Ökumenische Kirchenhütte erklärt Jesu Geburt für Groß und Klein
13. Dezember 2023
Auf dem Kieler Weihnachtsmarkt am Asmus-Bremer-Platz gibt es eine Hütte, in der es nichts zu kaufen gibt: die Kirchenhütte. Engagierte aus der katholischen und der evangelischen Kirche stehen hier Rede und Antwort zur Weihnachtsgeschichte.
„Sagen Sie mal, da fehlt doch das Kind!“ Eine Frau mit einer knallgrünen Mütze auf dem Kopf blickt Christiane Strunk und Martin Hevicke etwas empört an. Sie ist nicht die Erste, die diese Beobachtung macht. Die Krippe in der Kirchenhütte auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Asmus-Bremer-Platz in Kiel ist leer. Denn es ist noch nicht Weihnachten.
Stall und Stern mitten im Trubel
Zum 21. Mal steht die Kirchenhütte auf dem Weihnachtsmarkt. „Wir haben damals ein ganz niedrigschwelliges Angebot gesucht, um als Kirche zu den Menschen zu kommen“, erinnert sich Martin Hevicke. „Wir wollten raus in die Welt.“ Er selbst hat vor einigen Jahren einen kleinen Turm für das Dach der Hütte gebaut, in dem ein gelber Stern leuchtet. „Unser Kirchturm“, erklärt er lächelnd. So soll sich die Kirchenhütte von den anderen Buden abheben.
Hevicke und Strunk sind katholisch. Auch die Kirchenhütte ist zunächst ein Angebot der katholischen Pfarrei Franz von Assisi gewesen. Erst vor sechs Jahren ist der Kirchenkreis Altholstein dazugestoßen. „Weihnachten ist ein christliches Fest. Da ist es selbstverständlich, dass wir als Kirche dabei sind“, sagt Kiels Pröpstin Almut Witt, die regelmäßig auf dem Markt eine Schicht besetzt.
Eine kleine Pause im Weihnachtsstress
Maria, Josef, drei Schafe, ein Ochse und eine Krippe, die mit einem Schaffell ausgelegt ist, sind liebevoll im Stroh drapiert. „Meine Mutter ist mit diesen Krippenfiguren groß geworden“, erzählt Martin Hevicke. Er schätzt, dass sie mehr als 120 Jahre alt sind. Nicht nur ein abgebrochenes Horn am Kopf des Ochsen zeugt von ihrer Geschichte, in der die fast meterhohen Schnitzereien unter anderem im Keller der St.-Nikolaus-Kirche lagerten.
Drei Jugendliche schlendern an der Hütte vorbei, sie grinsen verstohlen, „wollen mal schauen“. Schmalzkuchen halten in der einen Hand, Glühweintassen in der anderen. Das heiße Getränk wird gegenüber der Hütte aus einer 12,5 Meter hohen Weihnachtspyramide verkauft. „Unsere Kirche gehört mitten in unsere Gesellschaft hinein. Und gerade zwischen Verkaufsständen ist es wichtig, an den eigentlichen Anlass der Weihnachtszeit zu erinnern“, sagt Pröpstin Witt. Zudem biete die Kirchenhütte so manchen eine willkommene Gelegenheit, einen Moment Pause zu machen zwischen Einkäufen und Glühwein.
Die Faszination von Jesu Geburt
Ein Mann läuft vorüber, zückt sein Smartphone, fotografiert durch die Scheibe die Krippe, geht weiter. „Manche Leute nehmen uns auch nur aus dem Augenwinkel wahr“, meint Christiane Strunk. „Ich denke immer, dass die Krippe etwas mit ihnen macht.“ Denn die Krippe steht für Jesu Geburt, für Weihnachten. „Unser Ziel ist es hier, Weihnachten zu erklären.“
Wer es genau wissen will, findet Antworten. Die Kleinen in Bilderbüchern oder auf einer Klapppostkarte. Die Großen können die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium auch auf einem Flyer mitnehmen. „Am meisten freut es mich, wenn die Kinder ihren Eltern erklären, welche Bedeutung die Figuren der Krippe denn haben, und ihnen die Weihnachtsgeschichte erzählen“, erklärt Almut Witt.
Kerzen für die Lieben
In einer Schale, die mit Sand gefüllt ist, brennt ein Teelicht. Wer möchte, kann hier weitere entzünden. Auf dem Plan des Betreibers heißt die Kirchenhütte „Raum der Stille“, erzählt Hevicke. Ein wenig stimmt das auch. Er habe hier gerade gestern lange mit einem Mann gesprochen, der um seine verstorbene Frau trauert. Christiane Strunk hat bereits ihre Thermoskanne eingepackt und sich verabschiedet. Da nähert sich wieder ein kleines Mädchen. „Wo ist denn das Jesuskind?“, fragt es.
Noch ist es nicht da. Doch die Kirchengemeinden gehen einen kleinen Kompromiss für die Besucher ein: Statt am 24. Dezember wird bei diesem besonderen Stall die Figur des Jesuskinds am 3. Advent in die Krippe gelegt.