Letztes Kind vom Bullenhuser Damm identifiziert
20. April 2023
Sara Goldfinger war eines der 20 jüdischen Kinder, das am 20. April 1945 am Bullenhuser Damm ermordet wurde. Dies ist der richtige Name des lange als "Surcis Goldinger" bekannten Mädchens, wie die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen mitteilte.
Die italienische Autorin Maria Pia Bernicchia und die Historikerin Alberta Bezzan von der Fondazione Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea (CDEC) hätten den richtigen Namen nach aufwändiger Recherche herausgefunden.
Ihre Initiative zeige, dass die Geschichte nicht beendet sei und "neue Recherchen neue Informationen zu Tage bringen", sagte Oliver von Wrochem, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte. Er hoffe, noch mehr von der Familie Goldfinger in Erfahrung bringen zu können. "Was bedeutet der Name eines einzigen jüdischen Kindes, wenn 1,5 Millionen jüdische Kinder während des Holocausts ermordet worden sind? Für eine Familie auf der Welt bedeutet er alles", sagte Nicole Mattern, Vorsitzende Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm.
Medizinische Versuche an Kindern
Sara Goldfinger wurde am 20. September 1933 in Ostrówiec in Polen geboren. Am 3. August 1944 wurde sie aus einem Zwangsarbeitslager in Ostrówiec mit 305 Frauen und Kindern in das KZ Auschwitz eingeliefert. Sie überstand die Selektion und erhielt die Häftlingsnummer A16918. Nach mehreren Monaten im KZ Neuengamme, in denen sie medizinischen Versuchen ausgesetzt war, wurde sie 1945 mit anderen jüdischen Kinder als Zeugen des Verbrechens im Keller einer ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm ermordet.
Die Eltern von Sara Goldfinger starben ebenso wie ihre Schwester Chava in den deutschen Vernichtungslagern, hieß es. Ihre Großeltern Yaakov und Chava und ihre Onkel Shmuel, Menakhem, Tzvi und Leib überlebten den Holocaust ebenfalls nicht.
Gedenkfeier am Jahrestag der Ermordung
- Weitere Informationen:
Auch in diesem Jahr organisiert die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm eine Gedenkfeier am Jahrestag der Ermordung der 20 Kinder. Zur Gedenkveranstaltung am 20. April (18 Uhr) in der Turnhalle der ehemaligen Schule Bullenhuser Damm werden Angehörigen der ermordeten Kinder aus Italien, Frankreich, Belgien, Israel, Deutschland und den USA erwartet.