Ministerpräsident Daniel Günther über Glaube, Vergebung und Nächstenliebe
27. März 2022
Ministerpräsident Daniel Günther hat heute im Schleswiger Dom seine Kanzelrede zum Thema Vergebung gehalten. Dabei ging er auch auf den Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie ein.
Ein Bibelspruch aus dem Brief an die Epheser sei ein wichtiger Alltagsbegleiter in seinem Leben, bekannte der Spitzenkandidat der CDU auf der Kanzel im Schleswiger St. Petri-Dom. „Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus“ (Epheser 4, 32) lautet der Bibelspruch, den Günther ausgewählt hatte.
Leben im Norden liebenswert
Sein Eindruck sei, so der Ministerpräsident, dass dieser Spruch viele Schleswig-Holsteiner– vielleicht unbewusst – ebenfalls begleiten würde. Dass es so sei, mache das Leben im Norden für ihn so liebenswert.
Vergeben zu können, ist ein Geschenk Gottes. Es ist ein zentrales Element unseres Glaubens. Und im Vergeben können wir uns üben. Daniel Günther
Er fuhr fort: „Die Bilder aus dem unbarmherzigen Krieg in der Ukraine bringen mich an eine Grenze: Wie soll man Putin und seinen Schergen je vergeben können?“ Doch auch wenn dies Zumutungen unseres Glaubens seien, überlasse er das Richten Gott, so der Katholik Günther. "Uns bleibt das mitleidenmit den Menschen und das Helfen.
Der ausgewählte Spruch, so der Ministerpräsident weiter, enthalte noch eine zweite Botschaft: Es gehe darum, so zu leben, dass wir einander möglichst gar nicht vergeben müssten, indem wir freundlich und herzlich miteinander umgingen. Daher seien freundliche Worte und ein Lächeln immer ein guter Anfang im Umgang miteinander.
Mit Blick auf die von der Corona-Pandemie Betroffenen appellierte er an die Zuhörerinnen und Zuhörer, zu verzeihen und zur Freundlichkeit zurückzukehren, um gefährliche Spaltungen zu überwinden. "Corona hat viele Verletzungen geschlagen gespalten. Ganze Freundschaften und Familienauseinandergebracht."
Kräfte für kommende Aufgaben bündeln
„Wir müssen unsere gesellschaftlichen Kräfte sammeln, weil große Aufgaben vor uns liegen“, forderte der Ministerpräsident und bezog sich damit auf die Aufgabe, die jetzt eintreffenden Geflüchteten aus der Ukraine aufzunehmen und zu versorgen.
Es bewegt mich sehr, wie viele Schleswig-Holsteinerinnen in diesen Wochen spenden und mitanpacken. Das ist zutiefst menschlich, zutiefst christlich. Daniel Günther
Die Nächstenliebe und Herzlichkeit seien in diesen Wochen vielleicht so wertvoll wie nie“, stellt er abschließend fest und bat darum, gemeinsam die Wunden zu heilen, die in jüngster Zeit geschlagen wurden.
Moderiert von Bischof Gothart Magaard, fand gleich nach dem Gottesdienst ein reger Austausch zwischen den Anwesenden und dem Spitzenkandidaten statt. Dabei ging es inhaltlich beispielsweise darum, in der derzeitigen Situation nicht die Themen, die weiterhin elementar wichtig sind, aus den Augen zu verlieren.
Klimaschutz darf nicht hinten anstehen und es darf nicht das Gefühl entstehen, dass er nicht mehr wichtig sei.
Mit Bezug darauf, ob es richtig sein, von russischen fossilen Energiequellen abhängig zu sein, erinnerte er daran, dass der in Schleswig-Holstein schon seit Jahrzehnten verfolgte Weg sich als genau richtig erwiesen hatte. Daher habe er die Hoffnung, dass die Gesellschaft in acht Jahren in diesem Punkt nicht um Vergebung bitten müsse.
Für die Gottesdienstbesucher war der Krieg in der Ukraine ebenfalls ein Thema, das sie besonders berührte und bewegte. In einem emotionalen Moment verdeutlichte der Ministerpräsident, dass die Gewissheit, ohne Krieg zu leben, leider nicht mehr selbstverständlich sei.