Kirchentag in Greifswald: Auf der Suche nach Frieden
21. September 2024
Vor 75 Jahren kamen Christ:innen aus Deutschland zum ersten Evangelischen Kirchentag zusammen. Nach den Erfahrungen der NS-Diktatur wollten sie ein Zeichen setzen für Mitmenschlichkeit und Frieden. Auch heute steht diese Botschaft im Zentrum: Zur Feier des Jubiläums in Greifswald kamen rund um den Weltfriedenstag tausende Menschen zusammen, um für Versöhnung zu beten und Wege aus der Gewaltspirale zu diskutieren.
Mehr als zwei Jahre ist es her, dass Russland die Ukraine angriff. Tausende starben seither auf beiden Seiten. Und ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Das Thema der Jubiläumsfeier des Deutschen Evangelischen Kirchentags war demnach aktueller denn je. Es lautete "Friede seit mit dir".
Wir brauchen Frieden mehr denn je
Bereits kurz nach dem Überfall der Ukraine wählten die Veranstalter dieses Motto. Mit der Aufrüstung in Europas, dem Nahost-Konflikt und auch dem Aufstieg radikaler, antidemokratischer Parteien hat es noch einmal mehr an Dringlichkeit gewonnen. "Die Sehnsucht nach Frieden zerreißt uns gegenwärtig alle", sagt Elisabeth von Thadden, Journalistin und Enkelin von Kirchentagsgründer Reinold von Thadden-Trieglaff.
Wir alle stünden aktuell vor einem Dilemma, ist sie überzeugt. Denn egal, ob wir uns für Frieden durch Waffengewalt aussprechen oder es unterlassen, anderen militärisch beizustehen: Wir laden Schuld auf uns.
In dieser Situation brauche es mehr denn je eine offene Diskussion. Der Kirchentag öffnete Räume für diesen Dialog: Rund und um den Weltfriedenstag am 21. September sind Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet anläßlich des 75. Jubiläum nach Greifswald gekommen – zum Gebet, zum Innehalten und auch für politische Debatten.
Greifswald steht für den Frieden auf
Es war der Auftakt zu einer Veranstaltung, die über Greifswald hinaus Symbolkraft hatte. Neben dem Greifswalder Bischof Tilman Jeremias, hat auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, teilgenommen.
Der Friedenbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer hat mit weiteren Gästen zum Beispiel über etwa das Thema Waffenlieferungen an die Ukraine diskutiert.
Lesen Sie hier Stimmen aus Greifswald zur Sehnsucht nach Frieden, zusammengetragen von unserer Redakteurin Annette Klinkhardt.
Doch für alle, die aus nah und fern angereist waren, stand auch das eigene Handeln im Vordergrund: Gemeinsam mit Greifswalder Schülerinnen und Schülern gab es eine Friedensdemo. Nicht laut, sondern mit einem Moment der Stille, wollten sie klarmachen: Die Gewalt muss ein Ende haben, auch wenn das Ringen um Frieden beschwerlich und langwierig ist.
In einer langen Menschenkette standen Bürger:innen und Gäste am Samstag zusammen, um ihrem Wunsch nach Frieden Raum zu geben. Im Gebet und der Gemeinschaft wollten sie Zuversicht und Kraft sammeln, nicht nachzulassen in ihrem Bemühen, damit wir und nachfolgende Generationen in Sicherheit und frei von Angst und Hass leben können.
Den Abschluss des Kirchentags bildete schließlich ein ökumenischer Gottesdienst mit einer Predigt von Dr. Kristin Jahn, Generalsekretärin des Kirchentages.