Kinder sollen sich in Kitas beschweren dürfen
10. Februar 2015
Lübeck. Auch die Kleinsten sollen ihre Meinung dürfen: Fünf Kitas in Lübeck haben für Beschwerden ein Jahr lang ein offenes Ohr gehabt. Das Ergebnis des Modellprojekts: Die Kinder fühlen sich ernster genommen.
- www.vek-sh.de
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Kinder in Kindertagesstätten sollen sich künftig mit Erfolg beschweren können, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passt. Die Erzieherinnen sollen dann mit ihnen nach gemeinsamen Lösungen suchen. Dies sieht ein Modellprojekt des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK) vor, das in Lübeck auf einer Fachtagung vorgestellt worden ist. Ein Jahr lang hatten fünf evangelische Kindertagesstätten in Lübeck gemeinsam mit Kindern neue Wege der Beschwerdeverfahren entwickelt und ausprobiert.
Seit Anfang 2012 ist ein Beschwerdeverfahren für Kinder in Kindertageseinrichtungen im Bundeskinderschutzgesetz verankert. "Bisher gibt es aber kaum Kitas in Deutschland, die ein Beschwerdeverfahren für Kinder umsetzen", sagte Franziska Schubert-Suffrian, stellvertretende VEK-Geschäftsführerin, in Anwesenheit von Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD). Die Ergebnisse sind in einer Broschüre zusammengefasst, die beim VEK angefordert werden kann.
Gemeinsam nach Lösungen suchen
Nach den Worten von Bildungslotse Michael Regner stellen Kinder im Alltag immer wieder fest, dass ihre Äußerungen von Erwachsenen nicht ernst genommen werden. "Sie erleben viele Situationen, in denen über ihre Anliegen, Bedürfnisse und Wahrnehmungen hinweggegangen wird." Aufgabe der pädagogischen Fachkraft sei es zunächst, die Beschwerden erst einmal wahr- und ernst zu nehmen, so Regner. Im zweiten Schritt könnten dann gemeinsam Lösungen gesucht und erprobt werden.
Als Beispiel aus dem Projekt wurde berichtet, dass drei fünfjährige Jungen ihre Regenhosen draußen nicht mehr anziehen wollten, weil sie beim Anschleichen im Gebüsch verräterische Geräusche machen. Die Erzieher gingen darüber nicht einfach hinweg, sondern hörten den Kindern zu, erarbeiteten mit ihnen Lösungen. Fazit: Die Regenhosen werden nur noch bei "Schietwetter" angezogen. Die grundsätzliche Frage lautet: Sind saubere Jeans oder selbstbewusste Kinder wichtiger?
Der VEK hofft, dass das Projekt in ganz Schleswig-Holstein Schule macht und andere Einrichtungen von den Ergebnissen profitieren. Es wurde vom Sozialministerium Schleswig-Holstein mit 18.000 Euro bezuschusst. Weitere 20.000 Euro kommen vom Evangelisch-Lutherischen Kitawerk Lübeck.