden ja im frühen Mittelalter als christliche Bruderschaften zum Schutz der Dörfer gegründet.
Es ging also immer schon um Zusammenhalt und Menschlichkeit – wie hier und heute auch. Voller Gastfreundschaft über die Grenzen von Dörfern und Stadt, Konfessionen und Nationen hinweg. Und das ist genial – und sowas von gar nicht daneben. Denn nichts braucht unsere derzeit so verwundete Welt mehr als Menschen wie Sie. Menschen mit Herzensweite und unbeirrbarem Friedensmut. Selig sind sie, die Frieden stiften.
Von Herzen wünsche ich Ihnen ein erlebnis- und erfolgreiches Schützenfest. Humor, wenn man nicht gleich ins Schwarze trifft und vor allem dies: Gottes reichen Segen für Ihr gemeinsames Tun.