„Geschwisterlich den gemeinsam wiederentdeckten Glaubensschatz bedenken“

Landesbischof Ulrich sprach auf Rügen über Reformation und Ökumene

Landesbischof Gerhard Ulrich, Nordkirche
Landesbischof Gerhard Ulrich, Nordkirche© Sönke Dwenger/Nordkirche

02. Juli 2017 von Stefan Döbler, Maren Warnecke

Garz/Rügen. Lutheraner und Katholiken sollten die theologischen Anstöße der Reformation gemeinsam für die heutige Zeit fruchtbar machen. Dazu hat Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (2. Juli) in Garz auf Rügen aufgerufen.

„Gemeinsam wollen wir geschwisterlich bedenken, wieviel wir mittlerweile als gemeinsamen Glaubensschatz wiederentdeckt haben“, sagte Ulrich im Rahmen eines regionalen Gemeindefestes des Pfarramtes Garz mit den Kirchengemeinden Garz, Zudar, Sehlen und Poseritz.

Alle Kirchen seien von der Reformation „berührt, ja kräftig durchgeschüttelt worden, durch sie hindurchgegangen und verändert worden“ und hätten sich seither „immer wieder reformiert“, betonte der Landesbischof, der zugleich Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. „So verstehe ich die Katholiken, denen ich in meiner Arbeit begegne, als reformierte Katholiken, von denen wir Reformatorischen durchaus etwas lernen können – und umgekehrt.“

Kirchen als „Provinzen der einen Weltchristenheit“ verstehen

Dennoch liege die Zukunft der Kirche Jesu Christi nicht darin, „dass sich alle Konfessionen einander angleichen, alles zurechtgestutzt wird, bis ein kleinster gemeinsamer Nenner herauskommt“, fügte Ulrich hinzu. „Aber ich glaube, die Zukunft des Christentums hängt ganz entscheidend damit zusammen, dass jede Kirche lernt, sich als eine Provinz der einen Weltchristenheit zu verstehen.“

2016 hätten die Bischöfin und die Bischöfe der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg vereinbart, im Rahmen eines gemeinsamen geistlichen Weges an die Reformation vor 500 Jahren zu erinnern, so Ulrich. Zuletzt versammelten sich dazu rund 3.000 Menschen zu einer Ökumenischen Feier des Pfingstfestes im Dom und auf dem Marktplatz von Schwerin. Am 16. September laden der Pommersche Evangelische Kirchenkreis der Nordkirche, das Erzbistum Berlin und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern zum 3. Ökumenischen Kirchentag Vorpommern nach Greifswald ein.

Landesbischof Ulrich erinnerte auch an die Auswirkungen der Reformation auf die folgenden Epochen: „Luthers Wiederentdeckung der Kraft des Evangeliums und damit auch die Erinnerung an die Freiheit von weltlicher Macht und von klerikaler Bevormundung waren ein wesentlicher Beitrag zur Veränderung des gesellschaftlichen Gesamtgefüges. Die Moderne ist entstanden, weil der Mensch sich gefragt hat: ‚Wer bin ich eigentlich? Was ist meine Rolle in der Welt? Und an was soll ich glauben?‘“  Auch für leitendes Handeln in der evangelischen Kirche der Gegenwart – vom Kirchengemeinderat über den Kirchenkreis und Sprengel bis hin zu Landessynode und Kirchenleitung – bleibe das Reformationsgeschehen der maßgebliche Horizont von Entscheidungen: „Die Kirche wird geleitet durch das Wort Gottes und seine Auslegung.“

Hintergrund: Ökumene

Das Wort „Ökumene“ stammt aus der griechischen Sprache der Antike, in der auch das Neue Testament verfasst wurde, und ist dort ein Begriff für die gesamte bewohnte Welt (lat. orbis terrarum – Erdkreis/Weltkreis). In der Alten Kirche stand Ökumene für die Gesamtheit aller Christen. Seit dem 20. Jahrhundert wird damit die weltweite Bewegung bezeichnet, die für Einigung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen christlichen Kirchen eintritt.

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