Weltfrauentag

Ohlsdorfer Friedhof hat ein Gräberfeld nur für Frauen

Vereinsvorsitzende Rita Bake im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Vereinsvorsitzende Rita Bake im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof.© Simone Viere, Medienwerk Nordkirche

07. März 2013 von Simone Viere

Hamburg. Männer müssen hier draußen bleiben - allerdings nur, wenn sie schon tot sind. Im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg werden ausschließlich Frauen beigesetzt. Rund 300 Grabstellen sind hier eingerichtet. Im musealen Teil des Gartens erinnern historische Grabsteine und Gedenksteine an rund 80 bedeutende und auch weniger bekannte Hamburger Frauen.

Im Gegensatz zu verdienstvollen Männern, deren Andenken bewahrt wird, würden weibliche Persönlichkeiten schnell in Vergessenheit geraten, kritisiert die Hamburger Historikerin und Initiatorin Rita Bake anlässlich des Internationalen Frauentags am Freitag (8. März). Das habe vor allem etwas mit Machtinteresse zu tun. Bake: "Wir leben in einem Patriarchat." Es sei bedauerlich, dass Männer die Leistung des anderen Geschlechts nicht gleichberechtigt neben sich stehenlassen könnten.

Frauenbiografien in Erinnerung halten

Frauenbiografien sind seit 30 Jahren ein Forschungsgebiet der Historikerin. Durch den "Garten der Frauen" sollen Frauen, die Hamburgs Geschichte mitgeprägt haben, in bleibender Erinnerung gehalten werden. Viele Opfer der Nazi-Zeit haben hier einen Ort des Gedenkens. Der Garten lädt zum Verweilen ein, es ist ruhig und licht. Auf klassische Friedhofsblumen hat der Verein bewusst verzichtet, stattdessen soll es bunt sein - Rosen und Vergissmeinnicht wachsen hier.

Einen der schönsten Grabsteine hat Annie Kalmar (1877-1901), Schauspielerin am Hamburger Schauspielhaus. Erinnert wird auch an die Germanistin Agathe Lasch (1879-1942), erste Lehrstuhlinhaberin an der Universität Hamburg. Sie wurde als Jüdin von den Nazis deportiert und in den Tod getrieben. Auch die Hamburger Philosophin Margarete Adam (1885-1946) war Gegnerin des NS-Regimes. Erinnert wird zudem an die Schauspielerin Gerda Gmelin (1919-2003), die Hamburger "Zitronenjette" Henriette Johanne Marie Müller (1841-1916) und die Prostituierte "Domenica" Anita Niehoff (1945-2009).

Warteliste für das Gräberfeld ohne Männer

Auf Metallplatten im Garten und im nahe gelegenen Wasserturm erfahren Besucher mehr über das Leben der Verstorbenen. Der Verein "Garten der Frauen" mit derzeit 335 Mitgliedern - Frauen und Männer - kümmert sich um die Gräber auf dem rund 1.000 Quadratmeter großen Grundstück und um die Geschichten der Frauen.

Seit zwölf Jahren gibt es das Gräberfeld. Das Bedürfnis der Frauen nach männerfreien Grabstätten ist offenbar groß: Für die Reservierung gibt es eine Warteliste. Auch die Vereinsvorsitzende Rita Bake hat ihre künftige Grabstelle hier: "Mein Mann muss sich selbst was suchen". Direkt hinter dem Zaun beginnt ein Gräberfeld, auf dem sich auch Männer bestatten lassen können, die in der Nähe ihrer Frauen liegen möchten. 

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