Theaterpredigt beim Kulturkongress

Landesbischof wirbt für Beziehungen im „Offline”-Modus

Helena, Hermia, Lysander und Demetrius fliehen aus ihrem kalten Großraumbüro in ihren persönlichen "Sommernachtstraum". Zeit für Landesbischof Ulrich, sich theologisch mit der Liebe auseinanderzusetzen.
Helena, Hermia, Lysander und Demetrius fliehen aus ihrem kalten Großraumbüro in ihren persönlichen "Sommernachtstraum". Zeit für Landesbischof Ulrich, sich theologisch mit der Liebe auseinanderzusetzen.© Nordkirche
Nach einer Nacht im geheimnisvollen Zauberwald von Elfenfürst Oberon (Hintergrund) kehren die Liebenden in die Realität zurück. "Die Sehnsucht nach Liebe und Eintracht steckt in uns allen", kommentiert Landesbischof Ulrich in der dritten Szene seiner Theaterpredigt.
Nach einer Nacht im geheimnisvollen Zauberwald von Elfenfürst Oberon (Hintergrund) kehren die Liebenden in die Realität zurück. "Die Sehnsucht nach Liebe und Eintracht steckt in uns allen", kommentiert Landesbischof Ulrich in der dritten Szene seiner Theaterpredigt.

27. Oktober 2018

Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich hat für mehr Empathie und Mut geworben, sich auf reale Beziehungen außerhalb der virtuellen Welt einzulassen.

In seiner Theaterpredigt zu William Shakespeares Schauspiel „Ein Sommernachtstraum” sagte der evangelische Theologe am Freitag in Schwerin, bei Jesus lernten die Menschen, sich auf den Nächsten einzulassen, der als Ebenbild Gottes mit unantastbarer Würde ausgestattet sei. 

Dies verleihe ihm persönlich Mut zu widersprechen: "der krassen Lieblosigkeit um uns herum, dem Herumgeschubse der Schwachen durch die Starken, der Gefühlvollen durch die Gefühllosen. Zu widersprechen dem Irrsinn des Populismus, des Hasses, des Krieges, der Gewalt und der Verachtung." Der Glaube sei ein Widerstands-Glaube gegen Fake-News aller Art. Anhand des biblischen Hohelied Salomos setzte sich Ulrich mit dem Shakespeare-Stück in einer Inszenierung von Jan Gehler auseinander.

Wo die Mitmenschen bedeutungslos werden, dort findet auch die Natur keine Achtung mehr. - Landesbischof Ulrich

Von begehrender, zerstörender, brennender, lustvoller Liebe sei in der Kirche eher selten zu hören, sagte der Landesbischof. Wer "Ein Sommernachtstraum" gesehen habe, stelle sich schnell die Frage, ob die Liebe in der Kirche womöglich domestiziert wurde: "Das Abgründige, Erschreckende, das Rasende, das uns ganz Packende, in den höchsten Himmel Katapultierende, aber auch das Verwunderliche und Wunderbar-Leichte haben wir verdrängt." Das Romantische werde oft intellektuell verachtet. 

Liebe - Teil der Schöpfung Gottes

Liebe müsse hingegen immer als ein Teil der Schöpfungstaten Gottes betrachtet werden. Sie sei nicht zu verstehen ohne die Hingabe zur Schöpfung insgesamt, mahnte Ulrich. "Wo die Mitmenschen bedeutungslos werden, dort findet auch die Natur keine Achtung mehr." Sie gerate wie alles andere unter die Räder. Es werde gelebt, als gäbe es kein Morgen. 

Die Theaterpredigt zum Schauspiel "Ein Sommernachtstraum" ist die achte Veranstaltung in der Reihe "Dialog Kirche und Bühne", einem Gemeinschaftsprojekt des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin mit der evangelischen und katholischen Kirche. Unter dem Motto "Predigt am anderen Ort" hatte Gerhard Ulrich 2015 die erste Theaterpredigt in Schwerin gehalten, damals zu Shakespeares "Kaufmann von Venedig".

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