Pastorentausch mit Tansania
02. November 2017
Kieler Pastoren am Kilimanjaro, Pastoren aus Tansania an der Förde: Propst Thomas Lienau-Becker möchte gemeinsam mit seinem afrikanischen Amtsbruder Winford Mosha einen Pastorenaustausch ins Leben rufen.
Mosha ist Propst des Distrikts Ostkilimanjaro, der dem Kirchenkreis Altholstein seit vielen Jahren partnerschaftlich verbunden ist. "Ich finde dieses Projekt unglaublich spannend und bin optimistisch, dass der Funke bei unseren Pastores überspringt", sagt Lienau-Becker.
Für zwei Wochen nach Afrika
Die Kieler sollen in Tansania für zwei Wochen im Pastorat des Kollegen wohnen, um ganz nah dran zu sein.
"Bei uns haben fast alle Geistlichen ein zweites Standbein, halten sich Schweine oder Hühner hinter dem Haus", beschreibt Winford Mosha die Situation am Kilimanjaro. "Denn gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen können die Kirchengemeinden oft das Gehalt der Pastoren nicht vollständig bezahlen."
Besuchsdienst ist Schwerpunkt in Tansania
Unterschiedlich sind auch die Prioritäten in beiden Ländern, etwa zwischen Gottesdiensten, Verwaltung und Seelsorge.
So machen Besuche der Kirchenmitglieder in Tansania einen großen Teil der Arbeit aus. "Wenn der Pastor nicht bei seinen Leuten vorbeischaut, dann kommen sie auch nicht mehr zum Gottesdienst und irgendwann funktioniert die Gemeinde nicht mehr", erklärt Mosha.
Außerdem ist es in Tansania üblich, dass Pastoren von benachbarten Gemeinden zusammen ihre Predigten vorbereiten.
Einzige Voraussetzung: Gute Englischkenntnisse
Lienau-Becker zeigt sich überzeugt: "Ein Austausch kann dazu beitragen, sich von unserem Kirchturmdenken zu verabschieden, den eigenen Rahmen zurechtzurücken und wahrzunehmen, wie unterschiedlich christliche Gemeinden sein können. Einzige Voraussetzung um am Programm teilzunehmen, sind gute Englischkenntnisse."
Einen Anfang für diesen Austausch machen die beiden Pröpste derzeit selbst. Quasi als Pilotprojekt schaut Winford Mosha seinem Kieler Kollegen für mehrere Tage über die Schulter.
Noch bis zum 9. November ist er in Begleitung seiner Frau Eunice im Kirchenkreis Altholstein zu Gast. Auf dem Besuchsprogramm des 67-Jährigen stehen in den kommenden Wochen unter anderem Treffen mit verschiedenen Kirchengemeinden an, die eine Partnerschaft nach Tansania unterhalten.
Zum Abschluss nimmt der tansanische Propst am Gedenken zur Reichspogromnacht (9.11.) am Mahnmal der ehemaligen Kieler Synagoge in der Goethestraße teil.
Winford Mosha steht dem Distrikt Ostkilimanjaro der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias vor, der zweitgrößten lutherischen Kirche weltweit. Als Propst ist er zuständig für 45 Kirchengemeinden mit insgesamt 85.000 Mitgliedern.