24. bis 25. November 2023

Newsticker zur 19. Landessynode der Nordkirche

© Susanne Hübner, Nordkirche
Mit einem bewegenden Gottesdienst beginnt die Novembersynode der Nordkirche. Gestaltet wird er von Bischof Tilman Jeremias und Landesrabbiner Yuriy Kadnykov (im Bild).
Mit einem bewegenden Gottesdienst beginnt die Novembersynode der Nordkirche. Gestaltet wird er von Bischof Tilman Jeremias und Landesrabbiner Yuriy Kadnykov (im Bild). © Susanne Hübner, Nordkirche
Bischof Jeremias, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischöfin Steen: Für Nora Steen ist es die erste Landessynode als Bischöfin.
Bischof Jeremias, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischöfin Steen: Für Nora Steen ist es die erste Landessynode als Bischöfin. © Susanne Hübner, Nordkirche

24. November 2023 von Claudia Ebeling, Julia Krause, Simone Viere, Maren Warnecke

Krieg und Terror im Nahen Osten, das Leid der Menschen in Israel und in Gaza, wachsender Antisemitismus und die Sorge vor tiefer Spaltung der Gesellschaft auch hierzulande bewegen die Landessynode der Nordkirche. Dies stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes zu Beginn der Tagung, am Freitag, 24. November. Am Samstag stehen zahlreiche Berichte auf der Tagesordnung. Wir berichten hier für Sie aus Travemünde über Schwerpunktthemen und Hintergründe.

Portal der Landessynode mit Livestream

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Ticker-Team des Kommunikationswerks verabschiedet sich an dieser Stelle und wünscht Ihnen ein gesegnetes Wochenende. Die nächste Landessynode findet vom 22. bis 24. Februar 2024 in digitaler Form statt. Wir freuen uns, wenn Sie dann wieder dabei sind!

Nora Steen spendet den Reisesegen
Nora Steen spendet den Reisesegen: Der Herr segne, die dich begleiten und dir begegnen. Er mache dein Herz froh, deinen Blick weit und deine Füße stark. Der Herr bewahre dich und uns damit wir selbst zum Segen werden.© Susanne Hübner, Nordkirche

15.56: Reisesegen

Bischöfin Nora Steen spricht den Reisesegen am Ende der Tagung. Die Synodalen singen gemeinsam das Lied "Dona nobis pacem". 

Geh mit Gottes Segen.
Er halte schützend seine Hand über dir,
bewahre deine Gesundheit und dein Leben
und öffne dir Augen und Ohren für die Wunder der Welt.
Er schenke dir Zeit, damit deine Seele Kraft tanken kann. Er schenke dir Brücken, wo der Weg zu enden scheint, und Menschen, bei denen du einfach sein darfst, die du bist.

Der Herr segne, die dich begleiten und dir begegnen.
Er mache dein Herz froh, deinen Blick weit und deine Füße stark. Der Herr bewahre dich und uns
damit wir selbst zum Segen werden. Amen. 

15.12 Uhr: Kirche und Tourismus 

Die Synode muss in Kürze über die Fortsetzung des Fonds Kirche und Tourismus entscheiden. Dieser war 2014 auf 10 Jahre eingerichtet worden, um kirchlich-touristische Angebote der Kirchenkreise und der Hauptbereiche der Nordkirche zu fördern.

Propst Jessen-Thiesen erläutert, welche Projekte der Tourismusfonds unterstützt hat.
Propst Jessen-Thiesen erläutert, welche Projekte der Tourismusfonds unterstützt hat. © Susanne Hübner, Nordkirche

Im Förderzeitraum von 2015 bis 2024 konnten 66 Projekte im Umfang von 5 Mio. Euro gefördert werden, erläutert Propst Jürgen Jessen-Thiesen, der als Mitglied im Vergabeausschusses über die Förderanträge mitentscheidet. Entstanden sind kreative Projekte, die Kontaktflächen zu Menschen geschaffen haben, „die ihr Verhältnis zu Kirche ansonsten eher distanziert gestalten“, so Jessen-Thiesen in seiner Einbringung vor den Synodalen.

In knapp zehn Jahren hat der Fonds dazu beigetragen, 5 Projekte der Hauptbereiche, 11 in Hamburg, 17 in Schleswig-Holstein und 33 in Mecklenburg-Vorpommern zu realisieren.

Spiritueller Sommer: Die "Offene Kapelle" Jager bietet einen Ort der Stille und Einkehr. © Sabine Petters

Dazu gehören etwa die Kirche am Strand in Ostholstein, der Spirituelle Sommer in Mecklenburg (Video-Vorstellung) mit den Andachten im Obstgarten sowie die digitalen Führungen durch die Hauptkirche St. Petri Hamburg per App.

14.41 Uhr: Verwendung der Energiepauschale 

2022 haben alle lohn- oder einkommensteuerpflichtigen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland die Energiepreispauschale – kurz: Energiepauschale – in Höhe von 300 Euro erhalten. Sie sollten die hohen Belastungen durch gestiegene Energiekosten abfedern. Die Energiepauschale war zwar sozialabgabenfrei, aber einkommensteuerpflichtig. Und somit entfiel auf die Energiepauschale auch die einkommensteuerpflichtige Kirchensteuer.

Für die Nordkirche bedeuteten das 2022 überraschende Mehreinnahmen von 5,1 Millionen Euro. Geld, das über die Landesverbände der drei Diakonischen Werke in der Nordkirche für Hilfebedürftige und Hilfsprojekte ausgeschüttet werden soll. Das beschloss die Landessynode im September 2022.

Landespastor Dirk Ahrens stellt Projekte vor, die mit der Energiepreispauschale unterstützt wurden.
Landespastor Dirk Ahrens stellt Projekte vor, die mit der Energiepreispauschale unterstützt wurden.© Susanne Hübner, Nordkirche

Seitdem wurden Hilfebedürftige in den drei Kategorien mildtätige Hilfen, Projekte zur Entlastung von Familien und deren Kindern sowie Förderung und Sicherung systemrelevanter Strukturen wie Sozialkaufhäuser, Bahnhofsmissionen, Tafelangebote, niedrigschwellige Beratungsangebote unterstützt. Auch für unabsehbare Notfälle wurde mit einem Restbestand von 3 Prozent des Gesamtvolumens vorgesorgt.

Bis zum Oktober 2023 sind 342 Anträge über anerkannte kirchliche und diakonische Einrichtungen gestellt worden, die tausenden Menschen in allen drei Sprengeln der Nordkirche helfen. 

13.40 Uhr: Gefängnisseelsorge

„Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen“. Dieser Vers aus dem Matthäusevangelium steht über der evangelischen Gefängnisseelsorge. Der Leitende Pastor Michael Stahl berichtet aus dem Hauptbereich Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog über die Gefängnisseelsorge in der Nordkirche.

Michael Stahl ist Leitender Pastor des Hauptbereichs Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog.
Michael Stahl ist Leitender Pastor des Hauptbereichs Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog.© Susanne Hübner, Nordkirche

Zehn Standorte der Gefängnisseelsorge gibt es in der Nordkirche, verteilt über die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Zehn Pastorinnen und Pastoren, ein Diakon und ein Kirchenmusiker sind derzeit hauptamtlich in der Gefängnisseelsorge engagiert und bilden die Konferenz der Gefängnisseelsorge der Nordkirche.

Pastor Martin Kühn nimmt die Synodalen in seinem Vortrag mit in die JVA Waldeck, in der er seit 2007 als Seelsorger tätig ist.
Pastor Martin Kühn nimmt die Synodalen in seinem Vortrag mit in die JVA Waldeck, in der er seit 2007 als Seelsorger tätig ist.© Susanne Hübner, Nordkiche

Einer von ihnen ist Pastor Martin Kühn. Er ist seit 2007 in der JVA Waldeck bei Rostock tätig und berichtet vor der Synode von seiner Arbeit im Gefängnis. „Der größte Teil der Gefangenen verbüßt Haftstrafen unter zwei Jahren – also sehr kurze Strafen", sagt er und fährt fort:

Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass 4 von 5 Gefangenen sucht- alkohol- bzw. psychisch krank sind. Sie haben in den allermeisten Fällen keinen Schulabschluss. Sie sind in Heimen oder in absolut desolaten Familienverhältnissen groß geworden.

Sie haben von Kindheit an, oftmals schon vor der Geburt, unter Gewalt und Drogenkonsum gelitten. Sie haben tiefe emotionale und materielle Vernachlässigung und anhaltende demütigende Ohnmachtserfahrungen durchlebt.

Pastor Martin Kühn

Diese Menschen schämten sich dafür und gäben sich dafür selbst die Schuld. Deshalb würden diese Menschen kaum über ihr Leben, ihre Herkunft reden. "Manchmal reden sie mit uns darüber, weil sie wissen, hier werden sie gesehen und alles, was sie uns erzählen, unterliegt der seelsorglichen Schweigepflicht", so Kühn. 

Gefängnisseelsorge in der JVA Lübeck

“Jeder Mensch kann schuldig werden und jeder Mensch macht Fehler. Und auch dieser Mensch ist mehr als sein Fehler - ist mehr als seine Schuld”, sagt Martina Zepke-Lembcke. Sie ist als Gefängnisseelsorgerin in der JVA Lübeck tätig. 

Ein Team des Kommunikationswerks der Nordkirche durfte sie im vergangenen Jahr einen Tag mit der Kamera an ihrem Arbeitsplatz begleiten. Den Film finden Sie hier: www.kirche-am-anderen-ort.de/#Seelsorge 

Gefangene dürfen keine Pakete (weder zu Weihnachten noch zum Geburtstag) von Angehörigen erhalten. Die Gefängnisseelsorge hat für die JVA Waldeck zu Weihnachten eine Ausnahmegenehmigung erhalten, berichtet Kühn und bittet um Spenden:

Ein Päckchen für die Insassen darf enthalten: Originalverpackter Kaffee, Tee, Tabak, Süßigkeiten, Gebäck, Hygieneartikel (ohne Alkohol, keine Spraydosen); eine Grußkarte, aber ohne persönliche Angaben.

Päckchen für Inhaftierte können bis spätestens 15. Dezember an folgenden Stellen abgegeben werden:

  • in der Gemeindeverwaltung, Griebnitzer Weg 2, 18196 Dummerstorf
  • in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde, Neubrandenburger Str. 5, 18196 Kessin 
  • in den Kath. Pfarrei Herz Jesu, Häktweg 7, 18057 Rostock (oder den Pfarrbüros) 
  • in der JVA Waldeck; Zum Fuchsbau 1; 18196 Dummerstorf

Spenden können an folgendes Konto getätigt werden: 

  • Spendenkonto: Nordkirche Hauptbereich 2, IBAN: DE64 5206 0410 5606 5650 00, Verwendungszweck: 21093000 Weihnachtsspende JVA Waldeck

Viviane Wernert, Justizvollzugsbeamtin in der JVA Billwerder, berichtet vor der Synode, wie wertvoll die Arbeit der kirchlichen Seelsorgenden im Strafvollzug ist.
Viviane Wernert, Justizvollzugsbeamtin in der JVA Billwerder, berichtet vor der Synode, wie wertvoll die Arbeit der kirchlichen Seelsorgenden im Strafvollzug ist.© Susanne Hübner, Nordkirche

Pastorin Kirsten Schmidt-Soltau ist in der JVA-Billwerder in der Teilanstalt für Frauen und in der Jugendvollzugsanstalt in Hahnöfersand tätig. Sie berichtet: "Als Gefängnisseelsorgerin bin ich für alle da: die Inhaftierten, die Justizvollzugsbeamt:innen und die Leitung.

Pastorin Kirsten Schmidt-Soltau fühlt sich in der JVA-Billwerder gebraucht.
Pastorin Kirsten Schmidt-Soltau fühlt sich in der JVA-Billwerder gebraucht.© Susanne Hübner, Nordkirche

Ich werde häufig von Menschen gefragt, was ich da eigentlich im Knast mache? 'Kommen die wirklich zum Gespräch?' Ja, ich habe mich selten so gebraucht gefühlt, wie in dieser Arbeit. Die inhaftierten Frauen kommen mit all ihren Nöten, Ängsten und Sorgen, die ihnen den Schlaf rauben – unabhängig von Herkunft, Religion oder Milieu. Denn wir, als Gefängnisseelsorge haben als einzige im Gefängnis die absolute Schweigepflicht." Die Gefängnisseelsorger seien da, ohne etwas zu verlangen oder zu erwarten.

Hätten Sie es gewusst?

Finanzausschuss, Teilhabeausschuss, Nominierungsausschuss – in insgesamt 18 Ausschüssen gestalten und wirken Landessynodale dabei mit, Themen inhaltlich für die Tagungen der Landessynode vorzubereiten. Ein Großteil von ihnen engagiert sich ehrenamtlich. Wie auch Elke König und Hans-Peter Strenge, beide seit Jahrzehnten „Urgesteine“ in der Nordkirche und ihren Vorgängerkirchen.

Das Interview mit beiden lesen Sie im digitalen Jahresbericht der Nordkirche auf den Seiten 28 und 29.

11.35 Uhr: Beschluss zum Ökumenewerk 

In zweiter Lesung haben die Landessynodalen heute eine neue Struktur für das Arbeitsfeld Ökumene in der Nordkirche beschlossen. Dafür soll ab 2024 ein neues Ökumenewerk gegründet werden. Es wird dann die internationalen Beziehungen zu Partnerkirchen und ökumenischen Einrichtungen weltweit, den interreligiösen Dialog und die Stipendien- und Freiwilligenprogramme beinhalten.

Abstimmung mit Handzetteln
Die Synodalen stimmen bei dieser Novembersynode für mehrere Neuerungen, darunter für die Gründung des Ökumenewerks. © Susanne Hübner, Nordkirche

Außerdem werden dort auch die Arbeitsfelder gebündelt, die sich mit den Themen Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung in unserer Kirche beschäftigen: Dies sind zum Beispiel das Büro der Flüchtlingsbeauftragten, das Büro der Ökumenebeauftragten mit dem Referat für interkulturelle Kirchenentwicklung, und das Umwelt- und Klimaschutzbüro.

Bislang sind diese Arbeitsfelder einerseits ein selbstständiges Werk, wie das derzeitige Zentrum für Mission und Ökumene, und auch unselbstständige Referate. Christian Wollmann, der künftige Leiter des Ökumenewerks und derzeitige Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene betonte, dass sich alle Beteiligten Synergien erhoffen und eine Stärkung der wichtigen Themen wie der Klimakrise, den Umgang mit Migration oder weltweite Gerechtigkeit.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ("Orange Day"). Die Synodale Annabell Pescher erinnert daran bei der Aussprache zum Sprengelbericht. Bischöfin Kirsten Fehrs hat diesen Tag in der Vergangenheit mit der Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte" der Bäckerinnungen begleitet.

Es sei eines ihrer persönlichen Herzensthemen, das sie in Zukunft auch auf EKD-Ebene einbringen werde. Mehr zu den heutigen Aktionen am Orange Day lesen Sie hier. 

Umfrage zum Portal der Landessynode

Liebe Landessynodale, liebe Interessierte, an dieser Stelle sind ausdrücklich Sie gefragt: Was gefällt Ihnen an der aktuellen Website der Landessynode, was wünschen Sie sich von der für 2024 geplanten Überarbeitung des Internetauftritts, um bestmöglich in Ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützt zu werden?

Gemeinsam mit dem Kommunikationswerk der Nordkirche lädt das Präsidium der Landessynode Sie ein, sich wenige Minuten Zeit für diese Umfrage zu nehmen.

9.30 Uhr: Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs eröffnet den Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck mit sehr persönlichen Worten. Fehrs ist seit Montag amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ihre Vorgängerin Annette Kurschus war als Folge von Vertuschungsvorwürfen zurückgetreten.

Fehrs: „Ich habe hohen Respekt vor dieser Aufgabe, gerade auch angesichts der ForuM-Studie zum Thema sexualisierte Gewalt, die Ende Januar veröffentlicht wird. Die sich daraus ergebenden Veränderungsprozesse gilt es mit Übersicht, Klarheit und Feingefühl zu begleiten.

Aber auch sonst stehen wir als Kirche in einer zunehmend areligiösen Gesellschaft durchaus im Wind, die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsstudie 6 hat dazu zahlreiches Datenmaterial veröffentlicht. Kritisches, aber wohlgemerkt nicht nur Kritisches. Es gibt gerade im Blick auf unseren Zukunftsprozess in der Nordkirche auch positive Erkenntnisse, die auszuwerten sich lohnen. Dass der Konfirmandenunterricht zum Beispiel beste Resonanz in der Bevölkerung erfährt und das Flüchtlingsengagement auch  – und dass an die Kirche als Demokratie-Liebhaberin und soziale Instanz viele Erwartungen adressiert werden.“

Bischöfin Kirsten Fehrs hält ihren Sprengelbericht.
Bischöfin Kirsten Fehrs hält ihren Sprengelbericht.© Susanne Hübner, Nordkirche

Nach ihrem Rückblick auf die Ereignisse und Entwicklungen in den zurückliegenden zwölf Monaten sagte Bischöfin Fehrs. „Es braucht gute Hoffnung, die Beine bekommt. Eine Haltung, die den Frieden tapfer erbittet. Sich nach ihm streckt. Ja, die den Frieden ersehnt, weil sie die Erinnerung als Kultur pflegt. Eine Haltung der Einfühlsamkeit auch, die uns zum Menschen macht –  Demut gehört zu dieser Haltung, Liebe, die ja immer einem anderen gilt, und die unabdingbare Achtung vor dem Leben, insbesondere wenn es verletzt ist, entwürdigt, prekär.“ 

Ihr Dank gilt den Menschen in ihrem Sprengel: „Mit all dem bin ich längst bei den drei Kirchenkreisen meines Sprengels mit all ihren Akteur:innen der Mitmenschlichkeit. Sie, die mit Herz und Hand, die mit aufbauendem Glauben und Richtfesten der Zuversicht, sie, die mit Mut und Hartnäckigkeit inmitten dieser aufgerauten Gesellschaft Zeichen der Versöhnung setzen.“

9 Uhr Andacht   

Guten Morgen und herzlich Willkommen im Ticker am zweiten Tag der Landessynode der Nordkirche! Auch heute können Sie die Tagung im Livestream auf dem Portal der Landessynode und auf dem Facebook-Kanal der Nordkirche verfolgen. 

In der Andacht wird aus der Arbeit der Krankenhausseelsorge berichtet. Pastorin Wiebke Ahlfs und Pastor Christian Möring erzählen von ihren Begegnungen aus dem Klinikalltag.

Über Krankenhausseelsorge berichtet das Buch "Das hält! Von Nächstenliebe in außerordentlichen Situationen“.
Über Krankenhausseelsorge berichtet das Buch "Das hält! Von Nächstenliebe in außerordentlichen Situationen“.© Maren Warnecke, Nordkirche

Buchtipp:"Das hält!"

Das Buch "Das hält! – Von Nächstenliebe in außergewöhnlichen Situationen" gewährt tiefe Einblicke in das Wirken der 90 Krankenhaus-Seelsorge:rinnen in der Nordkirche. Zahlreiche Exemplare liegen für die Landessynodalen zum Mitnehmen bereit.

Zu beziehen auch über: Ev.-Luth. Kirchenkreisverband Hamburg
Tel. 040 30620-1000
E-Mail: info.kkvhh@kirche-hamburg.de

Tag 2, Sonnabend, 25. November

Die Berichterstattung über den ersten Sitzungstag der Landessynode ist beendet. Wir freuen uns morgen ab 9 Uhr über Ihr Interesse.

20:55 Uhr: Abendsegen von Bischöfin Nora Steen

Unser Abendgebet steige auf zu dir, Gott,
und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen.
Dein ist der Tag, und dein ist die Nacht.
Lass, wenn des Tages Schein vergeht,
uns leuchten das Licht deiner Wahrheit.
Wir legen diesen Tag in deine Hand.
Alles, was gelungen ist.
Alles, woran wir gescheitert sind.

Mit Worten, die dem Heiligen Franziskus von Assisi zugeschrieben sind, beschließt Bischöfin Nora Steen den ersten Tag der Landessynode.© Susanne Hübner, Nordkirche

19:40 Uhr: Grußwort vom Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr Dr. Bernhard Felmberg

Der Blick von Bischof Felmberg richtete sich auf die ukrainischen Soldaten, die in Deutschland geschult werden.

„Das führt oft zu einer großen emotionalen Belastung unserer Soldatinnen und Soldaten", erzählt Felmberg. Militärgeistliche hätten ihm erzählt, dass Soldaten aus der Ukraine in ihren Andachten und Gottesdiensten waren.

Der Segen, der ihnen dort zugesprochen wurde, kann der letzte Segen gewesen sein, der ihnen in dieser Welt zugesprochen wurde. Dieser Gedanke ist für alle – Militärgeistliche, Soldatinnen und Soldaten - schwer auszuhalten.

 

Bischof Dr. Bernhard Felmberg leitet die Militärseelsorge. Zu seinen Aufgaben zählen vor allem Besuche und Visitationen an den Standorten, die Einführung der Geistlichen in ihr Amt, die kirchliche Dienstaufsicht, Ausbildung, das religiöse Schrifttum und die regelmäßigen Treffen der Geistlichen.© Susanne Hübner, Nordkirche

Hätten Sie es gewusst?

Jeder Bundeswehrsoldat und jede Bundeswehrsoldatin hat einen gesetzlichen Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung. In einer repräsentativen Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD und des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr wurden über 7.000 Soldat:innen befragt.

91 Prozent finden es der Umfrage zufolge gut, dass Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger in den Kasernen vor Ort und ansprechbar sind. Das gilt sogar für diejenigen, die den Dienst der Seelsorge bisher nicht in Anspruch genommen haben. Im Einsatzkontext liegt die Zustimmung sogar bei 95 Prozent.

18:20 Uhr: Ökumenebeitrag - Bericht über ein interreligiöses Kunstprojekt mit Jugendlichen

Die Kunstpädagogin Marion Koch von der Hamburger Kunsthalle berichtet über die zwölf Jugendlichen einer muslimischen und einer christlichen Gemeinde. Sie haben sich im September 2022 an zwei Wochenenden in Hamburg und Lübeck getroffen, um zu erleben, dass sie viel mehr verbindet als trennt.

"Natürlich treffen sich die Jugendlichen jeden Tag in der Schule und verbringen ihren Alltag zusammen. Aber wenn es um Religion geht, dann trennen sich auf einmal ihre Wege: Die einen gehen in die Moschee, die anderen in die Kirche", erzählt der Imam Mounib Doukali von der Hamburger El-Iman-Moschee.

Er hat gemeinsam mit Sönke Lorberg-Fehring, dem Beauftragten für den Christlich-Islamischen Dialog der Nordkirche, die Begegnungen organisiert. Nach den Besuchen in der Kunsthalle und dem Lübecker St. Annen-Museum haben sich die Jugendlichen ihre religiösen Orte gezeigt.

"Es war faszinierend zu sehen, mit welchem Stolz die muslimischen Jugendlichen ihren Glaubensort den christlichen Jugendlichen vorgestellt haben", erinnert sich Sönke Lorberg-Fehring.

Dieser Moment, zu erleben, wie gut es tut, stolz sein zu können auf das Eigene und es mit anderen zu teilen, war für persönlich einer der ergreifendsten Erlebnisse unseres Projektes.

Annika aus der Jugendgruppe des Lübecker Doms erzählt: "Ich fand vor allem unser Gespräch über das Bild von Caspar David Friedrich „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ spannend. Je länger wir geredet haben, desto mehr Gemeinsamkeiten haben wir gefunden:

Unser Glaube führt uns über uns selbst hinaus, er hilft uns oft, macht uns manchmal aber auch einsam.

"Gerade wenn ich jetzt immer wieder im Fernsehen sehe, wie schrecklich Menschen zueinander sein können, finde ich es wichtig, dass wir erleben, dass nicht alle so sind", sagt Isa aus der Jugendgruppe der Centrums-Moschee in Hamburg.

Imam Doukali betont, dass für ihn Glaube niemals eine Einbahnstraße ist. Es gehe darum, sich gegenseitig kennenzulernen und zu bereichern.

Beim Propheten Jeremias, der für uns als Muslime und für Sie als Christen heilig ist, heißt es: Suchet der Stadt Bestes. Wir sollten uns nicht mit weniger zufriedengeben!

Bericht zu interreligiösem Kunstprojekt mit Jugendlichen vor Landessynode
Gegenseitiges Verständnis, spannende Gespräche und neue Perspektiven brachten den christlichen und muslimischen Jugendlichen die gemeinsamen Besuche in der Hamburger Kunsthalle und dem St. Annen-Museum in Lübeck.© Susanne Hübner, Nordkirche

14:34 Uhr: Deutscher Evangelischer Posaunentag 

Blick voraus: Der Deutsche Evangelische Posaunentag findet vom 3. bis 5. Mai 2024 in Hamburg statt. Landesposaunenwart Daniel Rau stellt den Landessynodalen das Programm vor. Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

Landesposaunenwart Daniel Rau vor der Landessynode
Zuviele Dezibel? Der Deutsche Evangelische Posaunentag musste umfassend durch den TÜV der Hansestadt Hamburg geprüft werden.© Susanne Hübner, Nordkirche

Alle Informationen zum Posaunentag

Es gibt öffentliche Auftritte, Workshops, Kooperationen mit Museen, Stiftungen und natürlich kirchlichen Einrichtungen. Etwa 15.000 aktive Blechbläser:innen und viele weitere Besucher:innen werden in der Hansestadt erwartet.

Neugierig geworden? Mehr zu einem der ältesten Posaunenchöre in unserer Kirche im aktuellen Jahresbericht 2022 auf den Seiten 64 und 65.

Das schöne norddeutsche Wort „Mittenmang“ ist nicht nur das Motto des Hamburger Posaunentages, im Mai 2024 werden mittenmang auch die Bläserinnen und Bläser aus Havetoft im Kreis Schleswig-Flensburg dabei sein. Seit 130 Jahren lautet ihr eigenes Credo „Alles, was pusten kann, lobe den Herrn“.

Spielen Sie auch in einem Posaunenchor und wollen zu den rund 15.000 Bläserinnen und Bläsern gehören, die Hamburg zum Klingen bringen werden? Dann melden Sie sich noch bis zum 10. Januar 2024 hier an.

Posaunenchor vor der Landessynode
Zum Bericht über den Deutschen Evangelischen Posaunentag gab es ein Ständchen für die Synodalen zur Einstimmung auf 2024.© Susanne Hübner, Nordkirche


13.05 Uhr: Bericht von der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau

Unter dem Motto „Ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung“ versammelten sich Delegierte und Gäste vom 13. bis 19. September zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes im polnischen Krakau. Ein Film auf unserem YouTube-Kanal vermittelt Eindrücke aus Krakau.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wurde zu einer der sieben Vizepräsident:innen des Lutherischen Weltbundes gewählt.

Jugenddelegierte: Große Gemeinschaft

Alle Informationen zur Vollversammlung in Krakau

„Es war eine große Gemeinschaft zu spüren, egal über was wir uns unterhalten und egal, was uns auch unterscheidet“, berichten Dr. Christian Wollmann, Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene, und Lena Nickels, Jugenddelegierte, vor den Synodalen. Beide waren Teil der offiziellen Delegation der Nordkirche in Krakau.

„Es ist deutlich geworden, dass die Klimakrise eine hohe Priorität hat. Aber gerade Themen wie die Klimakrise müssen wir intersektional denken – sie ist mit vielen anderen Problemen verbunden“, sagt Lena Nickels.

Christian Wollmann:

Die weltweite Gemeinschaft hat ein hohes Potential für gemeinsames geistliches Wachstum und den Einsatz für Recht und Gerechtigkeit.

Astrid Kleist: Unsere Schöpfung sehnt sich nach Erlösung

Die Hamburger Hauptpastorin und Pröpstin Astrid Kleist fasst wichtige Themen und Diskussionen der Vollversammlung zusammen:

So gehört zum Selbstverständnis des LWB das klare Bekenntnis, sich für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit einzusetzen in einer Welt, in der die Schöpfung ächzt und stöhnt und sich nach Erlösung sehnt.

Dass im Rahmen einer so großen vielfältigen Konferenz Debatten und das Austragen von Kontroversen zu kurz kommen können, sei nicht zu vermeiden gewesen.

Die Hamburger Hauptpastorin und Pröpstin Astrid Kleist übernimmt in kommenden Jahr die Geschäftsführung des Deutschen Nationalkomittees des Lutherischen Weltbundes. © Susanne Hübner, Nordkirche

Sie berichtet, dass Sprachbarrieren und verschiedene Kontexte in den Herkunftsländern die Verständigung oft auch schwer gemacht hätten. Außerdem betont sie:

Wir sind nicht gleich! Zumindest vor den Gesetzen und Gerichten unserer Welt nicht mit gleichen Rechten und Privilegien ausgestattet, nicht mit den gleichen Möglichkeiten gesegnet, so sehr wir es wünschen.

Und so seien der Einsatz für Gendergerechtigkeit und für die Mitbestimmung von jungen Menschen in kirchlichen Gremien wichtige Aufgaben. Denn: Die jüngere Generation muss die Kirche und Welt von morgen schon heute mitgestalten können.

Den vollständigen Bericht von Astrid Kleist finden Sie hier.

Von der Nordkirche entsandte Gäste, die zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau dabei sein konnten, berichten den Synodalen von ihren Eindrücken: Pastorin Daria Szkudlinska, Malte Schlünz aus der Kirchenleitung und Synoden-Vizepräses Elke König.
Von der Nordkirche entsandte Gäste, die zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau dabei sein konnten, berichten den Synodalen von ihren Eindrücken: Pastorin Daria Szkudlinska, Malte Schlünz aus der Kirchenleitung und Synoden-Vizepräses Elke König.© Susanne Hübner, Nordkirche

12:55 Uhr: Statement der Landesbischöfin zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt

Mit Blick auf die aktuelle Situation und den Rücktritt von Annette Kurschus als EKD-Ratsvorsitzende wendet sich die Landesbischöfin mit folgenden Worten an die Synodalen:

 "Für uns als evangelische Kirche, für uns als Nordkirche stehen die entschiedene und unabhängige Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt mit aller Konsequenz sowie die entsprechende Präventionsarbeit im Zentrum unserer Aufmerksamkeit.

Selbstverständlich ist und muss sein, dass das alles nur mit Betroffenen gemeinsam gelingen kann und dass sie dabei an erster Stelle stehen", so die Landesbischöfin. 

Weiter sagt sie: 

Deshalb auch heute meine herzliche Bitte an von sexualisierter Gewalt Betroffene: Bitte melden Sie sich und zeigen Sie erlittene Gewalt und zugefügtes Unrecht auch nach vielen Jahren an.

Unabhängige Möglichkeiten dazu finden sich zum Beispiel auf der Homepage der Nordkirche, so die Landesbischöfin.

Kristina Kühnbaum-Schmidt bezeugt ihren großen Respekt für die Entscheidungen, die Annette Kurschus getroffen hat, um Verantwortung zu übernehmen und die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie nicht durch Diskussionen um ihre Person zu belasten.

Sie betont: „Es gilt jetzt, als evangelische Kirche in vielfacher Weise Vertrauen zurückzugewinnen. Und unsere Schwester Bischöfin Kirsten Fehrs ist nun als Ratsvorsitzende der EKD besonders gefordert, dabei hohe Verantwortung zu übernehmen.

Dabei werden wir sie wohl am besten unterstützen, wenn wir jeweils an den Orten und in den Aufgaben, in die wir gestellt sind, unser Handeln prüfen und unsere Verantwortung übernehmen.

Ich wünsche Kirsten Fehrs für ihre neuen Aufgaben von Herzen Kraft in allen Herausforderungen und Gottes Segen – und sicher schließt ihr euch als Synodale diesem Wunsch an.“

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Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt spricht vor den Synodalen über die Veränderungen an der EKD-Spitze.© Susanne Hübner, Nordkirche

12 Uhr: Die Tagung wird eröffnet

Präses Ulrike Hillmann eröffnet die Tagung im Maritim Strandhotel in Travemünde. 116 Synodale sind anwesend, die Synode somit beschlussfähig.

„Es ist so wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen“, sagt Präses Ulrike Hillmann im Anschluss an den Gottesdienst an Landesrabbiner Yuriy Kadnykov gerichtet. „Wir versichern Sie unserer uneingeschränkten Solidarität. Es beschämt mich, uns alle, dass nach dem barbarischen Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten, auf unschuldige alte und junge Männer und Frauen, auf Jugendliche, Kinder, Babys, schwangere Frauen, hier in Deutschland antisemitische Äußerungen laut werden, dass es verbale wie tätliche Übergriffe auf jüdische Mitbürger:innen gibt, sie ihren Glauben wieder nur versteckt oder unter Polizeischutz ausüben können".

Präses Ulrike Hillmann bittet um Solidarität mit Israel. Die Gedanken der Synode sind bei den Geiseln und ihren Familien.
Präses Ulrike Hillmann bittet um Solidarität mit Israel. Die Gedanken der Synode sind bei den Geiseln und ihren Familien. © Susanne Hübner, Nordkirche

Aus der Geschichte erwachse dem deutschen Volk eine besondere Verantwortung für jüdische Mitbürgerinnen, Mitbürger und den Staat Israel als sicheren Zufluchtsort. Das dürfe nicht in Vergessenheit geraten, so die Präses. 

Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt spricht zu den Synodalen: "Ich denke, wir alle stehen noch immer unter dem Eindruck des Gottesdienstes, den wir gerade gefeiert haben. Ich bin zutiefst dankbar, dass wir diesen Gottesdienst heute so gemeinsam feiern konnten!  

Zugleich erleben wir mit bedrängender Sorge, dass sich Jüdinnen und Juden in unserem Land erneut nicht sicher fühlen, dass antisemitische Vorfälle und Straftaten zunehmen."

Bischof Tilman Jeremias (Mitte) Bischöfin Nora Steen (links) und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beim gemeinsamen Verlesendes Wortes des Bischofsrats: Antisemitismus zu bekämpfen ist christlicher Auftrag.
Bischof Tilman Jeremias (Mitte) Bischöfin Nora Steen (links) und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beim gemeinsamen Verlesendes Wortes des Bischofsrats: Antisemitismus zu bekämpfen ist christlicher Auftrag. © Susanne Hübner, Nordkirche

Für uns im Bischofsrat ist klar: Das alles ist unerträglich und in keiner Weise zu akzeptieren. Es gilt, Antisemitismus und Judenhass klar entgegenzutreten und die unverbrüchliche Liebe und Treue Gottes zu seinem Volk Israel und unsere bleibende Verbundenheit mit ihm zu bezeugen. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt

Dossier Israel

Weitere Informationen: Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat viele Menschen verstört und verunsichert. Wie kann man eigentlich darüber reden? Unser Dossier beleuchtet dieses Themenfeld und beantwortet in einem FAQ Fragen: www.nordkirche.de/nachrichten/dossier-israel

10 Uhr: Beginn mit Gottesdienst

Herzlich willkommen zum Ticker der Landessynode der Nordkirche! Die Landessynode beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der St. Lorenzkirche in Travemünde. 

Bischof Tilman Jeremias (Mitte), Pastorin Astrid Baar und Pastorin Hanna Lehming in der St. Lozenzkirche beim Synodengottesdienst.
Bischof Tilman Jeremias (Mitte), Pastorin Astrid Baar und Pastorin Hanna Lehming in der St. Lozenzkirche beim Synodengottesdienst. © Susanne Hübner, Nordkirche

Im Synodengottesdienst in der St. Lorenzkirche in Travemünde erinnert Bischof Tilman Jeremias gemeinsam mit dem Landesrabbiner Yuriy Kadnikov aus Mecklenburg-Vorpommern an Leid und Schrecken des Nahost-Konflikts.

Landesrabbiner Yuriy Kadnikov hält die Predigt/Derascha im Gottesdienst.
Landesrabbiner Yuriy Kadnikov hält die Predigt/Derascha im Gottesdienst.© Susanne Hübner, Nordkirche

Die Travemünder Pastorin Astrid Baar trägt das bewegende „Gebet eines Rabbiners für die Kinder von Gaza“ vor: 

„Gebet eines Rabbiners für die Kinder von Gaza“ (1/3)

"Wenn es jemals eine Zeit für ein Gebet gegeben hat, dies ist die Zeit. 
Wenn es jemals einen verlassenen Ort gegeben hat, Gaza ist dieser Ort.
Herr, der Du der Schöpfer aller Kinder bist, höre unser Gebet an diesem verfluchten Tag. 

Gott, den wir Quelle des Segens nennen, wende dein Gesicht zu ihnen, den Kindern von Gaza, damit sie Deinen Segen erfahren und Deinen Schutz, dass sie Licht und Wärme erleben, wo es jetzt nur Finsternis und Rauch gibt und eine Kälte, die in die Haut schneidet. 

Allmächtiger Gott, der Du Ausnahmen machst, die wir Wunder nennen: Mach’ eine Ausnahme mit den Kindern von Gaza. Schütze sie vor uns und vor den Ihrigen. Verschone sie. Heile sie. 

„Gebet eines Rabbiners für die Kinder von Gaza“ (2/3)

Lass sie in Sicherheit geborgen sein. Erlöse sie von Hunger und Schrecken und Zorn und Trauer. Erlöse sie von uns und von den Ihrigen. 

Gib ihnen ihre verlorene Kindheit zurück, ihr Recht, das ihnen von Geburt an zusteht, das ein Vorgeschmack des Himmels ist. 

Erinnere uns, o Herr, an das Kind Ismael, der der Vater aller Kinder von Gaza ist: Wie das Kind Ismael in der Wüste von Beersheva ohne Wasser dem Tod überlassen war, so sehr aller Hoffnung beraubt, dass seine eigene Mutter es nicht ertragen konnte mit anzusehen, wie sein Leben dahinschwand. 

Sei dieser Gott, der Gott unseres Verwandten Ismael, der seinen Schrei hörte und seinen Engel sandte, um seine Mutter Hagar zu trösten. 

„Gebet eines Rabbiners für die Kinder von Gaza“ (3/3)

Sei dieser Gott, der an jenem Tag bei Ismael war und an allen Tagen danach. Sei dieser Gott, der All-Erbarmer, der an jenem Tag Hagars Augen öffnete und ihr die Wasserquelle zeigte, so dass sie ihrem Jungen Ismael zu trinken geben und sein Leben retten konnte. 

Allah, dessen Namen wir Juden Elohim nennen, der Leben gibt, der den Wert und die Zerbrechlichkeit jedes Lebens kennt: Sende diesen Kindern Deine Engel. Rette sie, die Kinder dieses Ortes Gaza, des wundervollen Gaza, des verdammten Gaza. 

An diesem Tag, wo das Bangen und der Zorn und das Klagen, das man Krieg nennt, unsere Herzen packt und seine Narben notdürftig zusammenhält, an diesem Tag rufen wir Dich an, Herr, dessen Name „Frieden“ ist: Segne diese Kinder und bewahre sie vor Leid. 

Wende Dein Angesicht zu ihnen, o Herr. Zeig ihnen, als sei es das erste Mal Licht und Freundlichkeit und überwältigende Barmherzigkeit. Sieh sie an, o Gott. Lass sie Dein Angesicht sehen. Und – als sei es das erste Mal - gib ihnen Frieden.“ 

Das Gebet stammt von Rabbi Levi Weiman-Kelman von der jüdischen Reformgemeinde Kol HaNeshama in Jerusalem. Er gehört der Organisation „Rabbis for Human Rights“ an, für die die Kollekte des Synodengottesdienstes bestimmt ist. 

Konto für Spenden und Kollekten:

Zentrum für Mission und Ökumene
IBAN: DE77 5206 0410 0000 1113 33
Evangelische BankBIC: GENODEF1EK1

Stichwort: „Rabbis for Human Rights, Projektnr. 4014

Rabbis für Menschenrechte

In der israelischen Organisation Rabbis for Human Rights setzen sich 160 Rabbinerinnen und Rabbiner für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte in Israel und Palästina ein. Sie handeln aus der Überzeugung, dass Gerechtigkeit für alle fest in der jüdischen Tradition und in der rabbinischen Lehre verwurzelt ist.

In Israel setzen sich die Rabbis für sozial Benachteiligte ein. So verschicken sie aktuell Lebensmittelpakete an notleidende Familien im Süden Israels und organisieren Mittagessen für Kinder armer israelischer Familien. Da viele Schulen im Süden Israels kriegsbedingt geschlossen sind, fällt für diese Kinder die dringend nötige Schulspeisung aus. Die Rabbis engagieren sich auch politisch für sozial und wirtschaftlich Benachteiligte und sind aktiv im interreligiösen Dialog.

Eine ihrer wichtigsten Aktivitäten ist die Unterstützung von palästinensischen Bauern bei der Olivenernte, da diese immer wieder von radikalen Siedlern angegriffen werden. Die Rabbis arbeiten partnerschaftlich mit palästinensischen Gemeinden zusammen, die von Siedlergewalt oder Armeeübergriffen betroffen sind. Sie pflanzen mit ihnen gemeinsam neue Olivenbäume und versorgen abgelegene Regionen mit Hilfsmitteln. Dabei folgen sie einer Vision des Judentums, das Leben, Gerechtigkeit und Gleichheit heiligt.

Am Ende des Gottesdienstes spendet Bischof Tilman Jeremias den Segen. Landesrabbiner Yuriy Kadnikov (links) hielt zuvor die Predigt/Derascha. Die Synodalen starten anschließend in den ersten Sitzungstag.
Am Ende des Gottesdienstes spendet Bischof Tilman Jeremias den Segen. Landesrabbiner Yuriy Kadnikov (links) hielt zuvor die Predigt/Derascha. Die Synodalen starten anschließend in den ersten Sitzungstag.© Susanne Hübner, Nordkirche

Wenn Sie die Tagung verfolgen möchten: Um 12 Uhr startet der Livestream auf dem Portal der Landessynode oder schauen Sie doch auf der Facebook-Seite der Nordkirche vorbei. Dort freut sich unser Kollege Oliver Quellmalz über Ihren Besuch!

Grüße aus dem Kommunikationswerk 

Es berichten für Sie Claudia Ebeling, Julia Krause, Simone Viere und Maren Warnecke aus dem Kommunikationswerk der Nordkirche. Den Livestream finden Sie auf dem Synodenportal.

Landessynode kurz erklärt

Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder.

Die 156 gewählten Synodalen repräsentieren die verschie­denen Ebenen der Nordkirche, also Kirchenkreise sowie Dienste und Werke.

Dazu gibt es berufene Synodale, Jugendsynodale und Vertreter:innen der Theologischen Fakultäten. Wie in allen Gremien der Nordkirche arbeitet die Mehrheit der Mitglieder ehrenamtlich

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