Hamburgs Winternotprogramm läuft an
25. Oktober 2022
Hilfe im Krisenwinter 2022/23: Mit einer Kapazität von rund 800 Plätzen startet Hamburg am 1. November das Winternotprogramm für Obdachlose. Das bedeute laut Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard im Vergleich zu den Vorjahren eine Ausweitung des Angebots. Doch reicht das?
Am Standort Friesenstraße werden 400 Plätze bereit stehen, im ehemaligen Hotelgebäude an der Halskestraße sind 300 Plätze verfügbar und 95 Plätze werden in Containern an Kirchengemeinden bereitgestellt. Zu den Neuerungen gehört, dass der Standort Friesenstraße barrierefrei zugänglich ist und in der Halskestraße nun kleine Wohneinheiten mit eigenen Bädern zur Verfügung stehen, so die Senatorin.
Hamburg hält traurigen Rekord
Die Diakonie machte erst kürzlich darauf aufmerksam, dass Hamburg die "Hauptstadt der Wohnungslosen" ist: Insgesamt gebe es hier fast 19.000 Menschen ohne feste Bleibe. Das sei ein trauriger Rekord, so Landespastor Dirk Ahrens. In der Statistik erfasst wurden jedoch hauptsächlich Menschen, die in öffentlichen Einrichtungen leben, darunter viele Geflüchtete. Die Zahl derer, die auf der Straße leben, ist noch nicht enthalten. Sie liegt Schätzungen zufolge bei etwa 3.000.
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Hamburgs Sozialsenatorin sagte jedoch, dass die Winternotquartiere trotz der hohen Zahlen nicht überbelegt seien. Die Erfahrung habe gezeigt, „dass wir immer freie Kapazitäten hatten, den ganzen Winter über“, sagte Leonhard.
Ärztliche Hilfe und Job-Sprechstunde
Das Winternotprogramm stellt mehr als nur ein Bett dar: Neben medizinischer Grundversorgung werde eine Jobcenter-Sprechstunde angeboten, die Möglichkeit zur Beschaffung eines neuen Ausweispapiers oder zur Sicherstellung eines Krankenversicherungsanspruchs, „den mehr Menschen haben, als davon wissen“, so Leonhard. In den vergangenen drei Jahren sei es gelungen, rund 1.000 Menschen in eine feste Unterkunft zu vermitteln, so die Senatorin.
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Von der „großen Aufgabe der Unterbringung der Geflüchteten“ sei das Winternotprogramm nicht beeinträchtigt, sagte sie. Durch die Energiekrise werde das Winternotprogramm voraussichtlich teurer als in den Vorjahren. Die Mehrkosten, die aktuell noch nicht beziffert werden könnten, werde der Haushalt der Sozialbehörde tragen. Das Winternotprogramm sei aber dafür da, „dass jeder einen warmen Ort zum Aufenthalt in der Nacht hat und deswegen werden, wollen und können wir da keine Abstriche machen“, bekräftigte die Sozialsenatorin.
Kirchengemeinden leisten Hilfe
Wichtige Partner seien die Kirchengemeinden, die ein großes ehrenamtliches Engagement zur Betreuung der Menschen leisteten, so Leonhard. Trotz der steigenden Energiekosten sei die Zahl der dort angebotenen Plätze nahezu unverändert, „weil vielen Kirchengemeinden der humanitäre Wert des Winternotprogramms bewusst ist“.