Reformationsempfang: Landesbischof Gerhard Ulrich wirbt für eine "gnädige Gesellschaft"
01. November 2018
Beim Reformationsempfang der Nordkirche am 31. Oktober in Greifswald hat Landesbischof Gerhard Ulrich aufgerufen, eine "gnädige Gesellschaft" zu schaffen.
"Wir könnten versuchen, unsere Urteile über die Welt und den Nächsten nicht zuerst aus dem zu gewinnen, was ihm oder ihr alles fehlt", sagte Ulrich vor rund 170 Gästen.
Vielmehr sollten die Menschen "zuerst staunen über die Fülle aus der wir leben" und die sich in jedem Menschen spiegele.
Gegenseitiger Respekt nimmt ab
Als Beispiel für die "herrschenden Gnadenlosigkeit" führte der Landesbischof den zunehmenden Rückgang des Respekts vor anderen an.
Er kritisierte, dass Menschen sich im Schutz der Anonymität sozialer Medien zunehmend ermutigt fühlten, "mal so richtig die Sau rauszulassen, dem anderen mal so richtig die Meinung zu geigen und dem Hass freien Lauf zu lassen - ungebremst".
Freiheit und der Dienst für den anderen gehören zusammen
Zuvor hatte Bischof Hans-Jürgen Abromeit in seiner geistlichen Besinnung im Greifswalder Dom daran erinnert, dass die Freiheit, zu der Jesus Christus die Menschen berufen habe, nicht bedeute, "dass ich machen kann, was ich will".
Vielmehr sei derjenige, der immer nur das tue, was er will, "zutiefst versklavt durch sein eigenes Ich" sei. Frei seien Menschen nicht nur für sich selbst, "sondern gerade dann, wenn ich auch für andere frei bin".
Darum gehörten Freiheit und der Dienst für den Nächsten zusammen, so Abromeit.
Gelegenheit, für ein besseres Miteinander einzutreten
Nach Worten des Präses der Landessynode, Andreas Tietze, muss der Reformationstag eine allgemeine gesellschaftliche Bedeutung gewinnen.
"Wenn in unseren Tagen Menschen, die in Deutschland eine Zuflucht suchen und eine Existenz aufbauen wollen, diffamiert und ausgegrenzt werden, ist der Reformationstag eine Gelegenheit, für ein besseres Miteinander einzutreten."
Nordkirche ist "wichtigen Partner" im Bildungsbreich
Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) nannte im Grußwort der Landesregierung die Nordkirche einen "wichtigen Partner" insbesondere im Bereich der Bildung: "Unser Gemeinwesen heute, allem voran das Erziehungs- und Bildungswesen, ist ohne die christlichen Kirchen nicht denkbar."
Reformationsjubiläum als Zäsur
Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich sagte, er verstehe das Reformationsjubiläum als eine "Zäsur in der Geschichte unserer Kirchen".
Nie zuvor habe er so deutlich erlebt, wie sich die Grenzen zwischen den konfessionellen Milieus abbauen und das Verbindende im Vordergrund stehe.