Gleichgeschlechtliche Partnerschaft

Ja, nein, ein bisschen? Kirche ringt um Position zur Homo-Ehe

Die Position zur gleichgeschlechtlichen Ehe wird in der Kirche diskutiert
Die Position zur gleichgeschlechtlichen Ehe wird in der Kirche diskutiert© iStock

02. Juni 2015 von Timo Teggatz

Unter den Protestanten wird diskutiert: Welche Haltung soll die evangelische Kirche zur Homo-Ehe einnehmen? In einigen Landeskirchen sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften faktisch gleichgestellt, in anderen nicht. Für die Nordkirche gilt eine Übergangsregelung.

Liberale Bischöfe, weitgehende Positionen zur Gleichstellung, das umstrittene Familienpapier: In der breiten Öffentlichkeit wird der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein offener und toleranter Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren zugeschrieben. Homosexuelle Paare im Pfarrhaus sowie die Segnung schwuler und lesbischer Partner sind in einigen Landeskirchen erlaubt – aber nicht in allen. Das hat seinen Grund: Wie so oft gibt es auch bei der Homo-Ehe nicht die eine evangelische Position. Noch wird unter Protestanten darum gerungen.

Die zwei Pole der Diskussion wurden erst am Wochenende wieder deutlich. Margot Käßmann, frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), befürwortete die Gleichstellung<link http: www.bild.de politik inland gleichberechtigung wenn-zwei-aus-liebe-heiraten-wer-will-das-einschraenken-41151346.bild.html link-extern>in einem Beitrag für die "Bild am Sonntag": "Wenn sich zwei lieben und aus dieser Liebe heraus heiraten wollen, sich binden, füreinander einstehen, wer will das einschränken oder gar verurteilen?"

Diskussion ums Adoptivrecht

Gleichzeitig wurde in Sachsen ein neuer Landesbischof gewählt, der beim Thema Homosexualität Zweifel hegt. Carsten Rentzing, den die Synodalen zum leitenden Geistlichen bestimmten, war 2012 einer der Wortführer der sogenannten Bekenntnisinitiative, die sich der von der Landeskirche angestrebten Öffnung des Pfarrhauses für schwule und lesbische Paare entgegensetzten.

In der evangelischen Kirche sei die Diskussion über die Gleichstellung von homosexuellen Paare noch nicht abgeschlossen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm denn auch jüngst und verwies dabei unter anderem auf das Adoptionsrecht, das homosexuellen Paaren in Deutschland als eines der letzten Punkte bei der Gleichstellung noch vorenthalten ist. Bedford-Strom äußerte sich dazu vorsichtig.

Andere positionieren sich klar: "Das A und O ist, dass Kinder ein Maximum an Zuwendung und Fürsorge bekommen", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. Er rechne mit lebhaften Diskussionen über das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. "In Etappen werden wir aber dazu kommen", sagte er.

Was in der Nordkirche gilt

Auch Bedford-Strohm ließ mehrmals erkennen, dass er mehr Gleichstellung befürwortet. In seiner jüngsten Erklärung schreibt er, für ihn ergebe sich aus zentralen biblischen Geboten der Impuls zu einer Öffnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

In der 2012 gegründeten evangelischen Nordkirche gilt derzeit eine Übergangsregelung. Segnungen eingetragener Lebenspartnerschaften sind im seelsorgerlichen Gespräch grundsätzlich möglich. Für Segnungen im öffentlichen Gottesdienst muss die Zustimmung von Kirchengemeinderat und Propst eingeholt werden. An einer einheitlichen Regelung und einem Gottesdienstentwurf wird derzeit gearbeitet. Wenn die Vorlagen fertig sind, wird die Landessynode beraten und entscheiden.

Offen äußerte sich aktuell auch der Berliner Bischof Markus Dröge. Für seine Kirche sei praktizierte Homosexualität weder krankhaft noch sündhaft, sagte er. Die Synode seiner Landeskirche hat jüngst beschlossen, eingetragene Lebenspartnerschaften der kirchlichen Trauung rechtlich und liturgisch gleichstellen zu wollen.

EKD-Papier in der Kritik

In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sind Segnungen schon seit 2002 möglich. Vor zwei Jahren wurden Trauung und Segnung faktisch gleichgestellt. Der dortige Kirchenpräsident Volker Jung begrüßte das Votum der Iren zur völligen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe: "Das ist eine wichtige Entscheidung für das Land, aber auch darüber hinaus."

Weiter südlich gelten andere Regeln: Die pietistisch geprägte württembergische Kirche lässt gleichgeschlechtliche Paare nur in Einzelfällen im Pfarrhaus zu. Der württembergsiche Bischof Frank Otfried July gehörte auch zu den schärfsten Kritikern der EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie, die neben der traditionellen Mutter-Vater-Kind(er)-Familie auch eine Anerkennung anderer Familienformen verlangt. Dazu zählt sie aus Scheidung hervorgegangene Patchworkfamilien, Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Das Papier sorgte für eine heftige Debatte. Kritiker sahen vor allem Defizite in der theologischen Argumentation. Der Umgang mit der Bibel sei bei der Erstellung der Orientierungshilfe "zumindest sorglos" gewesen, kritisierte July in der Debatte Ende 2013 das EKD-Papier. Viele Diskussionen drehten sich seither um das Familienpapier und die Frage, wie es die evangelische Kirche mit der Ehe hält – Ausgang noch offen.

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