Friedländer-Film zeigt: Die Menschenrechte müssen im Mittelpunkt unseres Handels stehen
04. März 2025
Der Kirchenkreis Plön-Segeberg hat seinen Jahresempfang auf besondere Weise gefeiert: In der Stadtkirche Preetz zeigte er zunächst den Film "Ich bin! Margot Friedländer" über die titelgebende Holocaust-Überlebende. Im Anschluss hatten die Gäste Gelegenheit, an einem Gespräch mit dem Regisseur und der Drehbuchautorin teilzunehmen.
Nachdem die letzte Zeile des Abspanns gelaufen war und die Stadtkirche in Preetz in Dunkelheit getaucht lag, herrschte minutenlange Stille. Die rund 150 geladenen Gäste des Jahresempfangs des Kirchenkreises Plön-Segeberg brauchten erst einmal Zeit, um das gerade Gesehene zu verarbeiten. Der Film „Ich bin! Margot Friedländer“ hatte in höchst beeindruckender Form, die Lebensgeschichte der titelgebenden Protagonistin und Holocaust-Überlebenden gezeigt. Erst nach dieser Phase des Sammelns und Durchatmens brandete donnernder Applaus auf.

Erinnerungen an eine Heldin
Der unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis 2024 und dem evangelischen Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichneten ZDF-Fernsehfilm war bewusst als Mittelpunkt gebendes Element für Jahresempfanges ausgewählt worden, wie die beiden Pröpste Erich Faehling und Dr. Michael Dübbers noch einmal besonders herausstellten.
Anlass gab die im Januar dieses Jahres sich zum achtzigsten Mal jährende Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sowie die aktuelle Lage in Deutschland. Wie wichtig die Thematik für die Nordkirche ist, stellte Nora Steen, Bischöfin des Sprengels Schleswig und Holstein, deutlich bei ihrer Einführung in den Film heraus.

„Die Geschichte von Margot Friedländer ist die einer Würdenträgerin. Ihre Courage und ihr Engagement sind zutiefst berührend“, sagte die Bischöfin. Der Film „Ich bin! Margot Friedländer“ sei das Zeugnis einer Heldin, eine Quelle der Inspiration und eine Geschichte, die uns dazu auffordere, unsere Vergangenheit immer wieder kritisch zu bearbeiten. „So müssen wir heute und in Zukunft unser Handeln auf die universell geltende Menschenwürde ausrichten und uns jeden Tag aufs Neue für das nie wieder! einsetzen“, sagte die Bischöfin.
Hellwach und selbstbestimmt
Im anschließenden Filmgespräch stellten sich Regisseur Raymond Ley und Drehbuchautorin Hannah Ley, die in dem Werk auch die Mutter der Titelfigur darstellte, den Fragen der Anwesenden. Sie berichteten von den zehn sehr intensiven Gesprächen, die sie mit Margot Friedländer geführt hatten. Die damals 102-Jährige, die in dem Doku-Drama, das ebenso gekonnt wie eindrucksvoll Spielfilm-Szenen und Interview-Ausschnitte miteinander verwebt, immer wieder zu Wort kommt, zeigte sich von Anfang an als geistig hellwach und sehr auskunftsfreudig.
„Man merkte ihr an, dass es ihr ein tiefes Anliegen ist, ihre Geschichte der nachkommenden Generation zu erzählen“, sagte Raymond Ley. Und dennoch gab es Augenblicke, in denen klar wurde, dass das Erlebte so schrecklich gewesen ist, dass sie nicht darüber reden wollte und konnte.

„Das haben wir als Filmschaffende respektiert. Weil es ihr gutes Recht und ihre Entscheidung ist, Dinge, die ihr persönlich zugestoßen sind, nicht öffentlich zu benennen. Und darüber hinaus, weil es noch einmal klarmacht, wie unbegreiflich und oftmals eben auch unaussprechlich so vieles von dem war, was die Nationalsozialisten Margot Friedländer im Speziellen und den Juden sowie sehr vielen anderen vom Regime verfolgten Menschen im Allgemeinen angetan haben“, so Ley.
Eine mächtige Stimme – auch im Hier und Jetzt
Die Tatsache, dass Friedlänger ihre Geschichte erst in hohem Alter, nach dem Tod ihres Ehemanns, Ende der 90iger Jahre in New York zu Papier und schließlich als Buch herausbrachte, ist ebenfalls Thema des Films. Seit dem Jahr 2020 lebt sie wieder in Berlin. Hier kam es auch zu den Begegnungen mit den Filmemachern. „Margot Friedländer hat eine mächtige Stimme, die es wert ist, gehört zu werden“, sagte Hannah Ley. „Auch das wollten wir mit unserem Film erreichen.“
Die Reaktion der Gäste zeigte deutlich, dass dieses Anliegen bei der Veranstaltung in Preetz erreicht wurde. „Wir zeigen diesen Film als Kirchenkreis auch deswegen, weil es uns eminent wichtig ist aufzuzeigen, dass wir als evangelische Kirche immer auf der Seite derjenigen stehen werden, deren Leben durch verbrecherische Regime bedroht und die deshalb zur Flucht gezwungen werden“, stellte Mathias Nebendahl, Präses der Kirchenkreissynode, klar. „Das gilt heute mehr dann je. Und das ist die Botschaft, die wir alle aus diesem wichtigen Film mitnehmen können und müssen.“