Solidaritätsaktion

Postkarten-Welle für inhaftierte Menschenrechtler

Die Initiatoren der Aktion hoffen, dass die "Istanbul 10" viele Postkarten erhalten.
Die Initiatoren der Aktion hoffen, dass die "Istanbul 10" viele Postkarten erhalten.© Unsplash.com/Jerrit Peinelt

13. Oktober 2017 von Sebastian Kühl, Lena Modrow

Eine kleine Nachricht kann eine große Bedeutung haben - das sagen die Greifswalder Domgemeinde und der Verein Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion KURVE Wustrow. Sie rufen zur „Postkarten-Welle“ auf: Mit dem Versenden von Postkarten an zehn in der Türkei inhaftierte Menschenrechtler und Friedensaktivisten – bekannt geworden als „Istanbul 10“ – sollen diese in ihrer ungewissen Situation gestärkt und soll gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden.

Der Berliner Peter Steudtner, der Schwede Ali Gharavi, die Direktorin von Amnesty International Türkei, Idil Eser, sowie weitere sieben türkische Menschenrechtler – bekannt geworden als „Istanbul 10“ –  sind seit Juli in türkischer Gefangenschaft. Gerade Steudtner hat eine besondere Verbindung nach Wustrow und auch zur Greifswalder Domgemeinde. Steudtner leitete die Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion KURVE Wustrow und engagierte sich unter anderem in Ländern wie Nepal, Kenia, Mosambik und Israel der Friedensarbeit. „Ich habe mit Peter Steudtner eine Zeitlang in der Mediengruppe des Lutherischen Weltbundes und bei der Vorbereitung von Weltdiensttagen zusammengearbeitet“, erzählt Dompastor Matthias Gürtler. „Peter und seine Familie gehören zur Gethsemane-Gemeinde in Berlin, die seit Juli immer montags um 18 Uhr zum Friedensgebet für die ‚Istanbul 10‘ einlädt.“

Banner Istanbul 10
Neben dem Eingang des Greifswalder Doms weist ein Banner auf die Aktionen für die in Istanbul Inhaftierten hin. © Michael Berger/Kirchengemeinde St. Nikolai

(Foto: Michael Berger/St.Nikolai)

Mutmachende Botschaften

Die Postkarten-Welle funktioniert so: Unterstützer schreiben eine Postkarte mit persönlichen Botschaften und Wünschen an Ali, Günal, Idil, Ilknur, Nalan, Nejat, Özlem, Peter, Şeyhmus oder Veli. Dabei wird eine Postkarte immer nur an eine Person der „Istanbul 10“ gerichtet. Wer sich entscheidet, an mehr als eine Person zu schreiben, verfasst weitere, separate Karten. Da die Postkarten vom Gefängnispersonal gelesen werden, sollen sie keine „vertraulichen“ Informationen enthalten und Kommentare über die politische und allgemeine Situation in der Türkei vermeiden. Solidaritätsbekundungen seien in Ordnung, jedoch sollten die Karten respektvoll und ohne herabwürdigende Sprache verfasst werden, so der Verein.

Der Verein sammelt die Sendungen

Die Postkarten gehen daher in einem Umschlag an folgende Adresse: KURVE Wustrow, Kirchstraße 14, 29462 Wustrow.

Da noch nicht geklärt ist, wie und wann die zehn Inhaftierten die Post erhalten können, sammelt der Verein zunächst alle Sendungen. Die Initiatoren werden die Postkarten übermitteln, sobald es möglich ist. Damit die Absender darüber informiert werden können, wann dies geschehen ist, bittet der Verein die Absender, ihre Kontaktdaten inklusive Email-Adresse der Postkarte separat beizulegen.

Steudtner drohen fünf bis zehn Jahre Haft

Mit dem Aufruf zur Teilnahme an der „Postkarten-Welle“ verbindet Pastor Matthias Gürtler die Hoffnung, dass doch noch eine Lösung gefunden wird. „Die Bundesregierung setzt sich für die Freilassung Peter Steudtners ein, das versicherte Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem Besuch am 31. August im Dom. Bisher führten aber alle diplomatischen Initiativen nicht zur Freilassung“, so der Pastor. Am 8. Oktober wurde gestützt auf anonyme Zeugen gegen Peter Steudtner Anklage wegen Vorbereitung eines Umsturzes erhoben. Ihm drohen fünf bis zehn Jahre Haft.

 „Wir bitten um Beteiligung an der Postkartenaktion“, sagt Gürtler. „Es dauert nicht lange, eine Postkarte zu schreiben - für die Inhaftierten kann aber jede Karte einen Schritt in Richtung Freiheit bedeuten!“

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