„Kirche leiten in Zeiten des Wandels“

Landesbischof Ulrich eröffnet neues Mentoring-Programm der Nordkirche

Landesbischof Gerhard Ulrich
Landesbischof Gerhard Ulrich© Sönke Dwenger / Nordkirche
© Andreas Wackernagel

04. Februar 2018 von Stefan Döbler

Breklum. Mit einem Impulsreferat zum Thema „Kirche leiten in Zeiten des Wandels“ hat Landesbischof Gerhard Ulrich heute (2. Februar) in Breklum das neue Mentoring-Programm für Pastorinnen und Pastoren in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) eröffnet. Zur Auftaktveranstaltung waren Verantwortliche, Fachleute und Teilnehmende des Programms ins Christian Jensen Kolleg gekommen. An dem inzwischen zweiten Mentoring-Programm der Nordkirche nehmen insgesamt 15 Interessierte teil, zehn Frauen und fünf Männer.

Für Landesbischof Gerhard Ulrich ist das Hören wichtigstes Leitungsinstrument: „Kirche wird geleitet durch das Wort. Und zwar nicht, weil einer etwas sagt und die anderen tun’s, weil wir etwa aufs Wort gehorchten – sondern weil Gott spricht und wir hören. Leiten geschieht durch das Hören zuerst.“ Zudem könne Kirche nur dann Kirche sein, wenn sie ihr Tun und Leiten ausrichte auf die konkreten Menschen am konkreten Ort.

Evangelische Kirche sei eine „Kirche der Freiheit“, betonte der Landesbischof. Es werde nicht von oben angeordnet, was als Richtschnur und Leben der Kirche zu gelten habe. Vielmehr sei von einem ur-demokratischen Grundzug zu reden, der die Lehre und das Leben der Kirche ausmache: „Leiten geschieht nie isoliert. Auch ein einmal gewähltes Gremium leitet nicht für sich und vor sich hin, sondern im Dialog mit allen Gruppen und Institutionen in seiner Kirche.“ Der Landesbischof weiter: „Ich gebe es gerne zu: diese ‚evangelische Freiheit‘ ist oft anstrengend zu leben im kirchenleitenden Alltagsgeschäft. Aber: Ich jedenfalls will nicht eintauschen den Segen evangelischer Freiheit gegen ein Linsengericht mit Namen ‚klare und eindeutige Hierarchie‘!“

Gegenwärtiges und künftiges kirchenleitendes Handeln geschehe in Zeiten des Wandels, stellte der Landesbischof fest und verwies auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse, wie zum Beispiel eine wachsende weltanschauliche Vielfalt und demographische Veränderungen. Für immer weniger Menschen sei es selbstverständlich, „Kirche und ihre Inhalte zu kennen“, sagte Ulrich. Es gehe darum, wie Kirche „auch künftig ihrer primären Aufgabe gerecht werden und das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat verkünden“ könne: „Alte Kirchenbilder, kirchliche Handlungsmuster und Organisationsformen können an ihre Grenzen kommen.“ Wachsende Herausforderungen seien jedoch kein Grund für Resignation, sagte Ulrich und verwies unter anderem darauf, dass sich seit zehn Jahren im Bereich der Nordkirche konstant über 80.000 Menschen ehrenamtlich engagieren.

Die externe Perspektive zum Thema „Leitung“ nahm anschließend die Präses der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck, Friederike C. Kühn, in ihrem Impulsreferat in den Blick. Sie stellte Fragen zum Thema „Frauen und Leitung“ in den Mittelpunkt und ging auf verschiedene Leitungsmodelle ein.

Hintergrund
Das Mentoring-Programm bietet Pastorinnen und Pastoren (Mentees) die Möglichkeit, eine kirchliche Leitungsperson (Mentorin/Mentor) eine Zeitlang in ihrer Leitungsrolle zu begleiten. In einer Hospitationswoche lernen die Teilnehmenden diese kirchliche Person und ihre Leitungstätigkeit kennen. Zudem hofft die Landeskirche, mit diesem Angebot den Anteil von Frauen in Leitungsämtern zu erhöhen.

In Workshops werden Leitungserfahrungen aus der Hospitationswoche und dem eigenen Arbeitsfeld reflektiert und durch Inputs aus der Theorie vertieft. In drei Leitungscoachings können die Teilnehmenden klären, ob sie sich für eine Leitungsaufgabe interessieren und geeignet fühlen.

Das Mentoring-Programm wird geleitet von Anne Reichmann (Pastorin und Supervisorin in der Institutionsberatung der Nordkirche), Dirk Süssenbach (Propst im Kirchenkreis Ostholstein) und Andreas Wackernagel (Pastor und Leiter der Institutionsberatung). Mitverantwortet wird es ferner von Dagmar Krok (Diakonin, Frauenwerk der Nordkirche) und Stephanie Meins (Juristin und  Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit).

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