Pastor lädt ins Kloster Cismar zu Gebet und Führungen ein
15. Juli 2022
Cismar. Pastor Michael Hanfstängl aus dem Kirchenkreis Ostholstein lädt den Sommer über einmal pro Woche ins Kloster Cismar ein. Dort erzählt er Interessierten kostenlos über den Flügelaltar aus dem 13. Jahrhundert, einen herausragender Kunstschatz der Region. Zusätzlich bietet er sowohl Urlaubsgästen wie auch Einheimischen ein benediktinisches Stundengebet an.
Das Kloster Cismar ist eine große mittelalterliche Abtei in Ostholstein und wurde von Benediktinern gegründet. Sie ist zugleich eines der bedeutendsten Bauwerke lübischer Frühgotik mit einem der ältesten erhaltenen Flügelaltäre überhaupt.
Er gehört zu den herausragenden Kunstschätzen der Region, doch es ist nicht ganz leicht, ihn sich aus der Nähe anzuschauen: Der um 1315 vermutlich in Lübeck geschaffene Flügelaltar in der Kirche des Klosters Cismar ist ein Juwel, das – zumindest außerhalb von Gottesdiensten – die meiste Zeit lediglich durch eine verschlossene Glastür zu bewundern ist. Denn der Altar, der sich wie das gesamte ehemals von Benediktinern gegründete Kloster im Besitz der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen befindet, ist vor allem auch für das Raumklima empfindlich.
Pastor Michael Hanfstängl, der beim Kirchenkreis Ostholstein für Ökumene und interreligiösen Dialog zuständig ist, hat sich zur Aufgabe gemacht, den Sommer über einmal pro Woche vor Ort zu sein, um Interessierten kostenlos ein bisschen über dieses Kleinod zu erzählen.
Da sind zum Beispiel die vielen Tier-Allegorien wie etwa der Adler, das Kreuzeslamm oder der Pelikan, die für Jesus Christus stehen. Aber auch der Mord von Kain an seinem Bruder Abel und die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer zeigt der Altar, ebenso wie die Leidensgeschichte Jesu. Die Motive aus dem Leben Abrahams, Melchisedeks und Moses erklären sich gerade für die nicht ganz bibelfesten Besucher nicht von selbst, ebenso wenig die beiden Flügel-Innenseiten mit dem Johannes- und dem Benedikt-Zyklus. „Dieser Altar bietet die Möglichkeit, sehr kompakt das Leben Jesu darzustellen und darüber hinaus die Beziehung zwischen Kirche und Staat zu beleuchten“, sagt Hanfstängl.
Besucher sind positiv überrascht und interessiert
Der Erfolg seiner kleinen Führungen, in die viele Besucher eher zufällig hineingeraten, gibt ihm recht, wie kürzlich eine spontane Umfrage unter Besuchern zeigte: „Wir waren positiv überrascht, dass wir hier so etwas noch gezeigt bekommen“, erzählte zum Beispiel ein Ehepaar aus Osnabrück. Sie hatten etwas über das Kloster gelesen und wollten das auf ihrer Radtour „noch mitnehmen“.
Thomas Rosenthal aus der Nähe von Bielefeld meinte: „Überall, wo wir Urlaub machen, gehen wir auch mal in eine Kirche und gucken uns das an. Die Ausführungen des Pastors waren sehr interessant, weil er auch auf die Hintergründe eingeht.“ Karl-Heinz Werner aus Elmshorn, der mit seiner Frau Ingrid nach vielen Jahren eher zufällig mal wieder in Cismar war, hielt fest: „Über diesen Altar kann man wunderbar einen Zugang zum Alten und Neuen Testament finden. Das fand ich enorm.“
Neben Pastor Hanfstängl bieten auch zwei Ehrenamtliche aus der Gemeinde jeden Mittwoch und Samstag um 17 Uhr – gegen einen kleinen Obolus – eine etwa einstündige Klosterführung an.
Tourismus-Expertin des Kirchenkreises: "Besuch lohnt jeden Tag"
Aus Sicht von Merle Fromberg, die beim Kirchenkreis Ostholstein für den Bereich Tourismus zuständig ist, ist ein Besuch in Cismar auch ohne persönliche Führung ein Gewinn. „Es lohnt sich immer, diesen Ort zu besuchen.
Es gibt einen Flyer, in dem die Geschichte des Klosters kurz und knapp in einfachen Worten dargestellt wird. Besonders spannend ist aber auch der virtuelle 360-Grad-Rundgang, der über einen QR-Code – er hängt vor Ort aus – das Kloster und seine Geschichte vorstellt.“ Merle Fromberg: „Ein Besuch des Klosters lohnt sich jeden Tag.“