Rostocker Strickfeen verschenken Warmes für Körper und Seele
13. November 2024
Der Kinder-Notdienst, die Rostocker Arche und die Seemannsmission haben schon wärmende Lieferungen von ihnen bekommen: Die Rede ist von den "Strickfeen". Die Rostocker Gruppe verschenkt ihre selbst gestrickten Sachen an Hilfseinrichtungen. Im vergangen Jahr haben sie mehr als 160 Kilogramm Wolle verarbeitet.
Wenn sich Karin Schimpitz und ihre 15 Freundinnen treffen, geht es nicht nur um die Geselligkeit. Die Frauen im Alter von 63 bis 90 Jahren haben eine Mission, und die heißt: Stricken. Denn ihr Handwerk ist mehr als nur ein Freizeitspaß.
Einfach machen – so helfen die Strickfeen
„Die Gruppe hat sich vorgenommen, etwas für hilfsbedürftige Menschen zu tun“, sagt Schimpitz, die Gründerin der Rostocker Strickfeen. „Wir stricken Socken, Schals, Mützen, Pullover, große Decken, kleine Kuscheldecken und so weiter und so fort.“
Mehr als 160 Kilo Wolle haben die Frauen im vergangenen Jahr verarbeitet. Die fertigen Stücke gehen an verschiedene karikative Einrichtungen, darunter auch die Rostocker Seemannsmission. Denn auf dem Meer weht nicht nur eine steife Brise, viele Seeleute stammen ursprünglich aus wärmeren Gegenden.
Sie bieten etwas gegen die Kälte
Winterliche Temperaturen wie in Europa sind sie nicht gewohnt. „In unseren Clubräumen sitzen oft Seeleute von den Philippinen, mit Badelatschen, T-Shirt und Sweatshirt, aber mehr nicht. Wenn der dann später um 22 Uhr zum Schiff zurückgeht, ist dem richtig kalt“, erklärt Birgit Haaks. Sie leitet die Rostocker Seemannsmission.
Im großen Lager, gleich neben dem Aufenthaltsraum, liegen immer warme Pullover, Socken und Schals bereit, handgefertigt von den Strickfeen. Die warmen Sachen kommen auch bei Notfällen zum Einsatz. Als Anfang Oktober der Tanker Annika in der Ostsee in Brand gerät, müssen die Seeleute Hals über Kopf evakuiert werden.
Die Geschenke kommen gut an
„Durch die Rettungsaktion waren die Seeleute total durchnässt und froren. Zwei Kollegen von mir hatten Dienst. Die haben schnell sieben Pullover und sieben Paar Strümpfe eingepackt und den Geretteten direkt gebracht“, erinnert sich Haaks. „Ich habe die am nächsten Tag besucht und einer fasste sich immer über seinen Wollpullover und sagte ‚Hach, es ist so schön warm‘“.
Die Nachricht von den geretteten Seemännern wurde beim Treffen der Strickfeen begeistert aufgenommen, sagt Schimpitz. „Wir hatten alle Gänsehaut, dass wirklich unsere Sachen da genutzt wurden.“
Gruppe besteht seit fast zehn Jahren
2015 hat Schimpitz die Gruppe gegründet. Die Räume im Freizeitzentrum Rostock dürfen sie kostenfrei nutzen. „Wir können gemütlich zusammensitzen und unserem Handwerk nachgehen, das uns Freude macht“, sagt die 74-Jährige. „Und mit den Sachen, die wir herstellen, können wir anderen Leuten helfen.“
Die Qualitätskontrolle der Damen ist streng. Es wird nur Wolle verarbeitet, die gut wärmt. Sind die Strickmaschen zu weit, wird das Stück im Zweifel wieder „aufgemacht“. Für die Wolle beantragt die Seemannsmission eine Förderung von 1000 Euro jährlich bei einer Stiftung zur Förderung des Ehrenamts in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir fertigen nur Sachen an, die auch wirklich gebraucht werden“, sagt Schimpitz stolz.
Die Weihnachtsaktion steht in den Startlöchern
Die Strickfeen wollen weiter zaubern und in diesem Jahr ihren Kilo-Rekord an Wolle noch einmal steigern. Für Weihnachten ist eine Paketaktion mit der Seemannsmission geplant, und dann braucht es Socken und Schals für 400 Geschenkboxen.