"Kanzelrede" von Losse-Müller: Nicht auf einfache Lösungen hoffen
04. April 2022
Der schleswig-holsteinische SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller hat davor gewarnt, angesichts der aktuellen politischen Herausforderungen auf einfache Lösungen zu hoffen. So gebe es keine einfache Lösung, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, sagte Losse-Müller in seiner „Kanzelrede“ am Sonntag im Schleswiger Dom.
Mit einem Blick auf die zurückliegenden Jahrzehnte resümierte Losse-Müller: „Wir haben es uns zu einfach gemacht. Und dahinter stand oft die Hoffnung auf einfache Erlösung, auf einen einfachen Weg zu Erfüllung, Frieden, Geborgenheit und Glück“. Jetzt würden wir mit dem Krieg in Europa, der Klimakrise, dem demografischen Wandel und dem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft in einer Zeit großer Herausforderungen leben und müssten Fragen von einer Tiefe und Grundsätzlichkeit beantworten, auf die wir nur schlecht vorbereitet seien.
"Uns der eigenen Begrenztheit gewahr werden"
Zwar bringe die Digitalisierung mit Pflegerobotern, selbstfahrenden Pkw und Homeoffice Erleichterungen, sei aber keine Lösung für jedes Problem. Widersprüchlich sei auch, dass notwendige Klima-Investitionen hohe Schulden mit sich bringen. Losse-Müller: „Wir müssen uns der eigenen Begrenztheit gewahr werden.“
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“
Grundlage seiner „Kanzelrede“ war das Jesus-Wort am Kreuz: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Diese Worte seien eine große Herausforderung für Christen, wenn selbst Jesus sich von Gott verlassen fühlte. Ihm selbst habe das Jesus-Wort geholfen, die Widersprüche in der Welt zu ertragen, so Losse-Müller. Gott habe Jesus ja nicht wirklich verlassen. Es zeige aber, dass es „keinen einfachen Weg zur Erlösung“ gibt.
Klimaschutz „kein Lifestyleprodukt aus dem Biomarkt“
Es sei froh, dass Klimaschutz mittlerweile Konsens in der Gesellschaft sei, sagte Losse-Müller. Aber Klimaschutz sei „kein Lifestyleprodukt aus dem Biomarkt“. Es gehe darum die Gesellschaft umzubauen und die Maßnahmen sozial abzusichern. Notwendig dafür sei neben Geld auch der Mut, Konflikte und Widersprüche anzunehmen.