Gottesdienstreihe im Kloster Preetz

Sünde, Klosterleben und mittelalterliche Kunst: Preetzer Bilderpredigten 2024

Auf das Klostergelände führt ein Torhaus aus dem 18. Jahrhundert. Einst lebten hier unverheiratete Frauen hinter dicken Mauern ein recht abgeschirmtes Leben. Heute sind Besucher:innen herzlich willkommen.
Auf das Klostergelände führt ein Torhaus aus dem 18. Jahrhundert. Einst lebten hier unverheiratete Frauen hinter dicken Mauern ein recht abgeschirmtes Leben. Heute sind Besucher:innen herzlich willkommen. © Antje Wendt/Nordkirche
Das Kloster Preetz ist einen Besuch wert: Neben den Gemälden in der Klosterkirche kann man auch den Garten und Wirtschaftshof mit Hofladen (letzterer nur samstags geöffnet) besichtigen.
Das Kloster Preetz ist einen Besuch wert: Neben den Gemälden in der Klosterkirche kann man auch den Garten und Wirtschaftshof mit Hofladen (letzterer nur samstags geöffnet) besichtigen. © Antje Wendt/Nordkirche

19. Juli 2024 von Antje Wendt

Das weitläufige Gelände des Klosters Preetz kommt gestressten Städtern wie eine Oase vor. Wer möchte, kann hier aber nicht nur entspannen, sondern auch tief in die Historie des Ortes eintauchen: Bei den Bilderpredigten in der Klosterkirche erfährt man mehr über die mittelalterliche Bilderkunst. Besonders spannend: Alle ausgesuchten Bilder und die dazugehörigen Gottesdienste drehen sich diesmal um die Macht der Sünde.

Mehr zum Kloster auf klosterpreetz.de

Darstellungen biblischer Geschichten und Gestalten gehören fest zur Ausstattung historischer Kirchen. Auch wenn die Werke oft übermalt oder entfernt wurden, sind sie immer noch an vielen Stellen zu finden: als mittelalterliche Gewölbemalereien, als Glasfenster oder als Tafelbilderfolgen.

Die Bibel ganz anschaulich

In früheren Zeiten dienten diese Bilderreihen als Anschauungsmaterial für die gerade erst gebildete Gemeinde – heute erscheinen sie vielen Menschen eher rätselhaft. Ein Ort, der besonders gute Einblicke in die Kunst der Bibeldarstellung gibt, ist das Kloster Preetz. 

Wohngebäude auf dem Klostergelände Preetz
Wohngebäude auf dem Klostergelände Preetz© Antje Wendt/Nordkirche

Insgesamt 137 Tafelbilder sind im Kloster Preetz noch erhalten. Sie zeigen Darstellungen aus der Schöpfungsgeschichte, der Heilsgeschichte Jesu Christi von der Ankündigung der Geburt bis zur Auferstehung. Außerdem finden sich hier Szenen des Neuen Testaments, denen jeweils Motive aus dem Alten Testament zugeordnet sind.

Predigten stellen Bezug zu heutiger Lebenswelt her

Die "Bilderpredigten" der Nordkirche beschäftigen sich mit ihrer Entstehungsgeschichte und ihren Hintergründen. Immer sonntags, vom 21. Juli bis 25. August, gehen verschiedene Theolog:innen auf je eins dieser historischen Werke ein.

Im Mittelpunkt stehen diesmal die dunklen Seiten des menschlichen Wesens. Den Anfang macht am 21. Juli um 10 Uhr Bischöfin Nora Steen zu einem Judas-Bildnis, das die Gier thematisiert. 

Hier geht es zu unserer Seite "Sommerkirche" mit mehr spirituellen Angebote für die Sommermonate

"Mit ihren warmen Farben, den ausdrucksstarken Bewegungen und dem lebendigen Stil sprechen uns die Gemälde unmittelbar an, auch wenn sich die dargestellten Erzählungen uns nicht sofort erschließen. Durch die Predigten gelingt es, die alten Geschichten aus der heutigen Perspektive zu betrachten und aufzuspüren, was sie uns aktuell sagen können", sagt die Bischöfin. 

Das Gemälde zeigt drei Männer in Gewändern rund um einen Tisch, auf dem sich silberne Münzen befinden.
Ausschnitt aus einer Bildertafel aus der Klosterkirche Preetz: "Judas nimmt das Geld"© Holger Lepthien, Kloster Preetz

"Judas, einer der Zwölf Apostel, verrät Jesus für dreißig Silberlinge. Es ist eine Geschichte darüber, welch zerstörerische Kraft die Gier entfalten kann. In einer Welt, in der materieller Besitz oft überbewertet wird, fordert diese Geschichte uns auf, kritisch über unsere Handlungen nachzudenken und zu fragen, wie wir in einer komplexen Welt moralisch handeln können", sagt Steen. 

Prediger beschäftigen sich mit menschlichen Abgründen 

Das Gesamtthema der Predigtreihe lautet in diesem Jahr „Menschliche Abgründe ins Bild gesetzt“. Zentrale Frage wird sein: Was ist der Mensch und was setzt Gott dem entgegen? Hier kommen alle Termine im Überblick:

 

  • 21. Juli: "Judas nimmt das Geld". Gier – Südseite oben: Matthäus 26; Predigt von Bischöfin Nora Steen
  • 28. Juli: "Das Goldene Kalb". Götzenverehrung – Nordseite oben: Exodus 32; Predigt von Pastorin i. R. Gemma Halbe
  • 4. August: "Zwei Frauen vor Salomo und dessen Weisheit". Eifersucht und Missgunst – Nordseite unten: 1. Könige 3; Predigt von Klosterpredigerin Dr. Uta Andrée
  • 11. August: "David spielt für Saul". Traurigkeit und Launigkeit – Nordseite unten: 1. Samuel 18, Predigt von Bischof i. R. Gothart Magaard
  • 18. August: "Untergang von Sodom und der Blick zurück". Neugier und Sensationslust – Nordseite oben: Genesis 19; Predigt von Pastor i. R. Dr. Klaus Schäfer
  • 25. August: "David nimmt sich Batseba". Sexualität und Sünde – Nordseite unten: 2. Samuel 11; Predigt von Oberkirchenrat Dr. Thomas Schaack

Die Termine können unabhängig voneinander wahrgenommen werden.

 

    So lebten unverheiratete Frauen im Kloster 

    Wer im Anschluss an den Gottesdienst Entspannung sucht, kann den Garten des Klosters für einen Spaziergang nutzen. Hier ist es so ruhig, dass man sich fast in eine andere Zeit hinein versetzt fühlt.

    Sehenswert ist auch das Herzstück der Anlage: der Nonnenchor. Verborgen hinter halbhohen Mauern haben hier die Klosterbewohnerinnen am Gottesdienst teilgenommen, sodass sie keinen Kontakt zur Gemeinde oder zu den männlichen Geistlichen, die die Liturgie abhielten, hatten.

    Ein Wohngebäude der Konventualinnen auf dem Gelände des Klosters Preetz
    Ein Wohngebäude der Konventualinnen auf dem Gelände des Klosters Preetz© Antje Wendt/Nordkirche

    Lange Zeit diente das Kloster Benediktinerinnen und adligen unverheiratete Töchtern als Bet, Arbeits- und Wohnort. Gegründet wurde es im 13. Jahrhundert. Unterstellt war es dem Bischof zu Lübeck. Bis zur Reformation lebten hier Nonnen, die überwiegend aus dem holsteinischen Adel und aus der Lübecker Patrizierschaft stammten.

    Fromm, fleißig, wohlhabend

    Für unverheiratete Töchter des Adels war es eine durchaus standesgemäße Wahl, ihr Leben fromm, fleißig und gehorsam in einem Kloster zu verbringen – und oftmals war ihnen dieses Leben schon bei der Geburt vorbestimmt.

    Mit der Reformation kam die Umwandlung in ein adeliges Damenstift. Das umfangreiche Vermögen – Wälder, Ländereien und der dazugehörige Wirtschaftshof – blieb im Besitz des Stifts und sicherte bis in die jüngere Vergangenheit die wirtschaftliche Grundlage des Konventes. Festgesetzt war eine Höchstzahl von 40 Frauen, einschließlich der Priörin. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf etwa 15 Konventualinnen reduziert.

    Klosterpredigerin Dr. Uta Andrée in der Kanzel der Klosterkirche
    Dr. Uta Andrée in der Kanzel der Klosterkirche in Preetz.© Antje Wendt/Nordkirche

    Zu den namhaften Bewohnerinnen des Klosters gehören Dorothea von Rantzau, Katharina von Buchwald oder Anna von Pogwisch. Nicht alle blieben lange im Kloster – wer heiratete, verließ es für immer. 

    Neue Besucher:innen sind herzlich willkommen

    Seit 2021 feiert hier Pastorin Dr. Uta Andrée als ehrenamtliche Klosterpredigerin regelmäßige Gottesdienste. Die Gemeinde setze sich überwiegend aus Menschen aus der Region zusammen, bildet allerdings keine klassische Kirchengemeinde, sagt sie. "Es ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich sonntags im Kloster versammeln und die sich als Gemeinde empfinden", beschreibt die Theologin die Besucher:innen. Neue Gäste sind natürlich jederzeit willkommen. 

    Veranstaltungen
    Orte
    • Orte
    • Flensburg
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
      • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
      • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
    • Hamburg
      • Ev.-Luth. Hauptkirche St. Katharinen
      • Hauptkirche St. Jacobi
      • Hauptkirche St. Michaelis
      • Hauptkirche St. Nikolai
      • Hauptkirche St. Petri
    • Greifswald
      • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
      • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
      • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
      • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
      • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
      • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
    • Kiel
    • Lübeck
      • Dom zu Lübeck
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
      • St. Petri zu Lübeck
    • Rostock
      • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
      • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
      • Kirche Warnemünde
    • Schleswig
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
    • Schwerin
      • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
      • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
      • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
      • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

    Personen und Institutionen finden

    EKD Info-Service

    0800 5040 602

    Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

    Sexualisierte Gewalt

    0800 0220099

    Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
    Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

    Telefonseelsorge

    0800 1110 111

    0800 1110 222

    Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

    Zum Anfang der Seite