Demographischem Wandel strategisch begegnen

Landessynode beriet über Personalentwicklung und -planung

Andreas Wackernagel, Leiter der Institutionsberatung der Nordkirche, stellte die Kernpunkte zur zukünftigen Personalplanung und -entwicklung vor
Andreas Wackernagel, Leiter der Institutionsberatung der Nordkirche, stellte die Kernpunkte zur zukünftigen Personalplanung und -entwicklung vor© Maren Warnecke/Nordkirche

29. September 2018 von Stefan Döbler

Lübeck-Travemünde. Die Mitglieder der Landessynode haben sich heute (29. September) mit der Personalentwicklung und Personalplanung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) befasst. In einem Zwischenbericht stellten der Kirchenleitungsausschuss Institutionsberatung und die Institutionsberatung der Nordkirche „Impulse zur Gestaltung von Personalentwicklung und Personalplanung in der Nordkirche“ vor. „Die Strahlkraft unserer Nordkirche hängt wesentlich von den Menschen ab, die für sie arbeiten und sie – mitten in unserer Gesellschaft – verkörpern und gestalten“, heißt es darin.

In der Nordkirche (außer Diakonie) sind insgesamt über 20.000 Menschen in fast 1.000 Kirchengemeinden und 13 Kirchenkreisen, in Kindertagesstätten und Verwaltungen, in kirchlichen Diensten und Werken, in Kirchenmusik, Gemeindepädagogik, Bildung und weiteren Bereichen beschäftigt.

Telse Vogt, Mitglied der Ersten Kirchenleitung und Vorsitzende des Kirchenleitungsausschusses Institutionsberatung, verwies auf den allgemeinen Rückgang der Arbeitnehmerzahlen, der zu den demographisch bedingten Megatrends unserer Gesellschaft gehöre: „In nahezu allen Berufsgruppen und Bereichen unserer Kirche wird sich ein Personalmangel anbahnen oder gar verstärken. Die Nordkirche als Arbeitgeberin wird immer stärker darauf angewiesen sein, dass ihr ein positives Zeugnis ausgestellt wird.“

Für die Nordkirche gehöre neben der Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt, der Bindung und Qualifizierung von Mitarbeitenden und einer sich verändernden Altersstruktur auch das strategische Denken und Planen in einer föderal strukturierten Kirche zu den daraus erwachsenden Herausforderungen, heißt es im Bericht.

Strategische Nachwuchsförderung im Blick

Um diese Fragen zu bearbeiten, beauftragte der Kirchenleitungsausschuss Institutionsberatung im Jahr 2016 den Prozess „Personalentwicklung und Personalplanung in der Nordkirche“, an dem Experten aus Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und der landeskirchlichen Ebene, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie die Vertreter unterschiedlicher kirchlicher Berufsgruppen mitwirkten.

Der Bericht gibt unter anderem Empfehlungen für die Personalplanung – vom Pfarrdienst über Diakoninnen und Diakone bis hin zu Kirchenmusik, Kindertagesstätten und Verwaltungen. Im Rahmen der strategischen Nachwuchsförderung wird unter anderem empfohlen, Praktika als Einstieg in kirchliche Berufe anzubieten, Stipendienprogramme zu entwickeln, Job-Coaching und Personalberatung für Berufseinsteiger sowie eine Netzwerk- und Kommunikationsplattform für die Nachwuchsförderung. Außerdem sollten kirchliche Berufsgruppen systematisch gefördert werden, zum Beispiel durch Fort- und Weiterbildung, Supervision und Coaching, Vertretungsregelungen und Gesundheitsförderung. In weiteren Schritten sollen konkrete Umsetzungsprozesse konzipiert werden.

Junge Leute für den Dienst im Pfarramt begeistern

Bereits am Donnerstag hatten die  Synodalen den Sachstandsbericht: „Perspektive 2030 – Personalentwicklung der Pastorinnen und Pastoren und Pfarrstellenplanung 2020-2030“ entgegengenommen. Im Blick sind dabei die Pastorinnen und Pastoren. Für sie ist die Landeskirche als Dienstgeberin verantwortlich. Auch diese Berufsgruppe ist von der demographischen Entwicklung betroffen: Rund 900 der heute etwa 1.700 Pastorinnen und Pastoren der Nordkirche werden in der Dekade 2020 bis 2030 aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand eintreten. Im selben Zeitraum werden laut Prognosen rund 300 Nachwuchsgeistliche neu in den Dienst eintreten. Demnach würden in zwölf Jahren rund 600 Geistliche weniger als heute im aktiven Dienst stehen. Ziel ist, dass die erwartete Abnahme des Pfarrpersonals in allen Bereichen der Nordkirche gleichmäßig proportional verläuft, zum Beispiel durch abgestimmte und transparente Regelungen für eine ausgewogene Verteilung.

Zugleich hat die Nordkirche auch hier ihre Bemühungen zur Nachwuchsgewinnung verstärkt und nicht nur den Personalbestand, sondern auch die Kapazitäten für den kirchlichen Vorbereitungsdienst zum Pfarramt (Vikariat) erhöht: Jährlich haben nun bis zu 40 Theologinnen und Theologen die Möglichkeit, die Ausbildung am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg und in der kirchengemeindlichen Praxis zu beginnen. Die Ausbildung dauert knapp zweieinhalb Jahre. Seit 2016 gibt es in der Nordkirche ein „Vikariat im Ehrenamt“, um schon berufstätigen Theologinnen und Theologen die Ausbildung zu ermöglichen. Außerdem laufen Beratungen, wie künftig ein Weiterbildungsstudiengang Evangelische Theologie als alternativer Zugang  zum Vikariat angeboten werden könnte.

Als eine der ersten Landeskirchen begeistert die Nordkirche bereits seit sechs Jahren mit dem Projekt „Nachwuchsförderung“ ( www.die-nachfolger.de ) junge Leute für den Dienst als Pastorin oder Pastor. Andere Landeskirchen folgen mittlerweile.

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